Essen. .

Mehr als 50 „SchachtZeichen“ leuchten ab Samstag über Essen. An den ehemaligen Zechenstandorten sind zahlreiche Feste vorbereitet worden. Unsere Übersicht zeigt eine Auswahl der Aktivitäten.

Gelb leuchten bald mehr als 50 Ballons über der Stadt - über dem Ruhrgebiet sind es fast 400. Diese „SchachtZeichen“ markieren ehemalige Zechenstandorte in der Nachbarschaft. Sie erinnern an den - neben Eisen- und Stahlerzeugung - bedeutendsten Wirtschaftszweig des Ruhrgebiets.

Ohne Steinkohleförderung wäre Essen nicht das, zu was die Kommune in den vergangenen 200 Jahren herangewachsen ist. „SchachtZeichen“ zeigen dazu ein Stück Lebenskultur, an die viele Helfer von Samstag, 22. Mai, bis Sonntag, 30. Mai, mit tollen Ideen und Programmen unter den gelben Ballons zukunftsweisend anknüpfen.

Erstmals haben Menschen in Essen 1317 an der Ruhr Kohle entdeckt, belegt eine Urkunde. 1450 ist Kohlegewinnung auf dem Ehrenzeller Bauerngrund in Frohnhausen nachgewiesen. Kohleabbau ist so attraktiv, dass kirchliche wie weltliche Herrscher da-raus Gewinne schöpfen, während die Arbeitsbedingungen für Bergleute stets hart und gesundheitsschädigend bleiben. Schifffahrt, Eisenbahn und Zulieferer profitieren ebenfalls davon. Mit Zollverein schließt 1986 die letzte Zeche in Essen. Da war Mülheim bereits 20 Jahre bergfrei.

Der unausweichliche Wandel von Kohle und Stahl zu Handel und Dienstleistungen ist ein schwieriger, nach wie vor nicht abgeschlossener Prozess. Fast keine Familie in der Stadt bleibt davon unberührt. Das „Schwarze Gold“ ist kein Standbein mehr wie früher.

Die „SchachtZeichen“ der Kulturhauptstadt 2010 stehen nicht für Höhenflüge. Die Beteiligten zeigen: Sie befassen sich mit der Vergangenheit und Zukunft ihres Lebensraumes, entwickeln ihre Nachbarschaft. Sie wollen dazu auch alle Festgäste unter gelben Ballons ermuntern.

Wissen weitergeben

:Die Ballons markieren ehemalige Zechenstandorte. Foto: Dirk Bauer
:Die Ballons markieren ehemalige Zechenstandorte. Foto: Dirk Bauer © WAZ FotoPool

Archivare, Hobbyhistoriker und ehemalige Bergleute geben ihr Wissen weiter und halten es lebendig - mit Vorträgen und Ausstellungen vor Ort. In Projektwochen ergründen Schüler den Bergbau. Vereine präsentieren ihre Freizeitvielfalt. Firmen öffnen ihre Höfe, organisieren oft selbst Aktionen. Alle Beteiligten setzen damit ein sichtbares und wirkungsvolles Zeichen.

Die exakte Zahl der Schächte, Stollen und Zechen in Essen kennt keine Quelle. Neben dem Weltkulturerbe „Zeche Zollverein“ ist nicht mehr viel von den einst blühenden Förderstätten in Essen zu sehen.

Von „Carl Funke“ und „Amalie“ stehen grüne Fördergerüste. Seilscheiben haben Dellwig, Karnap, Kray oder Werden. Zechensiedlungen oder Gedenksteine verteilen sich auf fast alle Stadtteile. Deckel mit Hinweisen zu Schachteingängen finden sich auf Wiesen, Brachen oder in Gewerbegebieten.

Viele sind gar nicht mehr nachweisbar. Aber viele wissen: Wir leben auf einer Art „Schweizer Käse“ - dem von Bergleuten durchlöcherten Untergrund.

Trotzdem - oder gerade deshalb - hat diese Basis den Menschen in Essen und im Ruhrgebiet Zusammenhalt und Zu-versicht gegeben. Daran knüpfen alle an, die am Samstag, ab 12 Uhr „SchachtZeichen“ setzen und für neun Tage betreuen. Diese Erlebnisse bringen viele Menschen zueinander.

