Essen.
Der Vertrag von Eva Sunderbrink als EMG-Geschäftsführerin steht zur Verlängerung an. Nicht jeder in der Kommunalpolitik möchte das einfach durchwinken. Sunderbrinks Arbeit ist nicht unumstritten.
Eine Diskussion fand nicht statt, als der Oberbürgermeister jüngst laut Teilnehmern dem Aufsichtsrat der Essen Marketing-GmbH (EMG) eröffnete, er plane den am 30. Juni endenden Vertrag von Geschäftsführerin Eva Sunderbrink zu verlängern. Allein: Nicht alle in der Stadt sind der Meinung, dass eine Bestellung für weitere Jahre einfach so über die Bühne gehen sollte. Denn zur Frage, ob die Marketinggesellschaft in den letzten Jahren gute Arbeit ablieferte, gehen die Meinungen auseinander. Hinzu kommt die, nicht zuletzt vom neuen Chef-Wirtschaftsförderer Dietmar Düdden befeuerte Debatte, ob die Aufgaben von EMG und Wirtschaftsförderung (EWG) nicht besser künftig zusammengeführt werden sollten. Düdden brachte hierzu intern ein städtisches „Marketing-Board“ ins Gespräch – unter seiner Leitung. Geschäftsführerstellen – die EMG hat gleich zwei – ließen sich dann womöglich einsparen.
„Bei der EMG sind die Schwerpunkte falsch gesetzt“, sagt Grünen-Ratsherr Burak Copur. „Priorität muss die Leitbild-Entwicklung haben, nicht wie derzeit die Bespaßung der Innenstadt.“ Abgesehen von der Notwendigkeit einer besseren Verzahnung und Koordinierung zwischen EWG und EMG stellt sich für Copur - selbst EMG-Aufsichtsrat - auch die Frage der Personalbesetzung. „Warum kann sich eigentlich eine bis zum Hals in Schulden steckende Stadt gleich zwei hoch bezahlte Geschäftsführer für eine Organisation leisten?“ Die Frage müsse auch den Kämmerer interessieren, so Copur.
„Wofür braucht die EMG einen so großen Apparat?“
Sunderbrink bezieht laut Verwaltungsliste aus dem Jahr 2008 jährlich 138 464 Euro plus Dienstwagen. Mitglieder des EMG-Aufsichtsrats berichten zudem von einer Klausel, die die Stadt verpflichte, Sunderbrink bei einer Nichtverlängerung ihres Vertrags in städtische Dienste zu übernehmen, und zwar mit Besoldungsstufe A 15. Das entspräche etwa einem Amtsleitersalär. Eine Nichtverlängerung böte so kaum finanzielle Vorteile für die Stadt. Die WAZ hätte die EMG-Chefin dazu gerne selbst gefragt, eine Rückrufbitte blieb aber erfolglos.
Udo Bayer, Fraktionschef des Essener Bürgerbündnisses, nimmt den Fall zum Anlass, andere Entscheidungswege bei Geschäftsführerposten von städtischen Gesellschaften zu fordern. „Die Entscheidung darüber gehört in den Rat, nicht nur in den jeweiligen Aufsichtsrat.“ Es gehe nicht an, dass, so Bayer, „Mini-Gesellschaften“ auch noch eine Doppelspitze besäßen. Ähnlich wie Copur dringt der EBB-Chef darauf, die Marketingaktivitäten der Stadt zu bündeln. „Wenn es wirklich so ist, dass die EMG im Wesentlichen für die Bespielung der City zuständig ist, dann frage ich mich umso mehr, wieso wir dafür einen derart großen Apparat brauchen“, sagt Bayer.
Während die SPD dem Vernehmen nach keine Probleme mit einer Vertragsverlängerung für Sunderbrink hätte, zeigt sich die CDU gespalten, wie Fraktionsgeschäftsführer Heribert Piel einräumt. Er selbst, ebenfalls Mitglied im EMG-Aufsichtsrat, nimmt Sunderbrink eher in Schutz. Die GmbH leiste im wesentlichen das, was sie laut Gesellschaftervertrag soll: Tourismuswerbung, Veranstaltungs- und Zentrenmanagement. „Auch wenn der Name anderes suggeriert, gehört Stadtmarketing nicht dazu.“ Die Überlagerung mit der EWG sei nicht so groß wie vermutet. Und die Fäden zusammenhalten müsse, so Piel, der OB.