Essen..
Vorausschauend fahren und rechtzeitig auf Gefahren reagieren. Beim Sicherheitskurs der Verkehrswacht Essen geht es ums richtige Bremsen und Lenken. Wacht-Vorsitzender Karl-Heinz Webels sagt: Regelmäßiges Fahrtraining könnte 10.000 Unfälle im Jahr verhindern.
Tief drückt sich der Oberkörper in den Sitz, als der Wagen nach vorne schnellt. Kaum ein Blick auf die Wasserfontänen, die aus den flachen Pfützen auf der Fahrbahn am Fenster hoch spritzten. Nur nach vorne, schnell, immer schneller, 50, 60, 70 Stundenkilometer, zwischen diesen roten Sicherheitshütchen hindurch – und Stopp! Der Sitz vibriert. Das ganze Auto vibriert. Für Sekunden. Bis der Wagen endlich stehen bleibt.
„Na, so ganz zufrieden bin ich mit Ihnen noch nicht“, sagt die kleine dunkelhaarige Frau, die mit resolutem Blick und festem Griff die nasse Beifahrertür zu Rolf Fliß’ Skoda öffnet. Maria Sperling ist Fahrsicherheitstrainerin - und zeigte jüngst Grünen-Bürgermeister Fliß, wie man mit Schmackes eine Vollbremsung hinlegt.
Unfälle verhindern
Promi-Fahrtraining
Jedes Jahr passieren auf Essens Straßen mehr als 20.000 Unfälle. Knapp die Hälfte davon, so schätzt Karl-Heinz Webels von der Essener Verkehrswacht, sei zu vermeiden, wüssten Fahrer nur besser auf Gefahrensituationen zu reagieren und vorausschauend zu fahren. Lernen können sie das beim Fahrsicherheitstraining, das die Wacht jedes Jahr rund 40-mal auf dem Verkehrsübungsplatz am Schacht Hubert anbietet. Zehn lokal-prominente Persönlichkeiten hat sie diesmal dazu eingeladen: neben Bürgermeister Fliß unter anderem die Sparkassen-Regionalleiterin Martina Naujok, Feuerwehrchef Ulrich Bogdahn und Ordnungsamtsleiter Günter Kraemer.
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Mit ihren privaten Fahrzeugen sind sie vorgefahren, um die Grenzen des eigenen Pkw zu erkunden - ganz vorne der hellgrüne Hyundai Genesis von Notar Johann Sebastian Nebe. „Mehr als 300 PS“, verrät der Jurist und erntet ein lausbübisches Auflachen aus der Fahrerrunde. Beim Slalom kurze Zeit später ist das aber nicht mehr unbedingt ein Vorteil: An sechs Sicherheitshütchen müssen sich die Autos vorbei schlängeln. Maria Sperling steht am Fahrbahnrand und gibt Anweisungen per Funkgerät: „Dr. Nebe, erst üben wir das Lenken, dann können Sie Gas geben.“
Sicherheitskurs mit dem Bürgermeister
Bürgermeister Fliß ist da ganz entspannt. Den Führerschein hat er seit 1977, erzählt der Grünen-Politiker, dies sei nun sein erstes Fahrtraining. Zum Quätschchen hat Fliß locker die linke Hand ans Lenkrad gelegt. Mit der rechten will er schalten - schon beim ersten Pylon reicht das nicht aus: Die schwarz-rot-goldenen Würfel am Rückspiegel wirbeln von rechts nach links. „Nee, mit beiden Händen lenkt es sich doch besser.“ Die Daumen immer nach außen und Hände in zeitloser Stellung am Rad: „Haltung auf Viertel vor Drei“, rät Sperling per kratzigem Funkspruch und erklärt weiter: „Sie müssen möglichst eng um das Hindernis herumfahren. Dann haben sie mehr Reserve, um zu bremsen und zu reagieren.“ Fliß macht’s richtig: „Schön gefahren.“
Ein Härtetest auch für die Sicherheitsgurte an diesem Vormittag: Von rechts nach links schaukeln die Pkw über die Strecke, bei der erst zaghaften, später kräftigen Vollbremsung auf nasser Fahrbahn spannen sie sich fest über Fahrgast und Fahrer. „Vor allem jüngere Autofahrer schnallen sich nicht mehr an“, klagt Ulrich Bogdahn, Chef der Essener Feuerwehr, später. „Das Ergebnis ist bei Unfällen oft verheerend.“ Deshalb: „Anschnallen!“, stimmt Verkehrswacht-Vorsitzender Karl-Heinz Webels ein. „Das ist unser Appell an alle Fahrer.“
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