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Ein ganzes Jahr lang herrschte Ebbe im Stadtbad Nordost, war die Schwimmhalle an der Gustav-Heinemann-Gesamtschule in Schonnebeck wegen der notwendigen Totalsanierung geschlossen. Nun sind die beiden Becken wieder gefüllt, von heute an können sich „Wasserratten“ wieder in die Fluten stürzen.

Rund 4,8 Millionen Euro hat der Umbau des mehr als 40 Jahre alten Bades gekostet - knapp 300.000 Euro mehr als kalkuliert. Ein Ergebnis, mit dem sich die Sport- und Bäderbetriebe dennoch zufrieden zeigen. Schließlich handelte es sich um eine Sanierung im Bestand, unterstreicht Abteilungsleiter Kurt Uhlendahl.

Dabei hatte das städtische Bäderkonzept die Kosten ursprünglich auf nur 2,4 Millionen Euro taxiert. Uhlendahl erklärt diese erhebliche Differenz mit dem deutlich höheren Aufwand. Das Bad wurde kernsaniert. Allein das Beseitigen von Schadstoffen wie PCB und Asbest schlug mit 300.000 Euro zu Buche. Die Fassade wurde gedämmt, die Fensterfront dreifach verglast. 1,4 Millionen Euro verschlang allein die neue Lüftungsanlage im Untergeschoss, wo man Johann, den Chefingenieur aus Wolfgang Petersens Filmklassiker „Das Boot“, erwartet und doch nur auf gigantische alu-farbenen Rohrleitungen und Waschmaschinen große Schaltkästen trifft. Einen um 15 bis 20 Prozent geringeren Energieverbrauch verspricht diese neue Technik. Auch deshalb wurde die Sanierung mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket II des Bundes finanziert. Ob das neue Raumklima beim Schulschwimmen leistungsfördernd wirkt, bleibt indes abzuwarten.

Sport- und Gesundheitszentrum

Besuchern präsentiert sich das Nordostbad sonst nun hell und einladend. Grüne und rote „Deckensegel“ geben der Schwimmhalle farblich eine eigene Note und ersetzen die düstere Holzdecke. Die Farbwahl setzt sich fort in Quadraten an den Wänden und in der Gestaltung der Duschen (grün) und Umkleidekabinen (rot). Sämtliche Böden wurden komplett neu gefliest, auf Kacheln an den Wänden, die Bädern gerne den zweifelhaften Charme einer Fleischerei verleihen, hat der Bauherr nicht zuletzt aus Kostengründen verzichtet. Willkommener Nebeneffekt: Es hallt weniger stark als sonst in Hallenbädern üblich, verspricht Daniela Kersting, Architektin vom Büro GSF aus Hamm.

Schwimmer- und Lernschwimmbecken sind die alten geblieben. Neu ist: Kleinstkinder können nun in zwei bis 30 Zentimeter flachem Wasser planschen. Mehr Platz finden Sportler im Sport- und Gesundheitszentrum des Espo vor, das auf 300 Quadratmeter vergrößert wurde.

Hydraulikpressen

Besucher können sich ab heute selbst ein Bild machen. Und nur wer über einen handwerklich geschulten Blick verfügt, mag hier und dort erkennen, vor welche Herausforderungen der Umbau Bauleitung und Handwerker stellten. 1968 war das Hallenbad in einem Bergbaugebiet errichtet worden. Bis Mitte der 70er Jahre sackte es Zentimeter um Zentimeter ab. Die Schwimmbecken wurden mit Hilfe von Hydraulikpressen angehoben. Das Gebäude selbst weist einen Höhenunterschied von 50 Zentimetern auf. „Die Handwerker mussten bewusst schief bauen“, schmunzelt Daniela Kersting. Das Gefälle erklärt auch, warum die Schwimmbecken anders als in modernen Bädern üblich von einem Sockel eingefasst sind. Es würde wohl sonst allzu sehr überschwappen.