Essen. Was können Bürger konkret tun, um Energie zu sparen? Anworten darauf gaben am Mobil der Rollenden Redaktion Umweltdezernentin Simone Raskob und Trimet-Sprecher Mathias Scheben.
Atomkraftwerke sollen vom Netz. Womit das Thema Energieerzeugung nun in den Nahbereich rückt. Denn zur Kompensation der Riesenmeiler werden auch kleine Einheiten gebraucht, wie Umweltdezernentin Simone Raskob am Mobil der Rollenden Redaktion erläuterte.
Dabei war der Atomausstiegs-Beschluss nicht notwendig, um die Stadt zum Umdenken zu bewegen. Sie unterstützt bereits Bürger, die Eigeninitiative zeigen, schwenkt teils selbst auf Nahversorgung um.
Biomasse-Heizwerk für Grugapark
Spürbar werden soll das noch in diesem Jahr im Grugapark. Denn auf dem Betriebsgelände an der Lührmannstraße errichtet die Stadttochter Allbau derzeit für 4 Millionen Euro ein Biomasse-Heizwerk. Künftig sollen damit das Verwaltungsgebäude der Gruga, die Pflanzenhäuser, Grugabad und Kurhaus beheizt werden. Verfeuert werden Holzschnitzel aus Grünschnitt, die die Entsorgungsbetriebe - ebenfalls eine Stadttochter - zuliefern. Bislang zahlte die Stadt für die Entsorgung. Nun will sie mit dem Grünschnitt sparen.
Rund 75 Prozent der benötigten Energie - in der Spitze etwa 6,5 Millionen Kilowattstunden - könne das Biomasse-Heizwerk liefern, rechnet Simone Raskob vor. Reicht das nicht aus, können im Heizwerk an der Lührmannstraße zwei Gaskessel zugeschaltet werden.
Doch aller guten Ansätze zum Trotz: „Was nützt es, in Deutschland Kernkraftwerke abzuschalten und auf regenerative Energien umzustellen, wenn wir in Europa umzingelt sind von Kernkraftwerken und es keine Einigung für die Abschaltung gibt?“, wollte Leser Alfred Huwe wissen. Die Frage, so die Umweltdezernentin, sei berechtigt, nur müsse es immer jemanden geben, der den Anfang macht.
Größte Solar-Anlage der Stadt
Was auch der Sprecher der Trimet-Aluhütte Mathias Scheben befürwortet. Als größter Stromabnehmer der Stadt kann die Hütte ihren Energiebedarf nicht mit Windkraft oder Sonnenenergie decken. Dennoch installierte die Hütte die mit 5000 Quadratmetern bislang größte Solar-Anlage der Stadt auf ihren Hallendächern, nutzt die Sonnenenergie für ihre Verwaltungsgebäude.
Womit Scheben ein weiteres Anliegen der Umweltdezernentin ansprach, das Solardach-Kataster, das in den kommenden Monaten im Internet Hausbesitzern parzellenscharf Auskunft geben soll, welche Häuser sich für die Montage eignen. Grundlage für die Angaben sind die Auswertungen eines Ingenieurbüros, das die Dachneigungen aller Häuser bewertet hat.
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Bürgersolaranlagen liegen im Trend
Im Trend lägen etwa Bürgersolaranlagen. „Hierfür stellt die Stadt Dächer gegen einen eher symbolischen Mietpreis zur Verfügung.“ Anschließend können Bürger die Anlagen montieren lassen. Über die Einspeisevergütung, so Simone Raskob, ließe sich nach Abzug der Kosten eine Rendite von rund 3 Prozent für das eingebrachte Kapital erzielen. Mindestens 1000 Euro müssten die Bürger allerdings investieren, damit sich das Modell lohnt.
Acht dieser Anlagen existieren bereits, die bislang größte ist auf das Dach der Franz-Dinnendahl-Realschule montiert. Stadtweit gebe es 21 Solaranlagen, die jährlich rund 476 000 Kilowattstunden Strom einspeisten. „Die CO2-Ersparnis liegt bei 310 Tonnen jährlich“, so Raskob. Weitere Bausteine, die der Stadt helfen sollen, ihre ehrgeizigen Energiesparziele zu erreichen.