Eine Auswahl der Standorte und Veranstaltungen:

Ruhrhalbinsel und Essener Osten:

Standort Burgruine,Burgstraße, die Ruine wurde stellvertretend als Standort für die Schächte Burgaltendorfs gewählt, da die Schächte keine Infrastruktur für die Kultur-Feste bieten. Um 12 Uhr erstes Auflassen des Ballons, ab 18 Uhr Eröffnungsfeier. Programm am 24. Mai, 19 bis 22 Uhr; 25. Mai, 20 bis 21 Uhr; 26. Mai, ab 16 Uhr; 27. Mai, ab 15 Uhr; 28. Mai, ab 18 Uhr; 29. Mai, 19 bis 22 Uhr; 30. Mai, 18 bis 20.30 Uhr. Zeche Steingatt, Schacht Laura, Lauraberg 22, Ballon-Patengemeinschaft Laura, kein Programm. Altendorfer Tiefbau 1/2, Schacht Willm, Haverkamp, Ballonpate ist die Geno-Volksbank; auf dem ehemaligen Zechengelände sind mittelständische Firmen angesiedelt - kein Programm.
Zeche Bonifatius, Schächte Bonifatius 1 und 2, Rotthauser Straße, Ballonpate sind die Provinzial Rheinland Versicherungen - kein Programm.
Zeche Bonifatius,Schacht Bonifatius 3, Korthover Weg, auf dem Gelände befindet sich heute ein Gewerbegebiet - kein Programm.
Zec he Carl Funke Schächte Carl Funke 1 und 2, Carl-Funke-Straße, Pate ist die Commerzbank-Stiftung. Das Programm für Heisingen wird von der Bürgerschaft Heisingen sowie dem Bergbau- und Heimatmuseum im Paulushof begleitet. Um 11.30 Uhr erstes Auflassen. 23. Mai, 11.30 bis 13.30 Uhr; 24. Mai, 15 bis 21 Uhr; 29. Mai, 15 bis 21 Uhr; 30. Mai, 11 bis 13 Uhr. An einigen Tagen Führungen des Bergbau- und Heimatmuseums. www.heisingen.de Zeche Eiberg, Schacht 1, Hobestatt, die Patenschaft hat der Heimat- und Geschichtskreis Eiberg übernommen. Programm: Auflassen des Ballons um 12 Uhr. 23. Mai, ab 19 Uhr; 24. Mai, Führung; 26. Mai, Politiker vor Ort; 27. und 28. Mai, Führungen; 28. Mai, 16 bis 20 Uhr; 29. Mai, 10 Uhr; 30. Mai, 17 bis 18 Uhr. Zeche Katharina, Schacht 3, Am Zehnthof 100. Ballonpate: Rheinisch-Westfälischer-Genossenschaftsverband. Zeche Katharina, Schacht 6, Wilhelm-Beckmann-Straße. Ballonpate: Kötter GmbH, beide kein Programm. Zeche Centrum, Schächte 4 und 6, Adlerstraße. Kein Programm. Zeche Heinrich, Schächte 1, 2 und 3, Langenberger Straße. Ballonpate: Ruhrverband. Programm an allen Tagen durch die Bürgerschaft Kupferdreh.

Rellinghausen und Co.:

Zeche Kunstwerk/Wilhelm, Am Kunstwerk/Bonsiepen/Schulkirchweg/Kunstwerkerstraße, AMR, 29. Mai, ab 18 Uhr, Fest am Schürmannhof, Kaninenberghöhe 13-15, mit Bier, Wurst, Trecker-Fahrten, Live-Musik mit „Booze Company“ und Feuerwerk.
Zeche Langenbrahm
, Schnabelstr., Ing.-Büro Dohrmann.
Zeche Ludwig 1
, Schürmannstr. 7, Ing.-Beratung Pühl und Becker.
Zeche Ludwig 2
, Rellinghauser Str./Kaninenberghöhe, RST Hansa.
Zeche Langenbrahm
, Heinrich-Held-Str., KPMG.

