Essen. Drei Viertel aller Essener Autobesitzer wählten im vergangenen Jahr ein Wunschkennzeichen. Die Stadt verdiente daran ein schönes Zubrot - mehr als eine halbe Million Euro. Auch Essener Unternehmen nutzen Kennzeichen gern als “fahrende Werbeschilder“.

Sein großes E-GO demonstriert mancher Essener gerne per Auto-Kennzeichen. Andere sind E-IS-Freunde, führen eine mutmaßlich glückliche E-HE oder haben Töchter, die E-VA heißen, wobei Heiratstermin und Tochter-Geburtstag dann oftmals in der folgenden Zahlenkombinationen zum Ausdruck kommen. Beliebt ist zudem das ziemlich sinnfreie E-EE.

Von den 73 500 Kfz-Schildern, die die Zulassungsstelle Essen im vergangenen Jahr ausgestellt hat, waren immerhin 76,28 Prozent gebührenpflichtige Wunschkennzeichen. Allerdings bietet sich das „E“ nicht gerade hervorragend für Wortspielereien an. „Die meisten achten mehr auf Namens-Initialen, Schnapszahlen oder Geburtstage“, sagt Karl-Heinz Vollmer, Leiter der Zulassungsstelle am Kaiser-Otto-Platz in Steele.

Ausdruck der Individualität

Die 10,20 Euro, die ein Wunschkennzeichen kostet, sind gern angelegtes Geld - soviel Liebe zum Auto muss für die meisten schon sein, zumal das „eigene“ Nummernschild durchaus auch als Ausdruck der Individualität genutzt wird. Und die Stadt ist ebenfalls zufrieden, denn sie nahm auf diese Weise allein 2010 immerhin 570 000 Euro extra ein. Ein schönes Zubrot für den städtischen Haushalt bei nicht allzuviel Mehrarbeit - Kollege Computer macht’s.

Man kann sich ein bestimmtes Kennzeichen, sofern es frei ist, auch reservieren lassen. Die Gebühr beträgt 2,60 Euro pro reservierten Monat. Erlaubt sind maximal drei Monate. All das ist günstig: In Österreich beispielsweise müssen Autofahrer für ein Wunschkennzeichen mit 230 Euro deutlich tiefer in die Tasche greifen.

Klassischerweise kann man in den Bürgerämtern ein Kennzeichen oder eine Änderung beantragen. Eine Reservierung ist online möglich, aber dann muss man trotzdem noch zur Behörde hin. Ein Online-Verfahren, bei dem auch die Zahlung abgewickelt wird, ist von der Funktionalität her möglich und auch entwickelt - kurzfristig solle es möglich sein.

Busse fahren mit E-AT

Auch wenn das Essener „E“ nicht viel Kreatives ermöglicht: Für das Energie-Unternehmen Eon ist es praktisch. Unter den 250 Dienstwagen sind einige Wagen mit Kennzeichen „E-ON“. Dazu kommen in ganz Deutschland 700 Fahrzeuge mit dem Kennzeichen, „als Botschafter der Stadt Essen“, wie Eon-Ruhrgas-Sprecher Helmut Roloff berichtet.

Auch für die Entsorgungsbetriebe Essen, EBE, bietet sich ein Wunschkennzeichen für die rund 250 Dienstfahrzeuge an. „Wir sind in keinster Weise privilegiert und zahlen die gleichen Preise für die Wunschkennzeichen wie jeder andere Bürger", betont Rolf Friesewinkel, Leiter der Abteilung Abfallwirtschaft und Straßenreinigung bei der EBE. Die gleichen Kennzeichen seien auch wegen der Zuordnung wichtig.

Die Evag hat Pech. Da die Essener Autokennzeichen nur zwei Buchstaben nach dem „E“ haben dürfen, reicht es nicht für den vollständigen Firmennamen. Deshalb bleibt nur „E-VG“. Unter den rund 200 Bussen und Dienstfahrzeugen gibt es aber auch solche mit dem Kennzeichen „E-AT“ - Englisch für „essen“ im Sinne der Nahrungsaufnahme. E-AT war früher das Standardkennzeichen der Evag. Der Legende nach geht das zurück auf einen leitenden Evag-Mitarbeiter, der England und dem Englischen sehr zugeneigt war - und sich auf den Nummernschildern der Busse verewigte.