Essen. . Wenn ein Kind sich verläuft oder ausbüxt, helfen Polizeibeamte mit Trost und Teddy - während ihre Kollegen nach den Eltern suchen. Wie im Fall des ausgebüxten Dreijährigen, der in Essen barfuß durch die Stadt irrte.

Nach drei Stunden endete am Montag der Ausflug eines Dreijährigen, der allein durch Rellinghausen gelaufen war. Erst kümmerte sich eine aufmerksame Passantin um das Kleinkind, dann nahm sich die Polizei des Jungen an.

Doch während man sich die erfolgreiche Suche nach den Eltern (mit Einsatz eines Lautsprecherwagens) leicht vorstellen kann, fragt sich, wie gut die Ordnungshüter auf Einsätze als Babysitter vorbereitet sind. „Eine Wache ist natürlich kein Kindergarten“, sagt Polizeisprecher Raymund Sandach. Aber manchem Kind erscheine sie wie ein Abenteuerspielplatz: „Die Kinder wollen mal eine Polizeimütze aufsetzen, im Einsatzwagen sitzen. . .“ Zwei, drei Stunden könne man kleine Gäste so beschäftigen. Gleichzeitig versuche man zu ermitteln, wie sie heißen und wo sie wohnen.

Sohn schlief im Schrank

Es gebe auch Kinder, denen man erstmal trockene Kleider besorgen müsse, die Hunger hätten - oder Ängste. „Die trösten wir, so gut es geht, beruhigen sie mit einem Teddy“, sagt Sandach. Zwar hätten die Kollegen keine pädagogische Ausbildung, „aber wir haben hier viele Mütter und Väter.“

Sandach selbst hat zwei Söhne und weiß, dass es mal unbeobachtete Momente geben kann, in denen Kinder verschwinden. Einmal sei er kurz davor gewesen, seine Kollegen zu alarmieren: Da hatte er schon fast überall nach dem Kleinen gesucht. „Am Ende fand ich ihn in einem Schrank. Er hatte sich verstecken wollen und war eingeschlafen.“

Das Jugendamt benachrichtigt

Sandachs inneren Aufruhr können Eltern wohl gut nachempfinden, weniger verständlich scheint, dass der ausgebüxte Dreijährige am Montag noch nicht vermisst worden war. „Darum haben wir das Jugendamt benachrichtigt.“ Die Mutter sei befragt worden, warum sie die Abwesenheit des Kindes nicht bemerkt hatte, bestätigt der Sprecher des Jugendamtes, Peter Herzogenrath. „Ihre Begründung war plausibel.“ Sicherheitshalber habe man das für die (nicht in Essen lebende) Frau zuständige Jugendamt informiert. „In anderen Fällen, wo es klare Hinweise auf eine Vernachlässigung gibt, schauen wir besonders genau hin.“