Essen. . Essens Oberbürgermeister Reinhard Paß hat die Alte Synagoge nun doch vor dem Vorwurf in Schutz genommen, sie säe „Misstrauen, Hass, Anfeindung und Unfrieden“. Aber: Es gibt weiter Uneinigkeit über den Stil der „Donnerstagsgespräche“.

Oberbürgermeister Reinhard Paß hat die Alte Synagoge am Montag nun doch vor dem Vorwurf in Schutz genommen, sie säe „Misstrauen, Hass, Anfeindung und Unfrieden“. Eine entsprechende Formulierung hatte der Vorsitzende des Integrationsbeirates, Muhammet Balaban, in einem offenen Brief an den OB gebraucht, in dem er die Arbeit der städtischen Institution heftig kritisierte. Paß hatte diesen Brief verständnisvoll und überwiegend zustimmend beantwortet, ohne auf den „Hass“-Vorwurf einzugehen. „Die Anwürfe weise ich mit Entschiedenheit zurück“, so Paß nun am Montag. Und: „Ich räume ein, dass mein Antwortbrief an Herrn Balaban unvollständig war und dieser Aspekt im Schreiben nicht hinreichend klargestellt wurde.“

Paß erklärte ferner, es sei „absurd, wenn man mir vorwirft, ich distanziere mich von der Arbeit der Alten Synagoge“. Dem steht allerdings seine eigene Formulierung im Antwortbrief entgegen. Der OB erklärt darin, das „Thema Integration“ sei für die Stadtverwaltung von „herausragender Bedeutung“, der Integrationsgedanke werde von den Mitarbeitern „auch immer mehr gelebt“, um das Schreiben dann mit folgendem durchaus distanzierenden Satz zu schließen: „Daher erwarte ich, dass die neue Leitung der Alten Synagoge sich den Integrationsgedanken deutlich mehr zu eigen macht, als dies bisher der Fall war.“

Paß betonte, ihm liege „der Dialog unterschiedlicher Kulturen und Religionen in der Stadt besonders am Herzen“. Dies liege „darin begründet, dass in unserer Stadt Menschen aus rund 170 Nationen leben“. Mit dem Haus der jüdischen Kultur besitze Essen „ein Juwel“. Es gelte „diesen Ort zu einer kulturellen und religiösen Begegnungsstätte weiter auszubauen“.

"Gefühle und religiöse Ansichten des Anderen respektieren"

Laut Paß werde die Alte Synagoge „auch künftig“ den Anspruch haben „eine Begegnungsstätte zu sein, von der kontroverse Diskussionen ausgehen“. Und: „Da ich mich auch künftig nicht in die Veranstaltungsorganisation der Reihe ,Donnerstagsgespräche’ einmischen möchte, kann es durchaus vorkommen, dass aus meiner Sicht nicht jeder Programmtext einer integrativen Einladung gleich kommt.“ Ihm, Paß, sei „an dieser Stelle aber wichtig zu betonen, dass dabei die Gefühle und religiösen Ansichten des Anderen respektiert und geachtet werden“.

Der OB erklärte auch, er habe ein Gespräch mit der kommissarischen Leitung der Alten Synagoge geführt. „Dabei war man durchaus darüber uneins, ob die im Einladungstext enthaltene Schärfe nicht hätte vermieden und die Einladung integrativer hätte formuliert werden können.“