Am 22. Februar 1958 mussten auf den Zechen Katharina und Theodor Heinrich die ersten Feierschichten nach dem Zweiten Weltkrieg gefahren werden. Importkohle aus den USA und billiges Erdöl führten zum Zechensterben

"Man müsste darüber lachen, wenn es nicht so traurig wäre - mitten im Winter eine Flaute im Kohlenabsatz." So schimpfte laut Stadtarchivar Klaus Wisotzky in dem Buch "Vom Kaiserbesuch zum EU-Gipfel" am 22. Februar 1958 ein ungenannter Bergmann aus Essen. Denn an diesem Tag mussten 16 000 Bergleute im Revier, darunter die der beiden Essener Zechen Katharina und Theodor Heinrich, die ersten Feierschichten fahren. Die Steinkohle war in ihrer ersten, großen Absatzkrise. "Die Stimmung unter den betroffenen Bergleuten ist schlecht, denn die Feierschicht bedeutet einen Verdienstausfall von 25 bis 30 DM", schreibt Wisotzky.

Dabei stand nach dem Zweiten Weltkrieg die heimische Steinkohle zunächst als wichtigster Energieträger an der Spitze. Essen war mit 23 fördernden Zechen im Jahr 1950 immer noch die größte Bergbaustadt des europäischen Kontinents. Die Demontagen bei Krupp waren 1952 beendet, es wurde wieder Kohle gebraucht, der Absatz stieg.

Dennoch, es gab bereits 1951 und 1956 Probleme. Laut der "Chronik des Ruhrgebiets" hatte sich in diesen Jahren "die Ruhrkohle als unfähig erwiesen, den heimischen Energiebedarf zu decken". Offensichtlich wurde mehr Kohle benötigt als gefördert werden konnte. Dennoch gingen Energieexperten und Bergbauunternehmen davon aus, dass die "heimische Steinkohle stets Eckpfeiler der bundesdeutschen Energieversorgung bleiben werde".

Dabei hatte sich die Krise bereits angedeutet. 1956 wurden an der Ruhr 124,627 Millionen Tonnen Steinkohle gefördert. Damit aber war die Kapazität erreicht, in der "Chronik" wird von "chronischer Kohlenknappheit" gesprochen. Aufgefangen wurde das durch Importkohle aus den USA, Jugoslawien und der Tschechoslowakei.

Dazu kam, dass ebenfalls 1956 Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard die "Förderung wettbewerblicher Kräfte auf dem Energiemarkt" angekündigt hatte. Außerdem sanken die internationalen Seefrachtraten, Importkohle aus den USA wurde billiger als die heimische. Nicht zuletzt sorgten die Golfstaaten für ein Überangebot an Öl, die Preise gingen in den Keller.

Das Zechensterben war die Folge. Bereits 1959 schloss die Zeche Jungmann in Überruhr. Christian Levin, Wohlverfahrt, Viktoria Mathias und Helene folgten. 1965 gab es noch 14, vier Jahre später nur noch fünf Zechen in Essen. Bis 1975 wurden Katharina, Mathias Stinnes, Emil Fritz und Carl Funke/Pörtingsiepen geschlossen. Letzte fördernde Zeche war bis 31. Dezember 1986 Zollverein, heute Weltkulturerbe. 600 Jahre Bergbau sind Geschichte.Die Bergbautradition der Stadt ist im Stadtarchiv lebendig. Interessierte können dort vor allem in den sogenannten Zechenakten, den Baugenehmigungsakten der Tagesanlagen, fast aller Zechen auf eine wertvolle Überlieferung zurückgreifen. Informationen im Internet unter "www.stadtarchiv.essen.de".