Essen. . Die Evag benötigt zum Erhalt des bestehenden Bus- und Bahn-Netzes in den nächsten neun Jahren 400 Millionen Euro. In den kommenden fünf Jahrzehnten werden sogar rund 1,2 Milliarden Euro fällig.

Die Evag benötigt zum Erhalt des bestehenden Bus- und Bahn-Netzes in den nächsten neun Jahren 400 Millionen Euro. In den kommenden fünf Jahrzehnten werden sogar rund 1,2 Milliarden Euro fällig. Woher das Geld für diese ungeheuren Summen kommen soll, ist unklar.

Wie hoch ist der Sanierungsstau schon jetzt – und was kostet er die Bürger? Fragen & Antworten.

Ein Aufzug im U-Bahnhof „Hauptbahnhof“ ist ständig kaputt. Viele Rolltreppen – zum Beispiel am Bahnhof „Messe Ost/Gruga“ – sind es auch. Hat der Verfall schon längst eingesetzt?
Das nicht. Aber besonders Rolltreppen sind besonders für Störungen und Vandalismus anfällig. Entsprechend kostenintensiv sind sie. Die Evag gibt für ihre Aufzüge und Rolltreppen an Essener Stationen jährlich rund 1,5 Millionen Euro aus – nur für Instandsetzung und Wartung. Das große Problem: Dinge, die früher billiger zu haben waren, kosten heute das Vielfache, und das liegt nicht an der allgemeinen Preissteigerung.

Beispiel Hauptbahnhof: Mitte der 1970er-Jahre wurden 26 Rolltreppen eingebaut – für damals 1,9 Millionen DM. 2004 wurden sie komplett erneuert. Kosten: 5,8 Millionen Euro.

Warum muss man für den Erhalt der Anlagen heute so viel mehr bezahlen als früher?

Weil die Politik nicht mehr so großzügig sponsert wie früher. Beispiel U18: Das drei Kilometer lange Teilstück, auf der die Stadtbahn oberirdisch auf der A40 bis zur Stadtgrenze Mülheim fährt, verursache 1977 Baukosten von umgerechnet 18,8 Millionen Euro. Aber: 90 Prozent wurden damals von Land und Bund bezahlt. Bei der Erneuerueng der Strecke im Jahr 2009 sah das schon anders aus: Da wurden nur noch knapp 70 Prozent subventioniert. Die Evag musste für die Renovierung der vier Bahnhöfe auf Essener Stadtgebiet und für die technische Generalüberholung der Gleisstrecke aus eigener Tasche rund 11,5 Millionen Euro zahlen.

Oder: Die Montage einer einzelnen Rolltreppe am U-Bahnhof Berliner Platz kostete im Jahr 1980 knapp 172 000 DM. 90 Prozent davon zahlten Bund und Land. Die Rolltreppe wurde jetzt ausgetauscht gegen eine neue. Kosten: 180 000 Euro. Öffentliche Förderung: null Euro.

Wie marode sind Busse und Bahnen in Essen?
Die Bus-Flotte der Evag (190 Fahrzeuge) ist relativ jung, das Durchschnitts-Alter beträgt vier bis fünf Jahre. Die Stadt- und Straßenbahnwagen sind hingegen durchschnittlich 20 Jahre alt. Es sind immer noch 24 Stadtbahnwagen (Typ „B-Wagen) unterwegs, die zwischen 1976 und 1978 gebaut wurden. Alte Fahrzeuge verursachen im Betrieb höhere Kosten als neue. „Deshalb werden wir 27 neue Straßenbahnwagen bestellen, die ab 2013 geliefert werden“, kündigt Evag-Sprecher Olaf Frei an. Kosten: 70 Millionen Euro.

Was kann man tun, um die Kosten langfristig in den Griff zu bekommen?
Evag-Chef Horst Zierold hat sich zuletzt bei einer Fachtagung für eine flächendeckende „Umwelt-Abgabe“ für den Öffentlichen Personennahverkehr ausgesprochen. Denkbar wäre auch, erklärte Zierold, dass „Nutznießer wie Bauherren oder Unternehmen“ künftig bei der Finanzierung herangezogen werden. Also: Wem eine neue Haltestelle vor die Tür gesetzt wird, soll mitzahlen. Einfach nur die Ticketpreise zu erhöhen, so Zierold, brächte nichts.