Essen. .
Bei den Osterpredigten setzten sich Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck und Stadtsuperintendent Irmenfried Mundt auch mit der Debatte um Atom-Energie auseinander. „Atomenergie ist auf Dauer nicht vertretbar“, betonte Overbeck.
Gut besucht waren die Kirchen an den Kar- und Ostertagen. Aber auch die traditionellen Osterfeuer zogen bei sonnigem – und gefährlich trockenem – Wetter nicht nur auf Zollverein zahlreiche Schaulustige an.
Wenig stimmungsvoll umrahmt wurde allerdings der Beginn der Osternachtfeier auf dem Domvorplatz. Während Bischof Franz-Josef Overbeck das neue Feuer und die Osterkerze segnete, dröhnten Hammerschläge und penetrante Abbruchgeräusche über die Kettwiger Straße. Karsamstag um 21.30 Uhr sah man offensichtlich als geeigneten Zeitpunkt an, die Reste des „Ostermarkts“ – vor allem die Holzbuden – in der City lautstark abzubauen.
„Ostern ist das „Fest des Lebens“, das betonte der Bischof später bei der feierlichen Osternacht-Liturgie im Dom. „Das letzte Wort haben nicht das Kreuz oder der Tod, sondern die Auferstehung und das Leben“, so der Essener Oberhirte. Und dieses Leben komme ganz von Gott her. „Es ist nicht ein von uns auszurechnendes, aus der Logik der Vernunft entspringendes Leben, sondern es ist das Leben, das aus der Liebe und der Hingabe als Geschenk erwächst“, sagte Overbeck. In der gesamten Geschichte des alten und neuen Bundes mit Gott gehe es um die „Bezeugung des Lebens, das uns als Christen in der Taufe, Firmung und Eucharistie geschenkt wird, damit wir selbst zu Zeugen werden“, so der Bischof, der in der Osternacht auch zwei Erwachsenen das Sakrament der Taufe spendete.
Osterfeuer in Essen
Stets Leben schützen
Die heutigen vielen Auseinandersetzungen um den rechten Weg der Kirche müssten dazu führen, als Christen „lebendigere Zeugen des von Gott geschenkten Lebens“ zu sein. Deshalb bezeugten Christen das „Leben mit seiner Würde von Anfang an“. Und deshalb lehnten Christen ab, dass das Leben, „das mit der Verschmelzung von Samen- und Eizelle beginnt“, durch die Präimplantationsdiagnostik einer „möglicherweise selektiven Prüfung“ unterzogen werde. Aber auch deshalb warnten Christen davor, das Leben auf Kosten nachfolgender Generationen zu gestalten. „Atomenergie ist auf Dauer nicht vertretbar“, betonte Overbeck. Ihre Gefährdungen und Belastungen für die zukünftigen Generationen verhinderten Leben.
Deshalb müsse diesbezüglich nach alternativen Lösungen gesucht werden. Entschiedenes Handeln sei auch hinsichtlich der Würde und Freiheit des Menschen gefordert, um die zur Zeit in arabischen und anderen Ländern gerungen werde. Christen müssten sich dafür einsetzen, „dass Krieg und gewaltsame Auseinandersetzungen unter den Völkern der Erde ein Ende nehmen“. Bei allem militärischen Einsatz müsse es darum gehen, „das Leben zu schützen und Blutvergießen zu verhindern“, mahnte der Bischof. Christen seien aufgerufen, „zu Zeuginnen und Zeugen des Lebens zu werden, und zwar „unbedingt und kompromisslos“.
„Dem Glauben will der Boden bereitet werden“
Demgegenüber blickte der evangelische Stadtsuperintendent Irmenfried Mundt auf die Bedeutung von Kirche als Institution und Gemeinschaft der Gläubigen: Die Kirche könne keinen Glauben schaffen. Was auch immer von der Kanzel gesagt werde, Glauben schaffe es nicht. Aber warum dann Kirche? Warum Gemeinde? Und Musik und Gesang und Gebet? Warum noch predigen? Das Tun der Liebe? Das vielfältige Engagement so vieler? Warum Kirche durch die Jahrtausende? Die Antwort gab der oberste Vertreter der Protestanten dieser Stadt: „Weil dem Glauben der Boden bereitet werden will. Maria, Petrus, Paulus, Augustin und Luther, Bonhoeffer und Mutter Teresa und jede und jeder unter uns kann Bodenbereiter für den Glauben sein. Das ist unglaublich viel. Und kommt uns doch so wenig vor.“
Angesichts bedrückender Ereignisse - nicht nur im arabischen Raum oder in Japan - schloss Mundt zuversichtlich: Durch das Tun der Liebe, und sei es nur eine Geste, ein Wort, werde dem Glauben Boden bereitet. Geweckt werde er jedoch von Gott allein.