Im zähen Ringen um ein Kooperationsabkommen für den kommenden Stadtrat haben sich Wahlsieger SPD und der bisherige CDU-Partner Grüne offenbar im zentralen Punkt der Bäder-Zukunft angenähert.

Gleichwohl mussten noch zwei Verhandlungstermine für Personal- und Zuständigkeitsfragen am 5. und 9. November angesetzt werden, bevor am 18. November die Mitglieder beider Parteien die Vereinbarung absegnen sollen. Die Amtsperiode des neuen Stadtrates beginnt deshalb am Mittwoch zunächst ohne Mehrheitskoalition.

Wie es am Montagnachmittag aus Verhandlungskreisen hieß, konnten sich SPD und Grüne auf einen Umgang mit den Sparzwängen in der Essener Bäder-Landschaft verständigen. Schon im November wird man wohl im Stadtrat einen Beschluss herbeiführen, der die Schließungsabsicht für das Dellwiger Freibad „Hesse” zurücknimmt. Dies war für die Sozialdemokraten und den neuen Oberbürgermeister Reinhard Paß nicht verhandelbar, da ihr überraschender Wahlsieg auch auf das energische Eintreten für „Hesse” zurückgeführt wird. Die Grünen wiederum, die in den vergangenen Jahren mit der CDU maßgeblich die Schließungspläne vorangetrieben hatten, werden sich aber wohl mit einer Art Überprüfungsklausel durchsetzen. Unterstützt durch Verwaltungsfachmann Kurt Uhlendahl konnte die Öko-Partei am Montag deutlich machen, dass „Hesse” nicht isoliert zu betrachten sei. Mit Blick auf die triste Kassenlage der Stadt und den Druck der Bezirksregierung Düsseldorf werde man in den kommenden drei bis vier Jahren unausweichlich Bäder schließen müssen. Das Hauptbad und das Südbad werden demnach aufgegeben, sobald das Nordost-Bad und das Ostbad modernisiert sind. Als Schließungskandidaten gelten desweiteren die „Oase” und das Werdener Schwimmbad.

Die Grünen setzen offenbar auf eine neue Analyse, wenn der Wahlkampf-Nebel abgezogen ist. Dann sollen Besucherzahlen und Instandhaltungsrückstände der Bäder neu beleuchtet werden. Deshalb wird emsig an Formulierungen für den Koalitionsvertrag gefeilt, die Hintertüren offen halten. Sie setzen auch darauf, dass mit der Fertigstellung eines neuen Schwimmbades in Oberhausen, nur unweit von „Hesse”, die Besucherströme sich noch einmal völlig neu verteilen könnten. „Vielleicht gibt es eine Abstimmung mit den Füßen, die uns in wenigen Jahren zu ganz neuen Erkenntnissen zwingt”, sagt ein Beteiligter vielsagend.

Das strittige Thema der Ressortzuständigkeiten an der Rathausspitze und Personalien wurden am Montag vorsorglich gar nicht diskutiert. Die Unterhändler beider Seiten sind inzwischen jedoch zuversichtlich, dass man sich in den noch ausstehenden Sit-zungen einig werde. „Die Leitplanken stehen”, hieß es. Sicheres Indiz hierfür: Die SPD will ihren geplanten Unterbezirks-Parteitag extra auf den 18. November vorverlegen, damit die Genossen zeitlich mit der Grünen-Mitgliederversammlung über den redigierten Kooperationsvertrag abstimmen können.