Mülheim. .

„Mobile Blitzmütter“ in Eppinghofen: Bei der Namensfindung für dieses neue Qualifizierungsprogramm hat jemand Fantasie bewiesen. Und für die zehn Teilnehmerinnen ist das „Mikroprojekt“ offensichtlich eine große Sache.

Seit Februar lernen die Frauen in wöchentlichen Gruppenstunden und praktischen Einsätzen, wie man die Kinder anderer Leute fachgerecht betreut. Für den Abschluss des ersten Moduls, das u.a. einen Ersten-Hilfe-Kurs und eine Babysitterschulung umfasste, nahm jede Einzelne nun ihr Zertifikat entgegen.

Für das Projekt schlossen sich mehrere Akteure der Bildungspartnerschaft Eppinghofen zusammen. Hierzu gehört die Kindertagesstätte „Fantadu“ ebenso wie die Grundschule am Dichterviertel und das Städtische Jugendamt. Isabelle Wojcicki, die das Ganze koordiniert, beschreibt den Ursprung der Idee, „Blitzmütter“ zu schulen: „Wenn wir Info-Veranstaltungen anbieten, etwa Elterncafés zu bestimmten Themen, sind meist die Frauen, die mit ihren Kindern kommen, nicht hundertprozentig bei der Sache.“

Babysitter-Pool

Bei solchen Gelegenheiten sollen die Projektteilnehmerinnen künftig eingesetzt werden, gegen Honorar. „Das traf sich gut“, sagt Gisa Gernheim, Leiterin der Kita „Fantadu“, „denn wir werden demnächst Familienzentrum sein, und da hätte ich gerne einen Babysitter-Pool.“ Man plane, beispielsweise Bewegungskurse für muslimische Frauen anzubieten oder auch Theatergruppen – Aktivitäten, bei denen es hilfreich ist, wenn jemand aus dem nachbarschaftlichen Umfeld die herumwuselnden Kinder zeitweise beschäftigt.

Doch das Projekt soll nicht zuletzt auch die Teilnehmerinnen weiterbringen, etwa Wege in eine spätere Berufstätigkeit als Tagesmutter aufzeigen. Der Ansatz überzeugte, und so wird die Qualifizierung nun über das Programm „Stärken vor Ort“ des europäischen Sozialfonds komplett finanziert. 10000 Euro stehen dieses Jahr insgesamt zur Verfügung, um alles zu organisieren, um Honorarkräfte zu bezahlen – und fünf geräumige Trolleys mit Spielsachen zu bestücken. Für die ersten echten Einsätze der „mobilen Mütter“.

Praxiserfahrung sammeln

Von zwölf Frauen, die sich meldeten, sind zehn geblieben, im Alter von Anfang 20 bis Anfang 40, mit oder ohne eigene Kinder, mit oder ohne Ausbildung und Job, Frauen aus verschiedenen Kulturen. Ayse Konak (35) ist dabei, gelernte Arzthelferin, die selber Sohn und Tochter hat. Langfristig möchte sie wiedereinsteigen in ihren ursprünglichen Beruf, doch vorerst gerne als „mobile Blitzmutter“ arbeiten. Noch keinen Beruf und keinen Nachwuchs hat dagegen Vanessa Pütz (22), die knapp vor der Gesellenprüfung ihre Friseurlehre aufgab. „Jetzt möchte ich angehen, was ich immer schon machen wollte: eine Ausbildung zur Erzieherin.“ Vanessa hofft, dass sie mit Hilfe des Zertifikates Praxiserfahrung sammeln und ihre Chancen auf einen neuen Ausbildungsplatz erhöhen kann.

So oder so: Nach den Sommerferien startet das zweite Modul. Alle machen weiter.