Essen-Schonnebeck. .

Die Hauptschule Schetters Busch kämpft um ihr Überleben und sieht ihre Chance als Auffangbecken für die vielen unversorgten Nachzügler. Gerde einmal sechs Schüler meldeten sich an den drei Anmeldetagen an.

Ganze sechs Schüler, nicht einer mehr, an drei Anmeldetagen. Geschluckt haben sie da an der Hauptschule Schetters Busch in Schonnebeck. Und jetzt? War’s das? Wird die Hauptschule auslaufen, so wie viele vor ihr in den vergangenen Jahren? Aufgeben? Nicht doch, nicht mit Friedrich Roß: „Davon kann gar keine Rede sein. Wir werden um unsere Schule kämpfen“, sagt der Schulleiter. Verärgert seien er und seine 25 Kollegen, dass vor Ablauf der Nachmeldefrist in drei Wochen die Zahlen genannt worden seien und darüber spekuliert werde, ob sich die Schule an der Bonifaciusstraße halten könne: „Vor einem Jahr hatten wir auch nur zehn Anmeldungen. Daraus sind dann 35 Schüler in zwei Klassen geworden.“

Wille der Eltern

Es ist schon so eine Sache mit dem Willen der Eltern. Hauptschulen gelten bei ihnen als Auslaufmodell, gerade einmal drei Prozent halten sie für die richtige Wahl: „Ein Ringen am Rande des Niedergangs“, sieht Henner Höcker, bei der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sprecher der Fachgruppe Hauptschule und als Lehrer in Bochold im täglichen Einsatz. „Wir sollten versuchen, möglichst lange das System zu erhalten. An den Schulen wird richtig gute Arbeit geleistet. Wenigstens müssen wir den vielen Schülern und Lehrern eine Perspektive geben.“

Viele Schüler? Gerade einmal 87 von gut 4600 wurden im ersten Schwung an einer der sechs städtischen Hauptschulen angemeldet. 22 sind es an der katholischen Marienschule in Steele, 19 an der Hauptschule Bochold, 16 an der Wächtlerstraße, 14 an der katholischen Hauptschule Katernberg, zehn an der Bischoffstraße in Altenessen und eben sechs am Schetters Busch. Die Hauptschule des Bistums in Stoppenberg kommt allein auf 60 Anmeldungen – Zahlen aus einer an­deren Hauptschul-Welt. Zwei Eingangsklassen schreibt das Schulgesetz vor, erlaubt aber im Ausnahmefall den Start mit nur einer Klasse. Selbst dann wären eigentlich nur zwei der sechs Standorte sicher: die Marienschule und die Hauptschule Bochold.

„So um die 100 Jungen und Mädchen sind noch nicht versorgt“

Doch Hauptschule ist vor allem auch Auffangschule in Essen. Die Schüler kommen schon noch zusammen: Aus 125 Anmeldungen wurden 2010 bis zum Schulstart tatsächlich 201 Jungen und Mädchen. „Die Erfahrung der vergangenen Jahre zeigt, dass immer noch einige Kinder fehlen, die dann die Klassen auffüllen“, heißt es im Fachbereich Schule der Stadt Essen. „So um die 100 Jungen und Mädchen“ seien noch nicht versorgt, allein 50 davon, weil sie an den Gesamtschulen keinen Platz fanden.

Auf diese Kinder hofft auch Friedrich Roß: „Die Eltern sollen sich doch erstmal unser pädagogisches Profil anschauen.“ Der Schulleiter hebt das Klima an der Schule hervor: „Wir kommen hier alle gut miteinander aus. Wir legen natürlich sehr viel Wert auf eine gute Berufsvorbereitung und Berufsorientierung. Und bis auf ganz wenige Ausnahmen machen auch alle Schüler einen Abschluss.“ Einige schafften nach Klasse 10 sogar den Sprung in die Oberstufe, den Weg zum Abitur. Seit ein paar Jahren biete die Schule Ganztagsunterricht an, eine Mensa, Freizeiträume, „wir übernehmen immer mehr Betreuungszeit“. Ein Schulsozialarbeiter unterstütze die pädagogische Arbeit: „Wir sehen uns gut aufgestellt, und wir haben hier ganz, ganz viele richtig gute Schüler.“

Zum Auffangbecken wird die Hauptschule vor allem aber in Klasse 7, wenn sich Realschulen und Gymnasien am Ende der Erprobungsstufe von leistungsschwachen Schülern trennen: Drei der sechs Hauptschulen müssen dann eine dritte Klasse eröffnen. Und so kommt selbst Schetters Busch noch auf 280 Schüler in 14 Klassen.

Gleichwohl, es ändert nichts am Abwärtstrend. In Düsseldorf beobachtet man die Entwicklung genau. „Die Schulen müssen eine vernünftige Größe haben“, heißt es bei der Bezirksregierung. Einzügig könne eine Hauptschule auf Dauer nicht laufen: Bei sechs Klassen würde das sechs Lehrer für 17 Hauptschul-Fächer bedeuten, „das geht gar nicht“. Andererseits sehe man die Funktion als Auffangbecken: „Die Frage ist, wie lange das noch klappt“. Heiligenhaus beispielsweise habe sich gerade von seiner letzten Hauptschule verabschiedet. Wer will, kann im Nachbarort die Hauptschule besuchen, so ist es vertraglich vereinbart. Denn: die Hauptschule hat Verfassungsrang, eine muss jede Stadt anbieten.

Zum Handeln gezwungen

Wie lange das so bleiben wird? Im NRW-Schulministerium denkt man aktuell darüber nach, dies zu ändern, weil die schulische Realität inzwischen eine völlig andere sei: „Die Orientierung der Eltern zwingt uns zum Handeln“, heißt es im Ministerium. Nein, es wird nicht leichter für Friedrich Roß und seine Schule am Schetters Busch.