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Sechs nette junge Männer sitzen auf der Anklagebank. Abiturienten sind sie, aber eben auch Räuber. Die beiden Haupttäter, 20 und 21 Jahre alt, verurteilte das Jugendschöffengericht am Mittwoch zu je dreieinhalb Jahren Haft. Vier Komplizen bekamen Bewährungsstrafen.

Der Überfall auf das Cinemaxx am Berliner Platz brachte die Ermittler auf die Spur der „Abi-Gang“. Am 21. März bedrohte ein Maskierter gegen zwei Uhr nachts fünf Angestellte des Cinemaxx mit einer Pistole. Er zwang sie, sich gegenseitig zu fesseln. Dann ging er zum Tresorraum, ließ sich den Safe von einem der Angestellten öffnen und erbeutete 100 000 Euro.

Ein Tipp aus der Szene auf die Haupttäter war goldrichtig. Die Polizei hörte mit, wie die Täter aus Kray, Schonnebeck, Katernberg und Frillendorf vorgegangen waren. Denn zwei der Opfer, die aushilfsweise im Kino arbeiteten, gehörten tatsächlich zu den Räubern. Generalstabsmäßig hatte die Gruppe die Tat vorbereitet. Wo der Tresor steht, wann die Wachleute in der Nähe sind – all diese Hinweise lieferten die Komplizen, die im Cinemaxx arbeiteten.

„Geldgeilheit“ nannte Verteidiger Volker Schröder als Motiv. Und es hörte sich an wie in einem schlechten Film, wofür sie die Beute nutzten: Einer kaufte einen Porsche, der andere einen Mercedes CLK. Beim Einkauf mussten es schicke Markenklamotten sein, Geld kostete auch der Besuch des Sonnenstudios vor Besuchen in Düsseldorfer Diskotheken. Und auch ihre Bordellbesuche gingen ins Geld, weil sie mit „billigen Puffs“ nicht mehr zufrieden waren.

Aus ordentlichen Familien kommen sie, stehen alle zum ersten Mal vor Gericht. „Sie hätten es besser wissen müssen“, sagte Jugendrichterin Sandra Sandner im Urteil. Staatsanwalt Thomas Holz, der ihnen vorwarf, „falschen Idealen nachzujagen und auf dicke Hose zu machen“, sah das ähnlich: „Das sind nicht die Angeklagten, die von der Sonderschule und aus zerrütteten Familien kommen.“ Verteidiger Stefan Kixmöller sah eine Erklärung: „Der Druck, sich mit Statussymbolen auszustatten, war immens.“

Im Ermittlungsverfahren hatten die Angeklagten auch noch gestanden, in zum Teil wechselnder Besetzung einen vorgetäuschten Überfall auf den Oberhausener Gasometer (10 390 Euro Beute) und einen echten Überfall auf einen Katernberger Netto-Markt (19 000 Euro Beute) verübt zu haben. Die Masche war immer gleich. Die Haupttäter planten und warben Komplizen vor allem im Fitnessstudio an. Sie brauchten immer einen, der in den Zielobjekten arbeitete, und einen, der den Überfall ausführte. Den Großteil der Beute kassierten dann die Haupttäter.