Was Sie schon immer über den Essener Fußball wissen wollten: 300 Ordner voll mit Zahlen, Daten und Fakten über die Vereine der Stadt hat Thomas Preußler zusammengetragen. Seine Sammlung steht nun im Stadtarchiv.
Es gibt Leute, die sammeln kostbare Porzellantassen, andere häufen Plüschtiere oder Teddybären an. Und wer es sich leisten kann, ergänzt seinen Fuhrpark um immer teurere Autos. Was es auch sein mag, eines schönen Tages stehen Sammler vor der einen Frage: Wohin damit? Thomas Preußler, Jahrgang ‘65, Sachbearbeiter bei Thyssen-Krupp, hat darauf eine zufriedenstellende Antwort gefunden: ins Stadtarchiv.
Dort stehen sie nun. 300 Aktenordner, in denen Preußler seine Sammelleidenschaft ausgelebt hat. Weitere werden dazu kommen, so lange der Ball rollt. Denn Preußlers Leidenschaft heißt Fußball in Essen.
Wer, wann, wo?
Wer hat wann, bei welchem Verein gespielt und dort in einer Saison wie viele Tore erzielt? Auf welchem Platz landeten die Sportfreunde Katernberg? Wo TuS Helene? Und wo der RWE? Thomas Preußler greift den passenden Ordner heraus. Wer darin blättert, findet nicht nur Tabellen, Ergebnisse, Spielberichte, sondern auch Fotos von Kickern mit sehr langen Haaren und sehr kurzen Hosen. Mensch, weißt du noch...
Jahrzehnte der Sport- und Stadtgeschichte hat Thomas Preußler in akribischer Detailarbeit zusammengetragen, lobt Klaus Wisotzky, Leiter des Stadtarchivs, wo Preußlers Sammlung einen der deutschlandweit größten Bestände zum Thema Sport ergänzt. Mehr als 80 Ordner hat der 45-Jährige allein über Rot-Weiss Essen angelegt, über seinen Verein.
Bilder aus der Historie des Revier-Fußballs zum 65. von Willi "Ente" Lippens
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Wie so oft war der eigene Vater schuld. Preußler Senior besaß eine Dauerkarte und nahm seinen Filius mit zur Hafenstraße, als der fünf oder sechs Jahre alt war. Thomas Preußler wurde Fan und später sogar Mitglied. Im Verein blieb er, bis ein Präsident namens Himmelreich den Anhängern das Blaue vom Himmel versprach; die Wirklichkeit war für echte Fans die Hölle: Lizenzentzug und Zwangsabstieg.
Nicht mehr im Stadion
Ins Stadion geht Preußler heute nicht mehr. „Ich habe mit den Fußballordnern so viel zu tun, dass ich mir nicht auch noch die Spiele angucke“, sagt er. Seine Leidenschaft beschränkt sich auf Zahlen, Daten, Fakten. Danach durchforstet er Tageszeitungen und Fachmagazine, durchstöbert er Internetbörsen und Pappkartons auf Flohmärkten. Bis 1923 reicht sein RWE-Archiv zurück. Fußballbegeisterte finden aber auch alles Wissenswerte über kleinere Essener Vereine, auch über solche, die längst für immer von der Bildfläche verschwunden sind: 1. FC Borbeck, SV 99, ASV Werden...
Deren Ordner hat Preußler abgeschlossen, andere wird er weiter füllen. Der ein oder andere Besucher hat schon hinein geschaut, berichtet Archivarin Cordula Holtermann. Um zu recherchieren, in welchem Verein der eigene Großvater einst vor den Ball getreten hat, oder um Wissenslücken zu schließen.
Zum Beispiel diese: Wie hat RWE am 26. Juni 1955 gespielt? Na gut, echte Fans brauchen dafür kein Archiv. Die Antwort lautet: 4:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern. Es war der Sieg im Endspiel zur ersten und bislang einzigen Deutschen Meisterschaft der Rot-Weißen. Alle anderen Ergebnisse finden Fußballbegeisterte ab sofort im Stadtarchiv.
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