Essen..

Das Essener Zollfahndungsamt hat eine Rekord-Bilanz vorgelegt: Bei Amphetaminen melden die Fahnder ein Plus von 5000 Prozent. Beim Kokainhandel verzeichnete das Zollfahndungsamt 93 Prozent mehr Fälle. Großes Problem bleibt der Zigarettenschmuggel.

Das Zollfahndungsamt Essen legt eine mit Rekorden gespickte Bilanz vor. Fast jedes dritte Zollfahndungsverfahren (27 Prozent) wird vom größten deutschen Zollfahndungsamt bearbeitet; Schwerpunkt: Zigarettenschmuggel. Der ermittelte Steuerschaden hat sich mit 39 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Die Fahnder haben die Zahl der sicher gestellten Zigaretten fast verdoppelt. 48 Millionen Kippen haben sie aus dem Verkehr gezogen, fast zwei Drittel davon waren gefälschte Markenprodukte, meistens Marlboro. Durch die Fälschungen ist die in Russland exklusiv für den Schwarzmarkt gefälschte Marke „Jin Ling“ auf den vierten Platz abgerutscht. Den größten Fang im letzten Jahr machte die Ermittlungsgruppe „Sultan“.

„Der Drogenschmuggel ist nach wie vor ein ernstes Problem“, sagt Ulrich Schulze, Sprecher der Zollfahndungsamtes. Die Partydroge Amphetamin wird in immer mehr Drogenküchen in NRW, den Niederlanden und Belgien produziert und auf den Markt geworfen. Die Fahnder sprechen von einer Zunahme um 5000 Prozent.

2,5 Kilogramm „Crystal“ sichergestellt

Große Zuwächse meldet sie außerdem bei Kokain (plus 93 Prozent) und Haschisch. Rückgänge gibt es bei den Sicherstellungen von Heroin, Opium, Marihuana und Ecstasy. Alarmiert hat die Fahnder, dass sie 2010 erstmals 2,5 Kilo der Droge „Crystal“ (Metamphetamin) fanden. Die Droge hat nicht nur ein hohes Suchtpotenzial, sondern schädigt bei Dauerkonsum auch die Nieren, zersetzt Schleimhäute in Mund und Nase und lässt Zähne ausfallen („Meth-Mund“).

Gewinnspannen bis zu 4000 Prozent wie beim Drogenschmuggel machen auch die Schmuggler von Arzneimitteln. Ergebnis, sagt Schulze: „Besonders der Handel mit Dopingsubstanzen hat dramatisch zugenommen.“ 51 der 79 Ermittlungsverfahren des vergangenen Jahres befassten sich mit Doping. 46 000 Tabletten, 21 Liter flüssige Substanzen und 3 Kilo Anabolika-Pulver wurden sicher gestellt.

Gefälschte Potenzpillen immer noch ein „Renner“

Immer noch ein Renner ist der Schmuggel von Potenzpillen. 83 000 gefälschte Viagra-Tabletten haben die Fahnder im Frühjahr 2010 sicher gestellt. Schulze: „Die Tabletten, die aus China stammten, waren wie die Originale verpackt und blau gefärbt. Der Wirkstoffgehalt fiel allerdings vollkommen unterschiedlich aus und entsprach nicht im Geringsten den deutschen Qualitätsnormen. Vor der Einnahme solcher Pillen muss dringend gewarnt werden. Man weiß nie, wie solche Selbstversuche enden.“ In Untersuchungshaft sitzt derzeit ein 45-jähriger arbeitsloser Deutscher, der auf dem Rückweg aus Thailand 31 000 Anabolikapillen und 870 Potenzpillen über Düsseldorf und Hamburg einschleusen wollte.

Letztes großes Thema der Zollfahnder ist die Markenpiraterie, Die Zollfahnder werden regelmäßig auf der Düsseldorfer Schuhmesse fündig und haben im vergangenen Jahr rund 22 000 Artikel aus dem Verkehr gezogen. Hintergrund: Volkswirtschaftler rechnen vor, dass Markenpiraterie die deutsche Wirtschaft jährlich bis zu 70  000 Arbeitsplätze kosten kann. Schulze und seine Kollegen sagen dazu: „Nicht hinnehmbar.“