Essen-Schuir. .
30 aktive Mitlieder zählt der Verein der Walter-Hohmann-Sternwarte in Schuir. Die drei Frauen darunter wünschen sich Verstärkung - und schwären von ihrem Hobby: "Wer sich einmal mit der Astronomie beschäftigt hat, kommt davon nicht mehr los."
Sie sehen den Mond und die Planeten, Sternhaufen und Gasnebel - und sie sind dabei dem Himmel so nah. Martina Mousson, Claudia Henkel und Nicole Merkes gehören dem Verein der Walter-Hohmann-Sternwarte in Schuir an. 120 Mitglieder hat er, 30 davon sind aktiv - und lediglich ein fröhliches Trio vertritt die Weiblichkeit am Teleskop.
Wir treffen uns im Besprechungsraum der kleinen Sternwarte. „Wir haben Frauentee und Männertee“, sagt Martina Mousson. Sie ist im Vorstand aktiv und Sprecherin des Vereins. Ich entscheide mich für Rooibos, den Frauentee und erfahre schnell, dass eine Menge Unverständnis wegen des akuten Frauenmangels herrscht. „Nur drei Frauen? Das ist auf jeden Fall zu wenig. Wir wollen auch andere Geschlechtsgenossinen für dieses wunderschöne Hobby begeistern“, sagt Martina Mouson.
Astronomiebegeisterte werben für ihr Hobby
Gemeinsam mit ihren Vereinskolleginnen, die mittlerweile zu guten Freundinnen geworden sind, will sie etwas dagegen tun, Schwellenängste nehmen, unterstützen. „Das ganze technische Drumherum wirkt vielleicht am Anfang etwas kompliziert, aber es gibt Anfängerkurse und wir helfen immer und jederzeit weiter“, sagt sie. „Und wer sich einmal mit der Astronomie beschäftigt hat, kommt davon nicht mehr los. Versprochen.“
Inmitten der Felder liegt die Walter-Hohmann-Sternwarte. Weit genug weg von der Großstadt und den vielen störenden Lichtern. „Sobald das Wetter klar ist, sind wir hier. Oft stundenlang, und wenn ein großes Ereignis bevorsteht, etwas besonderes zu sehen sein wird, auch mal die ganze Nacht.“
Martina Mouson hat gerade einen aufregenden Urlaub hinter sich, war im November in Namibia. Auch des Sternenhimmels wegen. Aber es reicht auch mal die Eifel. Dahin fährt sie gemeinsam mit ihrem Mann, der sich ebenfalls für Astronomie begeistert, und dem tragbaren Teleskop. Dick eingepackt sind sie dann, halten auch Minus 15 Grad spielend aus. Sie schwärmt: „Den Saturn habe ich dort schon gesehen, mit all seinen Ringen. Aber am meisten liebe ich die Plejaden“ - dieser helle Sternhaufen ist schon mit bloßem Auge zu erkennen, liegt 380 Lichtjahre von der Erde entfernt und ist 125 Millionen Jahre alt...
Erkennen von Sternbildern
Die Astronomie ist die große Leidenschaft der drei Frauen. Was mit dem Erkennen von Sternbildern begann, geht mit dem Beobachten des Weltalls weiter. „Man denkt viel über Sinnfragen nach, erfährt aber auch immer wieder etwas über die neuen Techniken, die für unser Hobby so wichtig sind, entwickelt sich weiter“, sagt Martina Mouson.
Und das soll alles nur Männersache sein? In ihrem Verein leider schon. „Es gibt doch in der Astronomie viele Frauen, die etwas geleistet haben. Und wer sich ein bisschen reinkniet, findet sich schnell zurecht“ sagt Claudia Henkel und kann die Zurückhaltung der Frauen nicht verstehen.
Eine eigene Ausrüstung braucht übrigens keine der Sternenguckerinnen in spe. Einfach mal vorbeischauen - und dann reinschauen, in eines der riesigen Teleskope. Ausgerüstet ist die Sternwarte an der Wallneyer Straße bestens. Und mit dem so genannten „Schiefspiegler“, Baujahr 2001, kann man sogar den Mond und die Planeten fotografieren. Auch ein spannendes Thema, die Frauen geraten geradezu ins Schwärmen.
Offene Führungen nach Sonnenuntergang
Offene Führungen finden von Ende August bis Mitte Mai mittwochs und freitags nach Dunkelheitseinbruch statt - frühestens jedoch ab 20 Uhr und nur bei klarem Wetter. Und wenn eine Finsternis ansteht oder sich ein Komet ankündigt, gibt es Sonderveranstaltungen. Dann kann es mitten in Schuir schon mal ganz schön drängelig werden. So wie voraussichtlich am kommenden Freitag, den viele Essener verbringen den Jahreswechsel dort - der freien Sicht wegen.
Führungen, Vorträge, Workshops - die Sternwarte bietet viel Programm. Der Vortragsraum, der in der ehemaligen Schule Schuir untergebracht ist, ist mit moderner Technik ausgestattet. Und eine eigene Bibliothek gibt es auch - „einlesen kann man sich auf jeden Fall. Jedes Mitglied kann sich aussuchen, was ihm Spaß macht. Wir haben oft hochkarätige Referenten hier“, sagt Martina Mouson.
Zurzeit ist die Venus gut zu sehen
Wenn sich Frau nun auf den Weg nach Schuir machen will, kann sie in diesen Tagen die Venus beobachten. Wie steht es so hübsch auf der Homepage der Sternwarte: „Die Venus lässt das Jahr als strahlender Morgenstern ausklingen und kann während des ganzen Monats vier Stunden in der südöstlichen Morgendämmerung verfolgt werden.“
Und es gibt noch einen weiteren, nicht unerheblichen Anreiz, um dem kleinen Verein beizutreten. „Wir haben ganz viele Singlemänner - meinen habe ich auch hier kennengelernt“, sagt Claudia Henkel und lacht.
Wenn da mal nicht auch die Sterne eine wichtige Rolle gespielt haben... Aber das fällt ja nun eindeutig in die Kategorie Astrologie. Die Sache mit den Horoskopen. Nicht wirklich ernstzunehmen. Und auch lange nicht so schön und spannend wie der geschulte Blick in den Sternenhimmel über Schuir...