Essen. . Ins Rabbinerhaus der Alten Synagoge in Essen zieht das Steinheim-Institut der Uni Duisburg-Essen ein. Das renommierte Institut erforscht Geschichte und Kultur der Juden im deutschen Sprachraum. Am neuen Standort will es auch Uni-Kurse anbieten.

Die Alte Synagoge, im Juli 2010 als „Haus der jüdischen Kultur“ wiedereröffnet, erhält im Mai einen neuen Nachbarn. Ins Rabbinerhaus, dem Flügel an der südöstlich gelegenen Seite der Synagoge, zieht die Uni Duisburg-Essen ein. Zwei von fünf Etagen belegt künftig das „Salomon Ludwig Steinheim-Institut für deutsch-jüdische Geschichte“. Es hatte seinen Sitz bislang am Uni-Campus in Duisburg.

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Von DerWesten

Das Steinheim-Institut erforscht Geschichte und Kultur der Juden im deutschen Sprachraum. Ein besonders intensiv bearbeiteter Untersuchungsgegenstand ist das Thema „Jüdische Friedhöfe“. Zu diesem Thema hat das Institut zahlreiche Publikationen veröffentlicht. Außerdem unterhält das Institut eine Online-Datenbank mit 20 000 Datensätzen zum Thema.

Laufend gearbeitet wird auch an einem Verzeichnis, das alle Rabbiner namentlich nennt, die seit der Aufklärung im deutschsprachigen Raum gewirkt haben. In den Jahren 2004 und 2009 sind jeweils zwei Bände erschienen, der nächste ist in Vorbereitung.

"In die Stadt hineinwirken und etwas bewegen"

Salomon Ludwig Steinheim (1789 - 1866), nach dem das Institut benannt ist, war unter anderem Mediziner und Rechtsphilosoph. „Wir sind begeistert, dass wir nach Essen kommen können“, sagt der Leiter des Instituts, der emeritierte Judaistik-Professor Michael Brocke. „Obwohl es uns in Duisburg keinesfalls schlecht geht.“

Dass der Leiter des Steinheim-Instituts denselben Nachnamen trägt wie die Leiterin des Hauses der jüdischen Kultur, Edna Brocke, ist kein Zufall: Beide waren mal miteinander verheiratet. Edna Brocke hält die Ansiedlung des Instituts für „ausgesprochen sinnvoll angesichts der Qualität des Hauses“. Dem Steinheim-Institut wurde 2001 seitens des Wissenschaftsrats der Bundesrepublik exzellente Arbeit bescheinigt – gelobt wurde unter anderem die „sehr gute Qualität der Publikationen“ und „gute Drittmitteleinwerbung“.

Edna Brocke geht Ende des Monats in Ruhestand. Die Suche nach einem neuen Leiter für die Alte Synagoge läuft derzeit. Auf eine öffentliche Stellenausschreibung in der Wochenzeitung „Zeit“ im Dezember sind 45 Bewerbungen eingegangen; die Gespräche mit Bewerbern befinden sich dem Vernehmen nach in der Endphase.

Das Steinheim-Institut hat rund 20 Mitarbeiter. Es begreift sich nach Angaben Michael Brockes selbst als „Forschungsinstitut“, organisiert aber auch Tagungen von internationalem Rang und führt Lehrveranstaltungen an der Uni durch. So können Studenten in Essen im kommenden Sommersemester, das im April beginnt, unter anderem das Seminar „Deutsch-jüdische Geschichte und Kultur im europäischen Kontext“ belegen. „Wir wollen“, kündigt Michael Brocke an, „in die Stadt Essen hineinwirken und hier durchaus auch etwas bewegen.“

Städtische Verwaltung erfreut über Ansiedlung

Dort, bei der städtischen Verwaltung, zeigt man sich ebenfalls erfreut über die Neu-Ansiedlung: „Wir hoffen auf eine enge Kooperation zwischen Synagoge und Steinheim-Institut“, sagt Kulturdezernent Andreas Bomheuer. Die Stadt ist Besitzerin der denkmalgeschützten Gebäude Synagoge und Rabbinerhaus. Beide wurden vom Architekten Edmund Körner errichtet, der auch das Haus der Technik gebaut hat. Nach ihm ist der neu gestaltete Synagogen-Vorplatz benannt.

Das ehemalige Rabbinerhaus beherbergte von 1962 bis 2009 das Stadtarchiv. Es ist jetzt an der früheren Luisenschule am Bismarckplatz beheimatet, dem neuen „Haus der Geschichte“. Der Umbau des Rabbinerhauses wird mit Geld aus dem „Konjunkturpaket II“ finanziert – insgesamt werden etwa 2,6 Millionen Euro aufgewendet. Das Dachgeschoss ist nach Angaben von Stephanie Frevel, Abteilungsleiterin der städtischen Immobilienwirtschaft, komplett umgestaltet worden. Auch ein Aufzug wurde neu eingebaut. Noch sind die Arbeiten nicht abgeschlossen.

Die drei anderen Etagen, die die Uni angemietet hat, belegt künftig das neue „Gesundheitsökonomische Zentrum“ der Hochschule. Dabei handelt es sich um einen speziellen Forschungsbereich der Volkswirtschaftslehre – untersucht werden in der so genannten „Gesundheitsökonomik“ die Zusammenhänge von Kosten, Krankheit und Alter. Drei Forscher ziehen ins ehemalige Rabbinerhaus ein. Sie belegen die Etagen eins bis vier; im Erd- und Dachgeschoss siedelt sich das Steinheim-Institut an.