Interview mit dem CDU-Oberbürgermeister-Kandidaten Franz-Josef Britz über Maßnahmen für den Essener Norden, den Bürgerpark Kuhlhoffstraße und die Zukunft der Zeche Carl

Essener Norden. Die Essener CDU bereitet sich zurzeit personell und thematisch auf die Kommunalwahl im Mai 2009 vor. Über die Ziele und die Mannschaft für Rat und Bezirksvertretungen sprachen Markus Grenz und Peter Marnitz mit dem Essener CDU-Oberbürgermeisterkandidaten Franz-Josef Britz.

Mit welchen Inhalten will die Essener CDU in den Wahlkampf ziehen?

Britz: Wir haben Projektgruppen zu den Bereichen "Sicherheit, Ordnung, Sauberkeit", "demographischer Wandel", "Jugend, Bildung, Erziehung", "Integration" und "Verteilung der Arbeit". Das werden auch unsere Kernthemen sein.

Der CDU wird von Konkurrenten ein Leuchtturm-Denken vorgeworfen, die Stadtteile würden vernachlässigt.

Britz: Das ist kein Gegensatz. Essen braucht Leuchttürme wie Zollverein, Krupp-Boulevard oder Eon-Ruhrgas. Ein ebenso großes Gewicht haben für uns die Stadtteile und ihre Infrastruktur.

Gespart wird aber bei den Bädern und Sportstätten.

Britz: Der Masterplan Sport ist doch zu einem vorläufigen guten Ende gekommen. Wir haben gerade ein 22,5-Millionen-Euro-Programm für einen Fünfjahres-Zeitraum zur Instandsetzung der Sportstätten auf den Weg gebracht. Dafür mussten wir uns von einigen trennen, für die Geldausgeben nicht mehr sinnvoll ist.

Wie sehen denn die Planungen für Hesse aus?

Britz: Das, was da für den Schwimmbetrieb notwendig ist, ist nicht zu finanzieren. Wichtig ist, das Gelände für die Freizeit zu erhalten. Das Gelände des ehemaligen Kuhlhoffbades ist doch jetzt äußerst attraktiv gestaltet. Das ist ein Gewinn.

Was entgegnen Sie Kritikern, die Ihnen vorwerfen, den Essener Norden trocken zu legen?

Britz: Die A 40 als Bezugspunkt zu setzen, ist willkürlich. Schließlich gibt es auch noch das Nord-Ost-Bad. Außerdem wird das Freibad an der Ruhr erhalten.

Kritiker behaupten, dass in Essen nichts gegen das Nord-Süd-Gefälle getan werde.

Britz: Ich glaube, dass in unserer Zeit mehr für den Essener Norden getan wurde als je zuvor. Ich möchte an den Kuhlhoff-Park, den See im Segeroth, die geplante Marina am Kanal und die neuen Siedlungen erinnern. Wir sind aktiv dabei, das Gefälle abzuarbeiten. Derzeit entstehen durch Evonik Mehrgenerationen-Wohnungen. Das wird in Zukunft noch mehr werden.

Und wie kommentieren Sie die Forderung, Ungleiches auch ungleich zu behandeln, sprich mehr Geld und Ressourcen den Problembereichen im Norden zur Verfügung zu stellen?

Britz: Das ist eine theoretische Diskussion. Man kann gegeneinander aufrechnen, aber einig sind wir uns darin, dass wir mehr sparen müssten, als wir schon tun. Von den Kollegen kommen da wenig Ideen und Vorschläge.

Wie geht es mit dem Bürgerpark-Gelände an der Kuhlhoffstraße weiter?

Britz: Die Zusammenarbeit mit der Jugendfarm muss sich verstärken. An den derzeit noch nicht fertigen, zusätzlichen Räumen für Feiern wird gearbeitet. Ideal ist die Kümmerer-Struktur vor Ort - so eine Einrichtung lebt von solchen Menschen.

Wie ist das Thema "Jugend" konkret zu füllen?

Britz: Wichtigster Punkt ist die Bildungspolitik. Es ist wichtig, durch präventive Maßnahmen, etwa in Schulen, Fehlentwicklungen zu verhindern. Außerdem gehören für uns die Familienzentren mittelfristig ausgebaut. Leider können wir nicht das ausgleichen, was etwa die Kirchen reduzieren und abbauen.

Wie steht es in dem Zusammenhang mit der Zukunft der Zeche Carl?

Britz: Die Diskussion um die Zeche Carl war dringend notwendig und muss einen guten Ausgang haben. Sie muss auf eine neue Basis gestellt werden und als soziokulturelles Zentrum erhalten bleiben. Bis zum Ende des Jahres muss klar sein, was passiert. Im Frühjahr soll der Neubeginn folgen.

Die Baustelle Straßenstrich auf dem Kirmesplatz?

Britz: Das ist eine mutige Lösung. Wir haben hier ein hohes Maß an Sicherheit und Betreuung. Die Beteiligten haben sich diesen Standort gewünscht. Mit der Ausweitung des Sperrgebietes wird im Umfeld nichts geduldet werden.

Muss man sich als Oberbürgermeister-Kandidat, der ja direkt gewählt wird, anders geben als gewohnt?

Britz: Ich bin nicht der Typ, der sich in den Vordergrund spielt. Ich bin neun Jahre lang Vorsitzender der CDU im Stadtrat. Das bin ich, weil ich den Laden zusammenhalten, aber auch Führungsanspruch wahrnehmen und Entscheidungen treffen kann.