Essen. . Der Essener Bernhard Nadorf sitzt gerade vermutlich an der Londoner Prachtstraße The Mall. Der 60-jährige hat sich auf den Weg gemacht, um bei der Hochzeit von William und Kate dabei zu sein. Ihn reizt es zu sehen, wie sich die Monarchie präsentiert.

Bernhard Nadorf ist heute bei der Hochzeit in London: zum Spektakel, von dem „man noch seinen Urenkeln berichten wird“.

„Zum Buckingham Palace“, wird Bernhard Nadorf zum Taxifahrer gesagt haben. Da war es gerade drei Uhr morgens. Das Hotel des 60-Jährigen liegt etwas außerhalb von London. Dorthin ist er mit dem Auto aufgebrochen. Die Reisepläne zum royalen Ereignis standen längst fest. „Das ist doch ein Spektakel, von dem man noch seinen Urenkeln erzählen kann.“

Die Queen hat er schon kennengelernt

Der Essener pflegt die Kontakte zu dem Land, in dem er zehn Jahre lang gelebt und gearbeitet hat. „Wir hatten ein Haus in Kent“, erzählt er. Unterrichtet hat er an einer Eliteschule. Heute leitet er das Essener Abendgymnasium und ist Vorsitzender der Deutsch-Englischen Gesellschaft Ruhr mit Sitz in Rüttenscheid. Ihr Ziel: Pflege der englischen Sprache und der Beziehungen zwischen den Ländern. Ein Anliegen, das sie mit der englischen Königin verbindet. Die hat Bernhard Nadorf bereits getroffen. Beim Dinner in Düsseldorf, als sie zum Staatsbesuch war. Zum 60-jährigen Bestehen der Gesellschaft kam im vergangenen Jahr Post aus dem Palast. Absender: die Queen.

Kürzlich in Boston hat Nadorf Obama gesehen. Kate und William noch nicht. Das soll sich heute ändern. Dafür will der 60-Jährige sich günstig positionieren. Läuft also alles nach Plan, befindet er sich genau jetzt auf der Londoner Prachtstraße The Mall, ganz dicht am Buckingham Palace. Mit ihm zwei Damen, die er aus Essen mitgenommen hat. Hier schaut sich Nadorfs Frau – Britin – die Blaublüter auf dem Bildschirm an. „Sie mag den großen Hype nicht“, erklärt ihr Mann. Beschreibt sie nicht als königstreu, aber durchaus loyal gegenüber dem Königshaus. Die britische Monarchie ist eine Firma, sagt Nadorf. Die Mitglieder müssen repräsentieren. Das Volk profitiere mental und finanziell von ihnen. Was allein die Tassen mit Bild des Brautpaares wohl einbringen?

Beziehung zwischen Deutschland und England

Im Grunde sei das „crazy“ – verrückt, findet Nadorf. Auch dass er mittendrin ist. Das Kleid von Kate findet er gar nicht so spannend. „Vielleicht haben Frauen da ein anderes Interesse.“ Die Kleid-Frage sei aber völlig ok. Ihn reize es zu sehen, wie die Monarchie sich präsentiere. Die habe viel getan für die Beziehung zwischen Deutschland und England nach dem Zweiten Weltkrieg. Es werde manchmal vergessen, dass auch Essen besetzt war und die Engländer in der Villa Hügel.

Heute in London wartet der Essener nun auf die frisch vermählten Windsors. Er hat einen Klappstuhl eingepackt. „Das dauert ja ein bisschen.“ Abends um kurz vor sieben geht seine Fähre von Dover Richtung Heimat. Bis dahin hofft Bernhard Nadorf einen Blick auf William und Kate erhascht zu haben und auf ihren „kiss on the balcony“.