Vor der II. Strafkammer hat der Prozess gegen mutmaßliche Mitglieder der "Libanesen-Szene" aus der Nordcity begonnen. Sie sollen als Bande in umliegende Geschäfte und Gaststätten eingebrochen sein.
Sie schweigen. Dass sie wie selbstverständlich nachts und am Tage in Geschäfte und Gaststätten der nördlichen City eingestiegen sein sollen, dazu wollen sich Bilal H. (27) und Khodr T. (36) vor der II. Strafkammer zunächst nicht äußern. Bestärkt fühlen dürfen sie sich dabei durch den Belastungszeugen. Er schwächt seine früheren Aussagen stark ab und beschuldigt die Polizei, ihm Angst gemacht zu haben.
Die nördliche Innenstadt ist das Quartier der „Libanesen-Szene”. Von vielen Verantwortlichen in Politik, Polizei und Verwaltung wird sie als das Problem in der Entwicklung der Straßen rund um den Weberplatz gesehen. Anfang 2007 hatte die Polizei das Viertel als „besonders gefährlichen Ort” eingestuft und mit massiven Kontrollen reagiert. Mit einem eigenen „Quartiermanager” hatte auch die „Immobilien- und Standortgemeinschaft Nördliche Innenstadt” zum Teil erfolgreich versucht, die Region aufzuwerten.
Fürs eigene Lokal "eingekauft"
Jetzt also die beiden Angeklagten als mutmaßliche Mitglieder dieser Ausländergangs. Was ihnen vorgeworfen wird, erinnert eher an Einkaufspraktiken, wie sie auch deutschen Straftätern nicht fremd sind. Bilal H., der auch schon vor dem Schwurgericht wegen versuchten Totschlags stand, letztlich aber nur wegen verbotenen Führens einer Waffe im Jahr 2007 zu zwei Jahren Haft mit Bewährung verurteilt wurde, soll der Kopf einer Einbrecherbande sein. Weil er für sein Café in der Nordcity Getränke benötigte, brachen laut Anklage die beiden mit zwei Komplizen am 22. September 2008 in das Café der Jugendhilfe am Burgplatz ein und „kauften ein”: Fünf Kisten Cola, vier Kisten Stauder, zwei Kisten Weizenbier. Im „Nudelland” an der Viehofer Straße sollen sie versucht haben, den Kaffeeautomaten zu stehlen. Vergeblich. Er war zu fest verankert. Auch ins GOP an der Rottstraße soll einer eingestiegen sein.
Zeuge macht Rückzieher
Die Anklage fußt vor allem auf den Angaben eines Komplizen, der davon als Zeuge nichts mehr wissen will. Ein Polizist habe ihm das vorgesagt und ihm Angst gemacht. Richter Andreas Labentz liest dagegen aus der Vernehmung vor, dass der Zeuge sich von der Belastung der anderen vor allem Strafrabatt fürs eigene Verfahren versprach. Ein ums andere Mal ermahnt er den Zeugen, sich vor Gericht ordentlich zu benehmen. Der Prozess wird am 4. November fortgesetzt.