Essen.
Die Polizei hat einen Doppelschlag gegen zwei Gruppen von Wohnungseinbrechern gelandet. Zehn Täter wurden festgenommen, acht sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Im Präsidium warten Säcke voll sicher gestellter Beutestücke auf ihre Besitzer.
Der Winter ist die hohe Zeit der Tageswohnungseinbrecher. Deshalb hat sich das Einbruchskommissariat wie im letzten Jahr mit Einsatztrupps verstärkt. „Prävention, verdeckte Ermittlungen und gezielte Bearbeitung von Serien“ seien die drei Säulen der Einbruchsbekämpfung, sagt der stellvertretende Kommissariatsleiter Bodo Buschhausen.
Eine solche Serie hatten seine Fahnder seit Anfang Dezember in mehreren Wohngebieten in Essen ausgemacht. „Die Täter haben sich das Ruhrgebiet aufgeteilt“, sagt Alfons Lammerding, Chef der Ermittlungskommission „Bremer“: „Die eine Gruppe brach in Dortmund, Recklinghausen und Hagen ein, die andere in Essen, Düsseldorf und Mettmann.“
Schlag gegen Einbrecher
Dabei stand den Tätern eine gute Logistik zur Verfügung. Landsleute, die selbst keine Einbrüche verübten, mieteten für sie mit gefälschten Dokumenten Autos und Wohnungen, In Essen zum Beispiel an der Schornstraße im Südviertel, wo das Spezialeinsatzkommando der Polizei am 19. Januar drei Bandenmitglieder im Altern von 19, 24 und 31 Jahren festnahm. Die Wahl des Wohnortes hatte Methode, sagt Lammerding: „Die haben sich Wohnungen in der Nähe der A 40 gesucht.“
Schmuck und Uhren wurden eingeschmolzen
Entlang der A 40 fuhren die Täter dann auch Erkundung. Meist zwischen 17 und 19 Uhr fuhren sie durch Wohngebiete und hielten Ausschau nach erkennbar derzeit leeren Wohnungen. „Die sind fast immer über die Terrasse oder durch Erdgeschossfenster eingebrochen. Nicht einmal sind sie durchs Treppenhaus gekommen“, sagt Buschhausen. Der Einbruch dauert nur zehn Minuten. „Die hebeln Tür oder Fenster auf, suchen an den üblichen Stellen nach Schmuck, Geld und Unterhaltungselektronik. Und dann sind sie wieder weg.“
Für die Beute gibt es unterschiedliche Absatzwege. Schmuck und Uhren wurden eingeschmolzen, das Gold zu Geld gemacht und in die Heimat geschickt. Andere Wertgegenstände verkauften die Täter in Kramläden. Die erbeutete Unterhaltungselektronik brachten Kuriere nach Bosnien.
30 Einbrüche zwischen dem 4. und dem 19. Januar können die Ermittler nach eigener Einschätzung den Tätern nachweisen. Begangen haben sie vermutlich deutlich mehr, sagt Lammerding: „Die sind jeden Tag einbrechen gegangen. Wir sind noch lange nicht fertig.“. Im Präsidium liegt jede Menge sicher gestellte Beute, die jetzt Einbrüchen zugeordnet werden muss. Deshalb denken die Ermittler über eine öffentliche Schmuck-Ausstellung nach.
Nicht nur wegen dieses Ermittlungserfolges zeigt der Schwerpunkteinsatz auch abschreckende Wirkung. „Die Fallzahlen gehen zurück“, sagt Buschhausen.
Bei aller Freude darüber beklagen die Fahnder fehlende Unterstützung durch die Bürger. „Es ist erschreckend, dass sich bei all den Einbrüchen so wenige Zeugen melden“, sagt Lammerding. „Aus der Nachbarschaft kam so gut wie nichts.“ Deshalb appelliert die Polizei erneut an die Bürger, ihr Wohnumfeld im Auge zu behalten und bei verdächtigen Beobachtungen den Polizei-Notruf 110 zu wählen. Angst, Unbekannte im Hausflur anzusprechen, brauchen Nachbarn nicht zu haben, sagt Buschhausen aus langer Erfahrung: „Die wollen vor allem nicht gesehen werden. Spricht man sie an, verschwinden sie ganz schnell.“