Borbeck und Umgebung:

Zeche Wolfsbank, Schacht Neuwesel 1 mit Wetterschacht, Schlossstraße 192, Schlossschule. Ab 11.30 Ballonstartfest. Danach täglich Spieltreff unterm Ballon; am 29. Mai, 15 Uhr, Fest zum 111-Jährigen Bestehen der Schule mit Bergmanns-Aktionen.
Zeche Wolfsbank, Schacht Neuwesel 2/3, Wolfsbankring 36, Getränkemarkt. Auftaktparty 11.30 bis 14 Uhr, 27. Mai, 19, Dia-Vortrag in Alter Cuesterey“, Weidkamp 10.
Zeche König Wilhelm
, Schacht Christian Levin 1/2, Heinz-Bäcker-Straße 30, Spieckermann Bau. 22. Mai, ab 11 Uhr, Auflassparty. Täglich Beachvolleyball, Programm mit Bands, Schulen und Vereinen. 29. Mai, Braten der größten Frikadelle der Welt, 30. Mai Schlussfrühschoppen.
Zeche Oberhausen
, Wetterschacht Kattendahl, Kattendahl 12. 29. Mai, 16 Uhr, ökumenischer Bergmannsgottesdienst, danach Bürgerfest.
Zeche Kronprinz
, Schacht Franz, Schacht-Kronrinz-Straße. 22. Mai, um 12 Uhr, Auflassfest. Täglich Bergbauausstellung im Pavillon. 30. Mai, 11 Uhr, Frühschoppen mit den „Train-Hobo-Skifflers“ und Luftballonsgeschichten.

Essener Norden, Westen und Fischlaken:

Zeche Emil-Emscher 1/2/3, Am Vereinshaus der Kleingärtner, Wildstraße, steigt der Ballon des Bezirks V. Vom 22. bis zum 30. Mai, dreht sich an dort alles um den Bergbau. Ehemalige „Kumpel“ und deren Frauen erzählen vom Leben im Zeichen der Zechen, Bergarbeiterfilme werden gezeigt. Daneben kann man sich in richtiger Bergmannskleidung fotografieren lassen.
Zeche Helene,
Twentmann-straße. Das Sport- und Gesundheitszentrum wird zur Bühne für das „SchachtZeichen“ in Altenessen. Neben Musik und Sport feiert das „Ensemble Mondpalast“ seinen Auftritt mit: „Nachbarn sind immer die Anderen“. Das Programm vom 22. bis 30. Mai rund um Zeche Helene unter allbau.de auf der Homepage des Schachtzeichen-Paten.
Zeche Carl I & II,
Auf dem Gelände des Soziokulturellen Zentrums, Wilhelm-Nieswandt-Allee 100, steigen zwei Schachtzeichen. Am Premierensamstag steigt dort zwischen 11.30 und 16.30 Uhr das große Eröffnungsfest mit ei-nem „Trommelfeuer“, der ultimativen Percussion-Show, dem Live-Auftritt von „Hierba Buena“ und vielen Kinderaktionen wie Torwandschießen. Am 24. Mai gibt es ab 19 Uhr Ethno-Jazz, am 28. Mai, das Flamenco-Trio „Macande“. Am 30. Mai, kann man hier ab 11 Uhr zum Frühschoppen kommen. Außerdem spielen „Ruhrschnellweg“.
Zeche Mathias Stinnes,
Das Karnaper Schachtzeichen schwebt an der Karnaper Straße. Das Schachtzeichenfest findet statt am Sonntag, 30. Mai, ab 14 Uhr, auf dem Karnaper Markt.
Zeche Zollverein Schacht II,
Das „SchachtZeichen“ des Bezirk VI wird auf dem „Alten Holzplatz“, Martin-Kremmer-Straße, schweben. In vier Zelten werden sich hier eine Woche lang zahlreiche Gruppen und Akteure aus dem Bezirk die Klinke in die Hand geben. Permanent zu sehen sind die Ausstellungen des Zollverein e.V. und dem Geschichtskreis Stoppenberg.
Zeche Hagenbeck 1/2/3,
In der Hagenbeck. Die Feier in Altendorf bietet neben einem Gourmet-Zelt auch eine Foto- und Buchausstellung.Thema: „Altendorf, früher und heute“. Beginn: 22. Mai, 11 Uhr.
Pörtingsiepen,
Fischlaker Höfe 30. Für die Ballonpremiere am Samstag, 12 Uhr, haben die Schachtzeichenpaten Speisen und Trank vorbereitet. Spielmannszug „Ruhrperle“ gibt ein Ständchen.