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Ende September beginnt der städtische Eigenbetrieb Grün und Gruga mit dem jährlichen Holzeinschlag. Förster Norbert Bösken rechnet nicht mit Protesten von Umweltschützern. Obwohl auch diesmal wieder 8000 Kubikmeter Holz geschlagen werden.

Baum ab, Nein Danke? So denken nur noch wenige, meint Bösken und schreibt dies auch der Öffentlichkeitsarbeit von Grün und Gruga zu. Ganz so sicher scheinen sie sich dort ihrer Sache nicht zu sein. So hängen in den Wäldern wieder Info-Tafeln, in diesen Tagen lädt der Forstbetrieb interessierte Bürger dazu ein, sich vor Ort ein Bild von den geplanten Eingriffen zu machen.

Immerhin schlägt Grün und Gruga auch in diesem Jahr wieder 8000 Kubikmeter Holz, zwei Drittel davon im Essener Süden. Das entspricht der Menge des Vorjahres und rechnerisch dem, was in einem Jahr in den Wäldern nachwächst. Grün und Gruga folgte damit einer gutachterlichen Empfehlung: Ökologisch sei dies sinnvoll. Noch vor zwei Jahren beschränkte sich der Eigenbetrieb darauf, nur die Hälfte abzuholzen.

Förster informieren

Förster informieren über die Fällungen am Dienstag, 13.9., 15 Uhr, Wechselpfad/Nottekampsbank (Heisingen) und Alleestraße vor Westerndorf (Freisenbruch); Dienstag, 27.9., 15 Uhr, Walter-Sachse-Weg 17 (Bredeney).

Und anders als in früheren Jahren zahlt die Stadt beim Holzeinschlag nicht mehr drauf. Schon das vergangene Wirtschaftsjahr schloss der Forstbetrieb mit einer schwarzen Null ab. Grün und Gruga profitiert von der steigendenden Nachfrage nach Holz als Brennstoff und als Rohstoff für die holzverarbeitende Industrie, obwohl Stämme aus Essener Wäldern aufgrund minderer Qualität meist nur für das Herstellen von Spanplatten taugen. Die massiven Bombenangriffe des Zweiten Weltkrieges haben ihre Spuren hinterlassen und es dürfte noch weitere Jahrzehnte dauern, bis sich die Wälder davon erholt haben. Dass mit steigender Qualität und bei anhaltend hoher Nachfrage vielleicht eines Tages noch mehr Bäume gefällt werden können, hält Förster Norbert Bösken für wenig wahrscheinlich.

Gesundes Stadtklima

Dagegen spreche das erst 2010 vom Rat der Stadt verabschiedete Forstbetriebswerk, das der städtischen Forstwirtschaft den „Dauererholungswald“ als Leitbild vorgibt. Der sperrige Begriff umschreibt, welche Funktionen die Wälder in einem Ballungsraum erfüllen sollen: Der Wald ist ein Wirtschafts- und Kostenfaktor, aber er dient der Naherholung und ist für ein gesundes Stadtklima unverzichtbar. Das Durchforsten garantierte eine größere Artenvielfalt, betont Bösken. „Wir haben heute viel mehr Pflanzen und Tiere im Wald als früher.“

Im Stadtwald nahe der „Kluse“ zeigt der Förster auf einen mächtigen Stamm. Da mit dieses prächtige Exemplar weiter gedeihen kann, hat Bösken im Umkreis von einigen wenigen Metern eine Handvoll Bäume fällen lassen. Überließe man den Wald sich selbst, konkurrierten auf einem Hektar Waldboden gut gerne bis zu 300 Buchen um Licht und Sonne, rechnet er vor. Damit der Wald gesund bleibt, sollten es nicht mehr als 70 sein. Dem „Nachwuchs“ bleibt so genug Platz. Im nahen Umkreis schießen junge Buchen und Eschen in die Höhe. Entstanden ist ein Dschungel, schwärmt Bösken. Damit es so bleibt, kreisen bald wieder die Motorsägen.