Am kommenden Samstag ist Tag der Organspende. Eine Frau, der vor sechs Jahren eine neue Leber eingepflanzt wurde, berichtet.
59 Nieren, 51 Lebern und 14 Lungen wurden in diesem Jahr bereits am Universitätsklinikum (UK) transplantiert. „Damit bewegen wir uns weiterhin auf hohem Niveau", meint Dr. Gernot Kaiser, Transplantationsbeauftragter am UK, anlässlich des bundesweiten Tages der Organspende am kommenden Samstag. „Doch die Wartezeiten sind weiterhin sehr lang." Gemäß einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung tragen inzwischen immerhin 17 Prozent der Bundesbürger einen Organspendeausweis, gegenüber 12 Prozent im Jahr 2001.
Karin Müller (Name von der Redaktion geändert) geht es gut. Endlich! Seit sechs Jahren lebt die 52-Jährige mit einer neuen Leber, blickt aber auf eine 30-jährige Krankengeschichte zurück. „Mit 22 Jahren fing alles an", erinnert sie sich. „Es kam über Nacht, dass ich meine Finger nicht mehr bewegen und nicht mehr laufen konnte." Nach der damaligen Diagnose war eine chronische Gelenkerkrankung die Ursache, die gleichzeitig hohen Leberwerte konnte sich niemand erklären, so die 52-Jährige. Erst fast zwei Jahre später, als sich der Gesundheitszustand von Karin Müller immer weiter verschlechterte, wurde ihre „Autoimmun-Hepatitis" diagnostiziert.
„Die Ursache dieser Erkrankung, die meist in der ersten Lebenshälfte auftritt, ist unbekannt", erklärt Dr. Gernot Kaiser. „Man kann sie behandeln, doch irgendwann ist eine Transplantation notwendig." Denn diese schwere Entzündung der Leber führt zu einem massiven Umbau des Lebergewebes. „Jeder Arzt sagte mir, ich würde nicht mehr lange leben", erinnert sich Müller. Doch mit Medikamententherapien vergingen die nächsten 20 Jahre. Arbeiten konnte die ehemalige Verwaltungsangestellte nie wieder.
Ab 1999 steigerte sich die Krankheit zur Leberzirrhose - Karin Müller brauchte dringend eine neue Leber. Doch drei Jahre musste sie warten, bis ein geeignetes Spenderorgan gefunden war. „Ich habe eine seltene Blutgruppe, und das war ein Problem", so Müller. Angstgefühle, dass es irgendwann zu spät sein könne, habe sie aber nie gehabt. „Ich habe die Krankheit nicht in den Vordergrund meines Lebens gestellt und dachte immer: Wenn's nicht sein soll, dann eben nicht." Acht Wochen vor der rettenden Operation ging fast nichts mehr: „Ich konnte nicht mehr essen und trinken, war nur noch müde und hatte mit Bauchwasser zu kämpfen. Und als mir die Schwester sagte, es gäbe nun ein Organ, konnte ich es gar nicht glauben."
Nachdem Karin Müller sich mit viel medizinischem Aufwand lange Zeit auf einem schmalen Grat zwischen Leben und Tod bewegt hatte, war die Erholungsphase nach der lebensrettenden Operation zunächst schwierig. Aber heute geht es der Patientin gut, sie schätzt ihr zweites Leben. „Ich bin wieder selbständig, mache meinen Haushalt allein, kann alles essen und gehe viel spazieren", erzählt Karin Müller. Täglich erinnern sie die Medikamente, die eine Abstoßungsreaktion verhindern sollen, an das Spenderorgan in ihrem Körper. Und alle drei Monate muss sie zur Kontrolle in die Klinik.
Aktionstag
Am Freitag, 5. Juni, gibt es von 11.30 bis 13 Uhr einen Informationsstand der Deutschen Stiftung für Organtransplantation (DSO) in der Kantine des Universitätsklinikums, Hufelandstraße 55. Am Samstag, 6. Juni, informiert die Selbsthilfegruppe Transplantierter in Zusammenarbeit mit den Johannitern und der DSO auf der Kettwiger Straße.