Essen. .

Auf der Viehofer Straße herrscht Krieg – Preiskrieg. Auf rund 100 Metern unterbieten sich ein halbes Dutzend Döner-Buden mit immer neuen Tiefpreisen. Das Ergebnis kann man durchaus besorgniserregend finden.

Während die teuerste Teigtasche für 2,30 Euro über die Theke geht, gibt es einen Imbiss, der sich seine Kreation gar nur einen Euro kosten lässt.

Trockene, hauchdünne Fleischfetzen, wässrige Tomaten- und Gurkenstückchen, Reste vom Salat, alles lieblos zusammengewürfelt in einem Brot, bei dem auftoasten auch keine Besserung verspricht. Das alles ist Döner für einen Euro. Klingt wenig appetitlich, ist es auch. Geschmacksneutralität anstelle eines leckeren Imbiss’ für Zwischendurch.

Viel Alufolie, wenig Döner

Auch durch Masse kann der Billig-Döner nicht punkten - in Alufolie eingewickelt fällt er kaum noch ins Gewicht. „Am Anfang haben wir den Döner für zwei Euro angeboten. Das war aber zu teuer“, erklärt der Mann vor dem Drehspieß. Noch während er versichert, dass die Einnahmen zumindest für die Miete und das Allernötigste genügen, wird die Unterhaltung jäh unterbrochen. Ein Vertreter der Stadtwerke betritt den Imbiss und fordert die Begleichung einer alten Stromrechnung.

Ein paar Meter weiter auf der gegenüberliegenden Straßenseite wird ebenfalls mit Niedrigpreisen geworben. 1,50 Euro soll die Dönertasche bei der Konkurrenz kosten. Auch das ein absolutes Schnäppchen. Das Ergebnis überrascht: Zwar ist auch hier die Teigtasche recht klein, doch der Inhalt stimmt. Reichlich leckeres und vor allem frisches Kalbfleisch sorgt in Kombination mit Gurke, Tomate, Zwiebeln, Krautsalat und pikanter Soße für eine kleine, aber schmackhafte Zwischenmahlzeit. Für 1,50 Euro mehr als in Ordnung. Mit einem Döner zu diesem Preis, mache er jedoch keinen Gewinn, verrät der Inhaber. Auch wenn er mit der Teigtasche am eigenen Schaufenster wirbt, verdiene er sein Geld mit anderen Gerichten.

Wenig attraktiv

Ein Hauptgrund für den Preiskrieg sei jedoch nicht die Vielzahl an Dönerbuden in der näheren Umgebung, sondern die immer weiter nachlassende Attraktivität des Viertels. „Früher, als Conrad-Elektronik hier noch seine Filiale hatte, war die Viehofer Straße immer voller Menschen. Da hätten auch zehn Buden überlebt. Seitdem ist aber nichts mehr los“, sagt er.

Bernhard Burdick, Ernährungsexperte der Verbraucherzentrale NRW, ist zumindest beim Döner für einen Euro skeptisch: „Was diesen Preis betrifft, scheint mir das schon sehr grenzwertig zu sein. Viel verdienen kann man damit nicht. Bei einer Vollkostenrechnung runzeln wir schon die Stirn.“

Trotzdem, so Burdick, müsse ein Döner für zwei bis drei Euro, nicht zwangsläufig bedenklich sein: „Lebensmittel sind bei uns noch immer sehr preiswert. Zwischen Einkaufs- und Verkaufspreis herrscht oft eine große Differenz. Wie solche Anbieter intern kalkulieren, ist jedoch nicht immer klar.“ Burdick warnt jedoch davor, im Umkehrschluss bei teuren Nahrungsmitteln allzu sorglos zu sein. Mit dem richtigen Marketing, so der Ernährungsexperte, könne man auch Schrott für viel Geld verkaufen.