Essener Süden. Die Stadt darf auch während der Vegetationsphase Bäume fällen, erfuhren die Politiker der Bezirksvertretung II von Grün und Gruga.
Das Fällen von Bäumen führt immer wieder zu kritischen Fragen - sowohl von Bürgern als auch von Ortspolitikern. Um dem rechtzeitig vorzubeugen, stellte die Abteilung Waldungen und Baumpflege von Grün und Gruga den Bezirksvertretungen ihre Planungen für das kommende Jahr vor.
Besonders viele Nachfragen habe es in den letzten Wochen bezüglich des seit Anfang März geltenden Baumfällverbots gegeben, berichtete Norbert Bösken von Grün und Gruga. Laut Bundesnaturschutzgesetz ist es in der Vegetationszeit von März bis September verboten, Bäume zu fällen oder stark zurückzuschneiden. Zahlreiche Bürger hätten sich gewundert, dass die Forstbetriebe auch nach dem 1. März noch Bäume gefällt haben. „Für die geordnete Land- und Forstwirtschaft gilt das Verbot ausdrücklich nicht“, bekräftigte Bösken.
Bezirksbürgermeister Michael Th. Roy (SPD) bat Grün und Gruga diesbezüglich um eine verbesserte Informationspolitik. Einige Bürger hätten sich verwirrt an die Bezirkspolitiker gewandt.
Für eine angeregte Diskussion sorgte auch das Thema Massaria – eine Baumerkrankung, die Essens Platanen bedroht. „Die Lage klingt dramatisch. Müssen wir uns in Zukunft von Platanen in Essen verabschieden?“, wunderte sich FDP-Vertreter Helmut Dinter. Die Grünen sorgten sich zudem um die Bekämpfung der sich ausbreitenden Krankheit: „Wir hoffen, dass keine chemischen Mittel verwendet werden“, meinte etwa Stephan Hötzel. In diesem Punkt gab der Verwaltungsvertreter Entwarnung. Biologische oder chemische Bekämpfungsmitteln könnten in einer Großstadt nicht eingesetzt werden, so Bösken.
Die Massaria sei jedoch tückisch. Sie führe zum Abfall von Ästen, was gleichzeitig ein Risiko für die Bürger bedeute. Zurzeit arbeite die Forstverwaltung an einem Konzept zur Bekämpfung der Baumkrankheit. Es würden Mehrkosten in Höhe von etwa einer Million Euro erwartet. Die Krankheit bedeute zwar nicht das Aus für die rund 17 000 Platanen im Stadtgebiet. Es werde jedoch zunächst von Neupflanzungen abgesehen.
Beschwerden gab es dann noch aufgrund der Fällarbeiten am Radweg Annental. „Ich frage mich, warum dort Bäume und Büsche restlos entfernt wurden. Es wäre wünschenswert, in Zukunft dort Totholz stehen zu lassen, zum Beispiel für die Igel“, meinte Irmgard Krusenbaum (Grüne). Norbert Bösken erklärte, solche Entscheidungen hingen von den Kosten des jeweiligen Verfahrens ab. „Die Fällarbeiten an dieser Stelle sind langfristig wichtig, um den Radweg herzurichten“, sagte der Fachmann. Zudem handle es sich dort um aufgeschüttete Böden, die Wurzeln nur bis zu einer bestimmten Baumgröße halten könnten. Da forstwirtschaftliche Entscheidungen für Laien oft schwer nachzuvollziehen seien, riet CDU-Vertreter Heinz-Leo Draese den BV-Mitgliedern, verstärkt an Info-Veranstaltungen und Ortsterminen teilzunehmen.