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Um das Logistik-Problem der Messe zu lösen, verhandelt die Stadt über den Kauf des ehemaligen Güterbahnhofs in Rüttenscheid - und ist sich mit dem Eigentümer im Prinzip einig. Für die Messe könnte es mangels Alternativen ein teures Geschäft werden.
Was haben sie sich die Köpfe zerbrochen: Soll die Messe Essen erweitert werden, und wenn ja wohin? Die Entscheidung ist hinter den Kulissen längst gefallen, aber die Messe ist noch nicht gelesen. Bevor der Rat der Stadt voraussichtlich in der Novembersitzung grünes Licht gibt für einen 100 Millionen Euro schweren Messe-Ausbau entlang der Norbertstraße, gilt es eine schlüssige Antwort auf jene Frage zu finden, die für das Messegeschäft eine des Überlebens ist: Wo soll die Messe künftig die Lkw-Logistik abwickeln?
Weil die Stadt bei der Suche nach geeigneten Grundstücken im Umfeld der Messe nicht fündig geworden ist, haben die Planer ein Auge auf jene Fläche geworfen, die von der Messe der bereits als Park- und Logistikplatz genutzt wird: den Parkplatz P 2 auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Rüttenscheid an der Veronikastraße. Das insgesamt 50 000 Quadratmeter große Areal gehört der Hopf Immobilien Entwicklungsgesellschaft. Beide Seiten verhandeln bereits über einen Verkauf - und sich im Prinzip einig geworden. Für die Stadt und ihre Tochter, die Messe Essen, könnte es mangels Alternativen ein teures Geschäft werden.
500 000 Euro Pacht pro Jahr
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Im Aufsichtsrat der Messe macht der ein oder andere noch heute die Faust in der Tasche. Ein Ärgernis sei es, dass der damalige Messe-Chef Joachim Henneke nicht zugegriffen habe, als das Bahngrundstück zum Verkauf stand. Stattdessen schnappte sich die Hopf IEG das Areal von der Güteklasse eines Filetstücks - übrigens nachdem Bahn und Messe sich nicht einig geworden waren. Und das, wie es heute heißt, zu einem Spottpreis. Rund fünf Million Mark soll die Entwicklungsgesellschaft für das Grundstück in bester Lage gezahlt haben. „Den Kaufpreis hätten wir längst wieder raus“, heißt es von Seite der Politik, zahlt die Messe doch für den Parkplatz 500 000 Euro Pacht pro Jahr.
Essen aus der Luft
Die Hopf IEG ist nicht dafür bekannt, dass sie ihr Geld mit Grundstücksspekulationen verdient. Auch mit dem ehemaligen Güterbahnhof an der Veronikastraße haben die Entwickler Großes vor. Das Areal ist für einen Neubau der Polizeiinspektion Süd ausgeguckt. Weil die Stadt aber das Baurecht verweigert, liegt man vor Gericht. Der Rechtsstreit soll in einem Moderationsverfahren geklärt werden. Auch wenn die Hopf IEG sich durchaus gute Chancen ausrechnen dürfte zu obsiegen, zeigen sich die Rüttenscheider dem Wunsch der Stadt nach einem Kauf des Grundstücks gegenüber aufgeschlossen.
10 Millionen Euro Mehrkosten?
An einem nachhaltig zerrütteten Verhältnis haben die Entwickler kein Interesse. Dass die Karten, was den Neubau der Polizei angeht, neu gemischt wurden, seit das Land auch die Außenflächen der alten Landespolizeischule an der Norbertstraße unter Denkmalschutz gestellt hat, dürfte die Verhandlungsbereitschaft fördern. Die Landespolizeischule war ebenfalls für die Messe-Logistik im Gespräch. Nun bleibt die Polizei, wo sie ist.
Die Stadt drängt jedenfalls auf Planungssicherheit. Die Messe soll das Grundstück übernehmen, was die Kosten für den Ausbau nach oben treiben dürfte. Um bis zu zehn Millionen Euro? Diese Zahl geistert herum. Noch ist aber offen, ob das gesamte Gelände gekauft werden soll, was die Hopf IEG offenbar anstrebt, oder nur ein Teilstück. Auch über Tauschgeschäfte wird verhandelt. Am Ende wird es auf ein Angebot herauslaufen, das die Hopf IEG nicht ablehnen kann.