Essen. .

Industriedenkmäler unterm Hammer: Die Treuhand-Gesellschaft NRW.Urban vermarktet für das Land NRW Industriedenkmäler und -flächen. In Essen steht u.a. die Zeche Carl Funke zum Verkauf - zum symbolischen Preis von einem Euro.

Sie ist Wahrzeichen, Relikt und Schnäppchen zugleich: Die Zeche Carl Funke steht für den symbolischen Preis für einen Euro zum Verkauf an. Der Treuhand-Gesellschaft NRW.Urban, die vor drei Jahren aus der LEG hervorging und seither hundertprozentige Landestochter ist, würde den 1973 stillgelegten Förderturm sogar mit Kusshand in gute Hände abgeben.

Denn das Industrieüberbleibsel verursacht nichts als Kosten. Rund 200.000 Euro, schätzt NRW.Urban-Sprecher Meinolf Bertelt-Glöß müssten alle zehn Jahre in Instandhaltungsmaßnahmen wie Entrosten und Anstrich investiert werden. Ein Richtwert, der vor 15 Jahren für die Zeche Holland in Wattenscheid errechnet wurde. „Leider haben wir hier einen Mangel an interessierten russischen Milliardären“, sagt Bertelt-Glöß flapsig. Klassischer Käufer der Zeche könne etwa eine Stiftung sein, „oder jemand, dem die Industriegeschichte am Herzen liegt“.

Denkmalschutz erschwert die Vermarktung

Zum Verkauf steht der Förderturm mit dem Maschinenhaus, die Fläche des Schacht II wird vom Kleingartenverein Carl-Funke e.V. genutzt, lässt sich also nicht wirtschaftlich vermarkten. Da das bekannte Wahrzeichen unter Denkmalschutz steht, kommt es auch als Werbeträger kaum in Frage: „Rechtlich wäre es schwierig, den Turm ähnlich wie den Gasometer in Oberhausen zu vermarkten“, erklärt Bertelt-Glöß. Findet sich kein Käufer, muss das Land und damit der Steuerzahler weiter für die Instandhaltung aufkommen.

Etwas mehr Verkaufschancen rechnet sich die NRW.Urban für die Grundstücke der ehemaligen Zechen Fritz und Mathias Stinnes aus: Allein an der alten Zeche Fritz sind noch 28.000 Quadratmeter zu haben. Der Quadratmeter kostet dort zwischen 40 und 65 Euro, verhältnismäßig günstig, sagt Bertelt-Glöß: „Bei der Vermarktung von Industriedenkmälern und -flächen hinkt das Ruhrgebiet noch etwas hinterher. In Hamburg oder München etwa sind vor allem alte Lohnhallen für die Privatwirtschaft attraktiv. Designer oder Werbeleute nutzen die Flächen gerne zur Präsentation, das gilt als schick“, sagt der Sprecher. Nicht zuletzt das Kulturhauptstadtjahr habe dazu beigetragen, dass dieser Trend auch im Ruhrgebiet ankommt. Einen Überblick über alle Grundstücksangebote hat die NRW.Urban hier zusammengestellt.