Für das marode Haus an der Papestraße gibt es seit Donnerstag offiziell Ersatz. Bei der Eröffnung des neuen Jugendzentrums in der Weststadthalle war die Stimmung jedoch noch etwas nüchtern. Denn noch fremdeln einige Besucher.
Eigentlich ist dies ein historischer Tag. Man kommt nur nicht gleich drauf, denn die Stimmung ist irgendwie nüchtern. Es gibt Laugenstangen und Salzbrezeln in großen Körben, es gibt Kaffee und Bier, und der Oberbürgermeister hält eine angenehm präzise und deshalb kurze Rede. „Ich bin sicher“, sagt Reinhard Paß, „dass die Weststadthalle den Nerv der Zeit treffen wird.“ Er sagt aber auch, dass diese Einrichtung „nichts mit dem zu tun hat, was man bisher kannte.“
Vielleicht hat die seltsam nüchterne Stimmung zu Beginn dieses, naja: Festakts, genau damit zu tun. Mit diesem Fremdeln, das viele Besucher beschleicht. Denn die meisten, die am Donnerstagnachmittag zur offiziellen Eröffnung gekommen sind, gehören nicht zur Zielgruppe. Es sind Menschen aus der Jugendverwaltung, dem Jugendhilfeausschuss, gleich drei Dezernenten des Verwaltungsvorstands sind gekommen. Irgendjemand mit grauen Haaren erzählt, dass er „dabei war, als das Jugendzentrum Papestraße eingeweiht wurde“. Ein anderer, der erkennbar älter ist als 50 Jahre, raunt: „Diesen Raum hier mocht’ ich noch nie.“
Mit Verlaub: Das ist jetzt einigermaßen egal, denn es sind die jungen Menschen, die kommen sollen und das tun, was das neue Motto des Hauses vorgibt: „Vielfalt leben“. Eine mitreißende Show der Essener Streetdance-Formation Lunatics macht auf der Bühne den Anfang, und sogleich zeigt die Weststadthalle ihre Stärke: Die Präsenz der Bühne. Sie steht, anders als in allen anderen großen Veranstaltungsräumen, an der Längsseite des Raums. Der Effekt: Die Show ist ganz nah, und selbst ein kleines Publikum kann für gute Stimmung sorgen.
Man kann mit einigem Recht darauf hoffen, dass Jugendlichen so die Angst genommen wird, überhaupt erst mal diese Bühne zu betreten. Die neue, konsequente Ausrichtung auf Kinder-, Jugend- und Schulkultur wird hoffentlich genügend Anlässe bieten, auf genau diesen Effekt zu setzen.
Ansonsten wird an diesem ersten Abend all das geboten, das die Weststadthalle künftig ausmachen soll: Poetry Slam. Auftritte der Folkwang-Musikschule, die ja nebenan sitzt. Rockmusik. Und noch viel mehr. Die andere Stärke des neuen Hauses: „Weststadt Horizont“, die neue „Lounge“ in ansprechender und zeitgemäßer Optik, dunkles Holz, Grautöne an den Wänden, und Getränkepreise, die Jugendliche ansprechen sollten: Cola kostet zwei Euro das 0,3-Liter-Glas. Es gibt Spiele, etwas zu Lesen und einen Kicker, teestubenhaft ist hier nichts.
Zukunft, du kannst kommen. Jetzt fehlen nur noch ein paar Schilder, damit die Zielgruppe den Laden auch findet.
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