Essen. .

Die Spendenbereitschaft der Essener steigt. „In den vergangenen zehn Jahren hat sich da eine Menge getan“, sagt Susanne Georg vom Stiftungsteam der Stadt: „Die Leute müssen nur zu uns kommen, wir wickeln alles ab.“

Nach Beobachtung von kommunalen Fachleuten wächst die Bereitschaft bei den gut situierten Bürgern in dieser Stadt, einen Teil ihres Geldes für soziale, kulturelle, medizinische oder sportliche Projekte in Essen abzugeben.

„In den vergangenen zehn Jahren hat sich da eine Menge getan, mittlerweile verwalten wir 30 selbstständige Stiftungen mit einem Volumen von insgesamt rund 79 Millionen Euro“, sagt Susanne Georg vom Stiftungsteam der Stadt. Das Kapital der Stiftungen wird nicht angetastet, sondern nur mit den Zinserträgen daraus finanziert man die von den Stiftern gewünschten Projekte.

Motive der Gönner sehr unterschiedlich

Die Motive der spendablen Gönner seien sehr unterschiedlich, meint Georg. Die einen hätten keine Kinder, die anderen wollten etwas Gutes tun. „Einige möchten gerne ihren Namen in einer Stiftung sehen, um so dauerhaft verewigt zu werden; manche sagen nur, ihre Kinder hätten schon genug Geld, da wolle man lieber ärmeren Menschen etwas abgeben. Andere wiederum wollen der Stadt Essen, in der sie viele Jahre zufrieden gelebt haben, etwas zurückgeben“, ergänzt Georgs Kollege Clemens Stoffers.

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Von DerWesten

Die beiden arbeiten in der städtischen Kämmerei unter Lars Martin Klieve und kümmern sich eigentlich hauptsächlich darum, die Essener Schuldenlast von drei Milliarden Euro möglichst günstig umzuschichten und zu steuern. Da erscheinen 79 Millionen Euro Vermögen der über die Stadt verwalteten Stiftungen, das möglichst sicher Rendite abwerfen soll, vergleichsweise klein. Und doch ist die Summe groß genug und die Geschäftsbeziehungen mit Geldinstituten so intensiv, um bei den Banken vergleichsweise günstige Konditionen herauszuschlagen.

Dabei geht schon rein gesetzlich Sicherheit vor Ertrag, gekauft werden dürfen nur mündelsichere Papiere. „Wir investieren nicht in Dollar, in Pfund, in Aktien oder andere Risiko-Anlagen, sondern ausschließlich in festverzinsliche Euro-Anleihen. Wir gehen kein Risiko ein, kommen aber trotzdem im Schnitt auf einen Ertrag von vier bis fünf Prozent“ gibt Susanne Georg an. In diesem Jahr kam so ein Förderbetrag von über drei Millionen Euro zusammen.

Stadt darf das Geld nie selbst verwenden

Natürlich ist das Geldvermögen der Stiftungen strikt von sämtlichen städtischen Finanzen getrennt - das Vermögen wird nur verwaltet, die Stadt darf das Geld nie selbst verwenden.

Das Stiftungsteam der Stadt würde gerne noch mehr Stiftungen betreuen - doch viele Bürger wissen gar nicht, dass die einmalige Spende mit Ewigkeits-Wirkung einfach ist und nicht nur sehr gut Betuchten offen steht. Schon ab 25 000 Euro kann man von der Stadt eine eigene Stiftung mit frei gewählten Namen gründen lassen.

„Die Leute müssen nur zu uns kommen, wir wickeln alles ab. Jeder kann dann genau bestimmen, wofür das Geld verwendet werden soll - sei es auch nur für einen einzigen Verein“, erklärt Georg.

Stiften kann man schon zu Lebzeiten oder per Testament im Todesfall. Völlig frei ist man beim Ziel einer Stiftung nicht: Die Stadt darf eine Stiftung nur dann betreuen, wenn die Erträge nicht nach Afrika oder nach Bayern abwandern, sondern den Menschen auf Essener Gebiet zugute kommen. Und wenn die Stiftung gemeinnützigen Zwecken dient.

Anderen zustiften

Im Übrigen richtet die Stadt eine Stiftung ein und betreut diese völlig kostenfrei für den Stifter - im Unterschied zu den Privatanbietern für Vermögensverwaltung auf dem Finanzmarkt, wie etwa den Banken.

Wer geringere Summen als 25 000 Euro spendieren möchte, kann zwar keine eigene Stiftung gründen, aber einer anderen zustiften - etwa der gerade gegründeten neuen Bürgerstiftung „Essen tut gut“. Hier kann man schon ab 100 Euro Gutes tun - mit den Erträgen gefördert werden be­reits be­stehende Projekte und Einrichtungen in Essen, wie etwa das Rettungswesen, Kleiderkammern, Theatergruppen, die Suppenküche oder das sportliche Engagement der Vereine für Kinder und Jugendliche.