Essen. .
Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine Essener Hausverwaltung, die Konten ihrer Kunden systematisch geplündert haben soll. Die Höhe des Schadens wird auf mindestens 200.000 Euro geschätzt. Mittlerweile liegen vier Strafanzeigen vor.
Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt gegen eine Essener Hausverwaltung, die Konten ihrer Kunden systematisch geplündert haben soll. Bisher liegen ihr vier Strafanzeigen von geschädigten Hauseigentümern vor, weitere könnten folgen. Der Betreiber der Hausverwaltung hat eine Selbstanzeige bei der Staatsanwaltschaft angekündigt.
Danach könnte der festgestellte Schaden von jetzt 200 000 auf rund 400 000 Euro ansteigen, sagt Oberstaatsanwalt Willi Kassenböhmer, der auf WAZ-Anfrage die Ermittlungen wegen Untreue bestätigte. Die Opfer der Hausverwaltung rechnen mit einem weitaus höheren Schaden. Fünf mit einander bekannte Eigentümergemeinschaften haben ausgerechnet, die Hausverwaltung habe allein sie um rund 330 000 Euro geprellt. Die Hausverwaltung betreut nach eigenen Angaben rund 1500 Eigentumswohnungen. Die erste Strafanzeige ist am vergangenen Mittwoch eingegangen. „Deshalb sind unsere Ermittlungen noch ganz am Anfang“, sagt der Oberstaatsanwalt.
„Der Mann hat solch einen vertrauenswürdigen Eindruck gemacht“
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Die Essener Commerzbank, sagt ihr Sprecher Thomas Schwarz, hat ihren Kunden geraten, die Bewegungen auf rund 60 Konten zu überprüfen, auf die die Hausverwaltung Zugriff hatte. Auf diese Weise hat auch Uwe Vesper von verschwundenen Geldern erfahren. Er ist Mitglied einer Eigentümergemeinschaft an der Hohenzollernstraße, deren Rücklagenkonto um rund 30 000 Euro erleichtert worden ist. Er ist immer noch fassungslos. „Der Mann hat solch einen vertrauenswürdigen Eindruck gemacht. Über Jahre ist uns nichts aufgefallen; selbst dann nicht, als die Steuer die Jahresabschlüsse geprüft hat.“ Nach seinen ersten Überprüfungen hat die Hausverwaltung „Luftbuchungen hin und her gemacht“ und auf diese Weise das Rücklagenkonto der Eigentümergemeinschaft leer geräumt.
Die Schadenshöhen sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Es geht um Summen von 1500, aber auch von 10 000 oder, wie in Vespers Fall, um rund 30 000 Euro. Vesper rechnet damit, dass sich der Gesamtschaden sogar auf mehr als eine Million Euro addieren könne.
Einige Geschädigte berichten, der Chef der Hausverwaltung habe ihnen gegenüber beteuert, er werde den Schaden wieder gut machen, etwa durch den Verkauf von Häusern, die ihm gehörten. Diese Häuser, heißt es aus anderer Quelle, habe er allerdings längst auf seine Ehefrau überschrieben. Außerdem sei er bereits Ende der 90er Jahre wegen ähnlich gelagerter Delikte mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Der Hausverwalter selbst war für die WAZ nicht zu erreichen. Auf seiner Homepage versichert er: „Wir erfüllen unsere Aufgabe unter Beachtung aller Rechtsvorschriften.“