Essen. . Die Internationale Schule Ruhr gilt bei vielen als Reiche-Leute-Einrichtung, den Eltern wird Elite-Denken und übergroßer Ehrgeiz vorgeworfen. Familie Schröer wollte nur, dass sich ihr Adoptivsohn Francis (10) wohlfühlt und gern zur Schule geht.

Francis ist zehn, und er sagt: „Ich gehe gern zur Schule!“ Dabei hat er einen langen Schulweg, einen langen Tag. Francis pendelt von seinem Elternhaus in Mülheim nach Essen, mit Bus und Bahn. Um 7 Uhr verlässt er das Haus, um 17.30 Uhr kehrt er zurück - und ist dabei sehr zufrieden.

Es ist ein Phänomen, und für Francis’ Vater, Georg Schröer hat das Phänomen einen Namen: Internationale Schule Ruhr (ISR). Die sitzt in der Villa Koppers am Moltkeplatz und unterscheidet sich schon durch die moderne Einrichtung so von anderen Schulen, dass Francis lobt: „Wir haben super Tische, und es klebt kein Kaugummi dran.“

Unerfreuliche Erfahrungen

Anders gesagt: Auch einem Zehnjährigen fällt auf, wie sehr sich das Mobiliar der ISR von dem normaler Lehranstalten unterscheidet. Doch deshalb hätten Schröers wohl nie den Weg oder die Kosten in Kauf genommen, die mit dieser Schulwahl verbunden sind. Vielmehr hat die Familie mit dem staatlichen Bildungssystem ein paar unerfreuliche Erfahrungen gemacht.

Einerseits möchte Georg Schröer die Geschichte seines Sohnes nicht der Öffentlichkeit preisgeben. Andererseits kennt er die Klischees über die Internationale Schule, den Vorwurf einer Reiche-Leute-Penne. Wer sein Kind hier anmeldet, steht unter Elite- und Ehrgeiz-Verdacht. Schröers wollten nur, dass ihr Sohn glücklich ist. Sie hatten erleben müssen, dass Francis aus der Schule oder dem Kindergarten heimkam und fragte: „Bin ich ein schlechtes Kind?“ oder „Mama, kannst Du mich mit Mehl weiß machen?“

Hässliche Beschimpfungen

Francis stammt aus Kenia, er ist schwarz. Schröers haben ihn adoptiert, als er noch kein Jahr alt war. Er ist hier aufgewachsen, doch manchmal zweifelt Schröer daran, dass Deutschland seine Heimat bleiben kann. Er hat hässliche Beschimpfungen gehört, hat erlebt, dass Leute in der Straßenbahn den Platz wechseln, wenn sich Francis neben sie setzt. Andere erdrückten das Kind fast, strichen über seine Haut, sein Haar - fragten nicht.

Im Kindergarten sei er ständig von anderen Kindern umlagert und geärgert worden - und die Erzieherinnen hätten nichts unternommen. Schröers suchten einen neuen Kindergarten, es lief gut. Francis wurde eingeschult, und es gab neuen Ärger. Hier machten ihn die Lehrer als Unruheherd aus. „Vielleicht lag’s nicht an der Hautfarbe, sondern daran, dass er ein lebhafter Junge ist“, mutmaßt Schröer. Aber Francis fiel halt jedem auf. Und so habe gegolten: Wenn zwei sich stritten - war Francis schuld.

Ganz persönliche Förderung

Dabei kamen ein schulpsychologisches Gutachten und die Erziehungsberatung zum Ergebnis, dass Francis ein netter, unauffälliger Junge ist. An der zweiten Grundschule lief es dann auch wieder gut. Als im vergangenen Sommer der Wechsel auf eine weiterführende Schule anstand, „wollten wir mal auf Anhieb die richtige“, erzählt der Vater. Die Internationale Schule stehe für Lernen in kleinen Klassen - mit Schülern aus aller Welt: So dass Francis nicht wieder alle Blicke auf sich zieht. „Hier ärgert mich keiner, meine Mitschüler sind meine Freunde!“ Sie haben schon in der Schule übernachtet und laden sich alle zu Geburtstagen ein. Und weil in der vierten/fünften Klasse nur sechs Schüler sind, gedeiht nicht nur das Zusammengehörigkeitsgefühl, die Lehrer können auch jedes Kind ganz persönlich fördern. Nun ist Francis auch in der Schule der fröhliche Junge, den seine Eltern von zu Hause kennen. Dafür zahlt Schröer gern Schulgeld. Er betont aber auch, dass 25 Prozent der Schüler ein (Teil-)stipendium bekommen.

Francis spreche übrigens schon fließend Englisch: „Sollte er doch mal wegwollen aus Deutschland, ist er gerüstet.“