Essen.

Die Gnadenfrist ist abgelaufen: Die markante Holzskulptur durfte nicht an der Marktkirche bleiben und wurde eingelagert. Und das obwohl sie nach Meinung von Willi Overbeck, Kultur-Beauftragte der Evangelischen Kirche, „geliebt wurde“.

Mandela ist weg. Ein Jahr lang stand die Plastik des Künstlers Jems Robert Koko Bi an der Marktkirche in der Innenstadt. „Und die Menschen haben sie geliebt“, sagt Willi Overbeck, der Kultur-Beauftragte der Evangelischen Kirche. Trotzdem drang die Stadt nun auf eine Entfernung des Kunstwerks, und so wurde der Mandela-Kopf am Montag abtransportiert und zunächst im Betriebshof des Revierparks Nienhausen untergebracht.

Overbeck bestreitet nicht, dass die Entscheidung der Stadt rechtens ist. Ursprünglich sollte die aus gebranntem Fichtenholz erstellte und mit einem Glaskasten geschützte Skulptur nur von Juni bis September 2010 an der Marktkirche stehen. Im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres wurde damals in dem Gotteshaus eine Ausstellung mit Werken von Koko Bi gezeigt, auf die der Kopf von Nelson Mandela spektakulär hinwies.

„Der muss bleiben“

Der südafrikanische Freiheitskämpfer hatte also eine befristete Aufenthaltsgenehmigung. „Doch freiwilligen Helfer, die Aufsicht führten, beobachteten, dass sich Mandela zum Blickfang entwickelte und sehr viele Leute anzog“, erinnert sich Overbeck. „Da beschlossen die Ehrenamtlichen: ,Der muss bleiben.’“

Doch ihr Kontakt mit den zuständigen Stellen sollte ernüchternd ausfallen: Sowohl die Jury „Kunst im öffentlichen Raum“ als auch die Untere Denkmalbehörde winkten ab: Ästhetische Bedenken und Anordnungsgründe sprächen dagegen, die Plastik zwischen der Marktkirche und der benachbarten Buchhandlung zu belassen; zumal an der Kirche noch eine Krupp-Statue stehe.

Auch interessant

Von DerWesten

„Die Jury und der Kulturdezernent haben uns bei der Suche nach einem Alternativstandort unterstützt“, sagt Overbeck. Außerdem bekam Mandela eine Duldung für ein Jahr, befristet bis September 2011. Bald hoffte man, die Skulptur könne an die Kreuzeskirche in der Nordcity umziehen, doch die Umgestaltung des Viertels verzögerte sich; den Mandela-Rettern lief die Zeit davon. Geprüft wurde auch ein Umzug in die nahe Rathaus-Galerie, hier verhinderte der Brandschutz die Aufstellung der Holzskulptur.

Einladung nach Dakar

Darum musste Mandela mit Ablauf der „letzten Galgenfrist“ am Montag weichen, so Overbeck. Dabei sei eine Ehrung des südafrikanischen Helden in Essen nicht abwegig: „Die evangelische Kirche hat den Befreiungskampf gegen das Apartheid-Regime ja immer unterstützt.“ Auch bei den Betrachtern habe sich wohl die Begeisterung für das Kunstwerk mit dem Respekt vor Nelson Mandela gemischt.

Respekt vermisst unterdessen der Schöpfer der Skulptur, Jems Robert Koko Bi. Der aus der Elfenbeinküste stammende Künstler hat an der Kunstakademie Düsseldorf studiert und lebt seit 1997 in Essen. Er habe schon viele Projekte für und mit der Stadt gemacht und hätte sich darum ein Gespräch über sein Kunstwerk und dessen Qualität erhofft. „Einfach nur zu sagen, es muss weg, ist enttäuschend. Diese Gleichgültigkeit verletzt mich.“

Immerhin habe er Kontakte zu den Machern einer Unesco-Ausstellung in Paris und eine Einladung zur Biennale in Dakar (Senegal) im Frühjahr 2012. Da müsse er noch klären, wie er die Transportkosten stemmen solle. Eins steht für Koko Bi schon fest: „Mandela darf nicht im Revierpark vergammeln.“