Essen . Haben Sie Fragen, Kritik, Anregungen? Gern möchten wir in den kommenden Wochen über akutelle Themen mit unseren Lesern ins Gespräch kommen. Das WAZ-Mobil stand zum Auftakt der „Tour“ vor dem Limbecker Platz.
In großen Lettern prangt der Schriftzug auf dem Dach des Handelshofs: „Essen – Die Einkaufsstadt“. Doch hat dieses Motto überhaupt noch seine Gültigkeit? Antworten auf diese Fragen wollte WAZ-Redakteurin Claudia Pospieszny im Gespräch mit unseren Lesern finden. Mit der Rollenden Redaktion machte sie daher Halt am Fuße der Limbecker Straße, direkt vor dem Einkaufszentrum. Als Gesprächspartner standen ihr der Chef des Einzelhandelsverbandes, Marc André Heistermann, und Ulrich Schmitz, Manager der Shopping-Mall „Limbecker Platz“, zur Seite.
Kaum ging es los, bestimmte der Standort auch das Thema. „Das Angebot im ,Limbecker Platz’ spricht ältere Bürger nur wenig an“, kritisierte Leserin Renate Bodyl (68) aus Borbeck. „Senioren bevorzugen kleine, inhabergeführte Geschäfte.“ Ein Einwand, dem Center-Manager Schmitz widerspricht. Rund 30 Prozent der Geschäfte im „Limbecker Platz“ fielen in diese Kategorie. „Das ist für ein großes Center eine hohe Quote.“
"Das Monster"
Doch auch Rentnerin Barbara Schwendtke aus Steele äußert Kritik am Einkaufszentrum. Spricht sie vom „Limbecker Platz“, nennt sie den Konsum-Tempel schlicht „das Monster“. Das Wegesystem sei irreführend, die Ausgänge versteckt, die Beschilderung kundenfeindlich.
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Das Problem, dass Kunden sich in dem großen Center verloren fühlen, ist Schmitz bekannt. Er verspricht Besserung in Sachen Beschilderung: „Wir arbeiten an einem Hausnummern-System, das den Kunden erleichtern soll, Geschäfte zu finden.“ Damit ist Essen das einzige von 92 Einkaufszentren des Betreibers das solch ein System nötig hat.
Hans-Jörg Zull, Landespfleger, regt an, dass das Center sich verstärkt als „soziale Begegnungsstätte“ etablieren könne, wenn die Aufenthaltsqualität gesteigert werde. „Gestalterisch ist es etwas schlicht, da hätte man mehr draus machen können“, sagt Zull. Sein Rat: Mehr Pflanzen. Besonders in den Wintermonaten könnte man damit punkten.
"Wir brauchen Ein-Euro-Läden"
Doch wie sind die Auswirkungen des Shopping-Zentrums auf die übrige Innenstadt? „Negative Auswirkungen auf die restliche Innenstadt können wir nicht bestätigen“, sagt Einhandels-Chef Heistermann. „Im Gegenteil, das Center hat die City belebt. Sie erlebt einen regelrechten Boom.“ Profiteure seien besonders Limbecker- und Kettwiger Straße. Konfrontiert mit dem Vorwurf, es gebe ein Überangebot an Ein-Euro-Läden, entgegnet Heistermann: „Wir brauchen solche Läden, nur halt nicht Tür an Tür“. Er beobachte aber eine positive Entwicklung. Der Branchen-Mix werde wieder vielfältiger.
WAZ-Leser Wolfgang Kalker sieht die City nicht nur mit den Augen des Einkäufers, sondern mit dem eines Menschen, der dort seit über 40 Jahren wohnt. „Besonders die Dreck-Ecken regen mich auf“, kritisiert er. Seiner Meinung nach fehle ein Konzept für die Entwicklung der Innenstadt. Er empfiehlt einen Koordinator für die City. Stadt und Vermieter hätten lange zu wenig für die Innenstadt getan.