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1914 Meldungen bekommt das Jugendamt im Jahr, die rund 1000 Kinder betreffen. Um die 50 von ihnen sind Opfer von Misshandlungen geworden. Zum Schutz des Kindeswohls sehen sich Polizei und Stadt gut aufgestellt.

„Wie erkenne ich, ob ein Kind misshandelt worden ist?“ Mit dieser Frage beschäftigten sich rund 150 Ärzte, Krankenschwestern und Klinikleiter im Rathaus.

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Von DerWesten

Dr. Lars Althaus von der Duisburger Rechtsmedizin gab Anhaltspunkte, die eine solche Vermutung stützten, und appellierte: „Im Zweifel den Fall ans Jugendamt melden!“ Die Frage, ob ein Missbrauch vorliege, sei auch für Rechtsmediziner „die schwierigste Frage im Fach: Es ist ein Alptraum für uns, wenn wir uns irren - in die eine oder die andere Richtung.“ Dennoch rät er zur Meldung der Fälle. „Die Eltern sind im ersten Moment empört. wenn wir auf sie zukommen. Aber wir können sie auch von einem bösen Verdacht entlasten.“

Überforderung der Eltern

1914 Meldungen bekommt das Jugendamt im Jahr, die rund 1000 Kinder betreffen. Um die 50 von ihnen sind in der Tat Opfer von Misshandlungen geworden, sagt Norbert Engelen, der für die Stadt der seit 2008 bestehenden „Allianz zur Bekämpfung von Kindesmisshandlung“ angehört. Viele andere Fälle etwa von Vernachlässigung erwiesen sich als Folge von Überforderung der Eltern. „Hier ist nicht die Polizei gefragt, hier müssen wir die Eltern unterstützen.“

Zum Schutz des Kindeswohls sehen sich Polizei und Stadt gut aufgestellt. „Wir haben eine sehr gute Kooperationsstruktur“, sagt Engelen. Und das, obwohl Stadt und Polizei durchaus unterschiedliche Interessenlagen haben können. Um hier eine Schnittstelle zu schaffen, bearbeitet Hauptkommissarin Gabriele Limpert das Sachgebiet Kindesmisshandlung und -vernachlässigung.

„Wir haben früher sehr häufig nebeneinander her gearbeitet“, sagt sie über das Verhältnis zwischen Stadt und Polizei. „Das ist sehr viel besser geworden.“ Engelen nickt und verweist darauf, dass die Stadt im Januar erneut eine Kinderschutzkonferenz ausrichtet.

„Super-Ergebnis“

Gabriele Limpert arbeitet derzeit daran, die Eltern der Grundschulkinder für dieses Thema zu interessieren. Eine Mammutaufgabe: „Wir sprechen von 26 000 Elternpaaren in dieser Stadt. Wenn ich ein Drittel davon erreiche, ist das ein Super-Ergebnis.“

Nicht nur Eltern spricht sie auf das Thema an, sondern auch die eigenen Kollegen. „Wenn sie in einer Wohnung sind, sollen sie immer auch ins Kinderzimmer gucken. Wenn dort ein Kind bei 30 Grad in einem Rollkragenpullover sitzt, kann sich darunter im Wortsinn etwas verbergen.“