Essen. . Drücker-Kolonnen an der Haustür, keine Informationen, tote Leitungen: Essener Bürger berichten von neuen Ärgernissen mit der Telekom. Claudia Löbbert aus Burgaltendorf ist seit knapp zwei Wochen ohne Internet und Telefon.

Drücker-Kolonnen an der Haustür, keine Informationen, tote Leitungen: Essener Bürger berichten von neuen Ärgernissen mit der Telekom. Claudia Löbbert aus Burgaltendorf ist seit knapp zwei Wochen ohne Internet und Telefon.

Bei einem Bürger aus Heisingen (Name der Redaktion bekannt) klingelte es neulich an der Tür – fremde Männer gaben sich als Mitarbeiter der Telekom aus, wollten eine „Kapazitäts-Freischaltung testen“, erklärten sie – und baten um seine Kundendaten. Was der Heisinger Bürger dann bei Nachbarn beobachtet hat: Auch dort probierten es die angeblichen Telekom-Männer mit derselben Masche – um den Anwohnern Verträge für hochauflösendes Fernsehen zu verkaufen.

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Von DerWesten

Trittbrett-Fahrer

Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney schließt aus, dass es Mitarbeiter von oder im Auftrag der Telekom waren. „Wir kennen unser Netz und führen keine Kapazitätsprüfungen durch. So läuft das nicht.“ Vermutlich seien das Trittbrett-Fahrer. Kunden könnten sich den Namen des Mitarbeiters geben lassen und unter einer kostenfreien Rufnummer (0800-8266347) nachfragen, ob der Mitarbeiter für die Telekom im Einsatz sei. Auch die Verbraucherzentrale NRW kennt ähnliche Fälle bisher nur vom Unternehmen „Unity Media“, sagt Thomas Bradler von der Verbraucherzentrale. Sollte die Telekom so vergehen, sei das „eine Form des unlauteren Wettbewerbs“. Haustür-Geschäfte könne man im Falle des Abschlusses widerrufen.

Doch der Bürger aus Heisingen hatte sich auch schon aus anderen Gründen über die Telekom geärgert. Zuvor hatte er ein permanentes Knistern in der Leitung, dann waren plötzlich Gespräche tot, berichtet er. Er rief die Störungs-Hotline an, bestellte einen Elektriker, der den Fehler im Telekom-Netz lokalisierte. Der Heisinger schrieb der Telekom mit der Bitte, die Kosten für den Monteur zu übernehmen. „Als Antwort habe ich einen typischen Monopolisten-Brief bekommen. Gezahlt werden sollte nichts.“ Er hakte weiter nach. Letztlich beglich die Telekom die Kosten.

Erfolg durch Nachhaken

Dass man nur durch Nachhaken zum Erfolg kommt, ist auch der Eindruck von Ralf Köpke aus Heidhausen. Er wohnte in einem der rund 500 Haushalte, in denen im Januar das Telefon- und Internet-Netz ausfiel. Anwohner Köpke hat Verständnis, „wenn durch Schmelzwasser in Kabelschächten die Leitungen lahmgelegt werden.“ Kein Verständnis hat er für die Informationspolitik. „Wir wussten nie, wann die Telekom den Schaden beheben kann“, sagt Köpke. Verärgert schrieb er einen Brief, adressiert an keinen geringeren als den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Telekom, René Obermann. Tatsächlich gab es eine Reaktion vom „Serviceteam-Vorstandsbüro“. „Die Frau am Telefon hat sich entschuldigt. Etwas mehr als 40 Euro haben wir erstattet bekommen“. Da er in dem Zeitraum sein Handy für Gespräch nutzen musste, seien die tatsächlichen Kosten viel höher.

Telekom-Sprecher McKinney: „Das war höhere Gewalt.“ Kulanz-Erstattungen werde es für die betroffenen Haushalte daher nicht geben. Oder anders ausgedrückt: Nur wer sich hartnäckig beschwert, wird gehört. Auch Claudia Löbbert aus Burgaltendorf ist erzürnt. Seit knapp zwei Wochen hat sie kein Internet und kein Telefon. Als Kundin bei Vodafone fragt sie sich: „Ist es normal, dass die Telekom bei Leitungsstörungen die ganze Sache aussitzt, weil wir nicht direkte Telekom-Kunden sind?“

"Bodenlose Frechheit"

Die Telekom sei nur zuständig, wenn der Fehler in der „letzten Meile“ liege, meist gewöhnlichen Kupferleitungen, die Wettbewerber wie Vodafone bei der Telekom mieten, sagt Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney. Die Störung ist nach Schätzungen von Claudia Löbbert durch Kabel-Arbeiten entstanden, die Telekom-Mitarbeiter durchgeführt hatten – nur wenige Meter von ihrer Haustür entfernt. „Betroffen sind wahrscheinlich nur wir und unsere Nachbarin. Trotzdem ist das eine bodenlose Frechheit“, sagt Claudia Löbbert. An eine schnelle Lösung glaubt sie nicht mehr.

Und dann war da noch ein Hausbesitzer in Rüttenscheid, in dessen Vorgarten die Telekom ein tiefes Loch buddelte: Ein Mieter hatte einen neuen Anschluss beantragt. Die Telekom handelte rechtens – der Besitzer musste nicht benachrichtigt werden, denn der Telekom lag noch eine jahrealte Zustimmung des Vorbesitzers vor.