Essen.

Wenn morgen auf dem Platz neben der Frohnhauser Apostelkirche an der Mülheimer Straße die Marmorskulptur „Focus of Life“ von Simone Elsing feierlich enthüllt wird, hat Essen nicht nur ein weiteres Kunstwerk im öffentlichen Raum. Die Neugestaltung dieses städtischen - nicht wie viele vermuten kirchlichen - Grundstücks aus einem Guss, bildet sozusagen den Schlussstein der baulichen Um- und Neugestaltung des einstmals tristen Quartiers. So erklärt sich dann auch die Förderung durch Bund und Land - die Stadt konnte lediglich mit Hilfestellung u.a. von „Grün und Gruga“ bei der Umsetzung der Pläne unter die Arme greifen. Immerhin.

Zuvor hatte die evangelische Kirche, die den Impuls für die Neugestaltung gab, mit Hilfe von Stiftungen, Unternehmen und Privatleuten 70 000 Euro zusammengebracht. Erst danach flossen die zusätzlich benötigten 90 000 Euro von Bund und Land, mit denen der Platz nun zum Kunst- und Ruheort an der vielbefahrenen Hauptstraße umgestaltet werden konnte. „Die Kirchengemeinde verpflichtete sich übrigens, für die Pflege des Platzes auf zu kommen“, so Pfarrer Werner Sonnenberg, der auch betont, dass die Jury für Kunst im öffentlichen Raum Platzgestaltung und Kunstwerk „durchgewunken“ habe.

Kunst ist in der Frohnhauser Gemeinde kein Fremdwort. Sonnenberg baute das neben der eigentlichen Kirche liegende Nachkriegsprovisorium zum mittlerweile anerkannten Kunst- und Kulturort Apostelnotkirche aus. Die gilt seither als einzige Galerie mit regelmäßigen Ausstellungen und Veranstaltungen im Essener Nordwesten.

Simone Elsing ist in der Stadt keine Unbekannte. Ihre Stein-Skulpturen findet man nicht nur im Berufsförderungszentrum oder dem ComIn und im Elisabethkrankenhaus. Auch die Stadt oder der RWE-Konzern zählen zu Elsings Auftraggebern.

Für den „Focus of Life“ wählte Simone Elsing einen sieben Tonnen schweren und etwa 2,60 Meter hohen Marmorblock - den die Berufsfeuerwehr bereits am Montag an den vorgesehenen Standort brachte. Von der Kreuzung her erscheint der Block rau, fast abweisend. Wer im gläsernen Frohnhauser Kulturcafé sitzt oder aus der Kirche tritt, blickt auf die bearbeitete Seite der Skulptur. Ein geschliffenes Rund etwa in Herzhöhe des Betrachters schimmert zartrosa und fein geädert. Archaisch anmutend, ein Symbol für Unendlichkeit wie Vollkommenheit wölbt sich zurück, fast wie eine eingelassene Schale. Ruhe, ein Zentrum, das den Menschen fast unwillkürlich anzieht, an die Mitte denken lässt oder an das, was die Essenz des Lebens ist: Gedanken, die Simone Elsing über ihre jüngste Arbeit formuliert. Der von ihr gestaltete Platz stellt sich künftig wie ein Fünfstern dar, ein altes Symbol auch für den Menschen als vollkommenen Mikrokosmos.

Da Vollkommenheit nicht allgemein vorauszusetzen ist, ließ Simone Elsing den Stein vorsorglich mit einer Schutzschicht überziehen, so dass sich mögliche Schmierereien schneller entfernen lassen.