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Laubenpieper Dirk Pulfrich hat Post vom Stadtverband der Kleingartenvereine bekommen. Grund ist seine öffentliche Kritik an der Privatisierung des Kleingartenwesens. In dem Brief werden Pulfrich politisch motivierte Machenschaften unterstellt.

Kleingärtner kennen sich aus mit Maulwürfen. Nur geht es diesmal nicht um die putzigen Pelztierchen, die ihnen regelmäßig den Rasen umgraben. Folgende Geschichte erinnert vielmehr in Stil und Inhalt an jene, in denen die Täter Schlapphütte und Trenchcoats mit hochgestelltem Kragen tragen. Aber der Reihe nach.

Laubenpieper Dirk Pulfrich hat Post vom Stadtverband der Kleingärtnervereine bekommen. Zumindest lassen Briefkopf und Unterschrift auf diesen Absender schließen. Mit Datum vom 8. Dezember nimmt der Verband Stellung zu einem Leserbrief Pulfrichs in der WAZ. Der Kleingärtner aus Stadtwald hatte damit auf Privatisierungen reagiert, die das Kleingartenwesen inzwischen auch in dieser Stadt erreicht haben. Pulfrich wies darauf hin, dass lediglich so genannte Dauerkleingärten laut Bundeskleingartengesetz den höchsten Schutzstatus genießen und warnte davor, das Kleingartengesetz zu verwässern.

„Sie pflegen beste Kontakt zur SPD“

Kein Verbrechen, möchte man meinen. Doch die Reaktion, die ihm da ins Haus flatterte, kam über ihn wie das jüngste Gericht. Der Stil: auf Grasnarbeniveau. Kostprobe: „Sie sind selbst praktizierender Kleingärtner, allerdings in einer Anlage, die von Umweltschutz nicht viel hält.“ Damit nicht genug. Pulfrich werden politisch motivierte Machenschaften unterstellt. Er pflege „beste Kontakte zur SPD“. Man müsse davon ausgehen, dass es „aktive oder ideelle Auftraggeber“ für seinen Leserbrief gebe. Und weiter: „Und wir werden sie suchen.“ Nicht nur der Adressat dürfte sich da an Stasi-Methoden erinnert fühlen.

Pulfrich, seit 1972 SPD-Mitglied und ehemaliger Leiter eines Grünflächenamtes im nördlichen Ruhrgebiet, kann sich nur wundern. Dem städtischen Eigenbetrieb „Grün und Gruga“, der das Schreiben als Durchschlag erhalten hat, geht es ebenso. Und auch der SPD, wo Pulfrich weder Amt, noch Mandat und auch keine beratende Funktion inne hat, wie Fraktionsgeschäftsführer Roman Brüx betont.

Hat Pulfrich mit seinem Leserbrief ins Schwarze getroffen, in dem er darauf hinwies, dass auch die Gärten der Essener Kleingartengrund- und -boden GmbH, einer Tochter des Stadtverbandes, rechtlich einen geringeren Schutzstatus genießen als Dauerkleingärten. Aber warum die Aufregung?

Groteske Züge

Zur Erinnerung: Laut Grün und Gruga hatte der Stadtverband erstmals Ende der 80er Jahre Kleingärten, die nicht auf städtischem Grund, angelegt worden waren, in eine gemeinnützige GmbH überführt, um sie so zu sichern. Aufgrund geringer Bodenbelastungen sei dies über einen Bebauungsplan nicht möglich gewesen. Eine „intelligente Konstruktion“ nennt Grün-und-Gruga-Chef Bernd Schmidt-Knop das „Essener Modell“. Pulfrichs Leserbrief und die Reaktion des Stadtverbandes sei nichts anderes als „ein Streit um Kaisers Bart“.

Dieser bringt inzwischen alles mit für ein Komödienstadel mit grotesken Zügen. Denn Verbandsvorsitzender Heinz Schuster bestreitet, je einen Brief an Pulfrich geschrieben zu haben. Warum das Schreiben augenscheinlich seine Unterschrift trägt, kann er nicht erklären. Das Werk eines Maulwurfs? Cobra, übernehmen Sie!