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Nach der Kulturhauptstadt greifen Essen und die Nachbarn nach dem nächsten Titel: 2015 will das Revier Europas Umwelt-Kapitale werden. Einmal mehr geht es dabei auch um einen positiven Imagewandel.

Als sich Essen und das Ruhrgebiet vor nunmehr zehn Jahren aufmachten, um Europas Kulturhauptstadt zu werden, ernteten die Protagonisten nicht selten ein mitleidiges Lächeln. Das Ruhrgebiet und Kultur? Heute müssen selbst notorische Nörgler kleinlaut zugeben: 2010 hat alle Erwartungen übertroffen. Nun schickt sich das Revier ein weiteres mal, einen europäischen Titel zu erringen: Umwelthauptstadt Europas will die Region sich 2015 auf die Fahnen schreiben.

Einmal mehr geht es um einen positiven Imagewandel. Denn noch immer prägen Briketts und Fördertürme das Bild des Ruhrgebiets, bedauert Essens Umweltdezernentin Simone Raskob, die den Anstoß für die Bewerbung gegeben hat. Die vielen Kulturhauptstadtbesucher konnten sich eines Besseren belehren lassen. Den Schwung wollen die Bewerber mitnehmen, wobei es nicht darum gehen soll, ein Klischee durch ein neues zu ersetzen, nach dem Motto: Boah, ist das grün hier!

„Es ist kein Geheimnis, dass wir im Norden große Probleme haben“

Es geht um mehr: um Stadtentwicklung, um Klimaschutz, um Bildung. Um das große Ganze eben , wobei das Ruhrgebiet einmal mehr als Region im Wandel punkten will - ein Konzept, das schon bei der Kulturhauptstadtbewerbung aufgegangen ist. Diesmal ist es der Transformationsprozess einer Industrieregion zu einer modernen, zukunftsweisenden Metropolregion. Auf dieses Alleinstellungsmerkmal wollen die Städte ihre Bewerbung aufbauen. Das klingt sehr nach Werbebroschüre. Dabei wolle niemand leugnen, dass es im Ruhrgebiet in Sachen Umwelt- und Klimaschutz noch viel zu tun gibt. Wie auch? Zeigen es doch aktuell die Debatten um Luftreinhaltepläne, Lärmkartierung oder A 52-Ausbau.

Ist es für die Bewerbung ein Pluspunkt oder ein Minuspunkt, dass Düsseldorf den Autobahnausbau durch den Essener Norden nach 30 Jahren gerade beerdigt? Um eine Antwort auf diese Frage steuerte Simone Raskob vor der Presse herum. Mobilität sei ein zentrales Thema, das gelte auch für Autoverkehr und Logistik, so die Dezernentin. „Es ist kein Geheimnis, dass wir im Norden große Probleme haben. Da müssen wir uns Lösungen einfallen lassen.“ Mit Blick auf Brüssel, wo 2012 der Titelträger benannt wird, sei dies kein Nachteil, ist Raskob überzeugt. Im Gegenteil. „Die EU sucht Regionen, die sich auf den Weg gemacht haben.“

An der Bewerbung wird noch gefeilt

Gemeinsam mit Bochum und Dortmund macht sich nun Essen auf den Weg, die übrigen Städte und Gemeinden sollen sich anschließen. Als Region wollen sie sich bewerben, einen Bannerträger wie noch im Kulturhauptstadtjahr dürfte es diesmal aber nicht geben. Mit Brüssel sei man darüber im Gespräch. Bis zum Sommer soll die Bewerbung stehen. Ein ganzes Bündel an Projekten soll hinein in die Bewerbungsmappe: Innovation-City, der Umbau von Bahntrassen entlang der A 40 zum „Fahrrad-Highway“, die Renaturierung des Emschersystems...

Wie es auch ausgehen wird in Brüssel: „Besser als Hamburg“, immerhin Titelträger 2011, wollen die Revierstädte sein. Die Hansestadt setzte auf allerlei Mitmachaktionen, unter anderem auf Gerichte, zubereitet allein aus regionalen Zutaten. Auch Essen & Co. hätten da mit „Pommes-Schranke“ was auf der Karte. Aber ist das gesund? An der Bewerbung wird noch gefeilt.