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Bei ihrem Stammtisch haben die Essener Schausteller sich und ihren Weihnachtsmarkt gefeiert. Beim Thema Kirmesplatz lassen sie jedoch nicht locker - und fordern einen alternativen Standort für den Kirmesplatz.

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Der Deutsche Schaustellerbund warnt vor Übertreibungen in Sachen Sicherheit bei Weihnachtsmärkten und Volksfesten. „Dies ist ein Appell, nicht in Aktionismus zu verfallen“, sagte Schaustellerpräsident Albert Ritter beim Glühweinstammtisch, den der Verband aus Anlass des Kulturhauptstadtjahres im Essener Rathaus abhielt.

Die Loveparade-Tragödie und die jüngsten Terrorwarnungen haben nach Ritters Angaben dazu geführt, dass sich die Auflagen für Märkte und Feste in einigen Städten drastisch verschärft hätten. So seien den Schaustellern auf dem Bonner Pützchenmarkt Mehrkosten in einer Größenordnung von 150 000 Euro entstanden. Ritter: „Die Produktion von Sicherheit ist eine hoheitliche Aufgabe. Die Kosten dürfen nicht allein den Schaustellern aufgebürdet werden.“

Das lokale Konfliktthema zwischen Stadt und Schaustellern wird deutlich entspannter, aber mit einer gewissen Hartnäckigkeit ausgetragen und vorgetragen zur Melodie von: „Gebt uns unseren Kirmesplatz zurück!“ Wie der Leierkastenmann, der Schausteller, Stadtvermarkter und Politiker im Ratssaal begrüßte, wird Ritter nicht müde, die Essener Entscheidungsträger mit dieser Forderung zu konfrontieren.

Hintergrund: Seit Jahren gibt es in der Stadt keine Frühjahrs- und Herbstkirmes mehr, weil der Berliner Platz als Austragungsort nicht mehr zur Verfügung steht und der Kirmesplatz an der Gladbecker Straße als Veranstaltungsort so schlecht funktioniert, dass die Stadt dort inzwischen den Straßenstrich angesiedelt hat, Verkehrslenkung und Verrichtungsboxen inklusive.

Der Forderung nach einem Ersatzstandort konnte sich OB Reinhard Paß nicht entziehen. Nach seinem Grußwort an die Schausteller erwischte ihn Ritters Nach-Ruf noch im Gehen: „...und hoffen wir bald auf eine Weichenstellung in Sachen Kirmesplatz!“

Abseits der Mikrofone, in internen Gesprächen, hat der Schausteller-Chef das Thema allerdings schon abgehakt: „Die Kirmes ist durch.“ Die Schausteller hätten für die Essener Termine schon lange Ersatzstandorte gefunden. Außerdem entwickelten die Städte bei den Veranstaltungsformaten ihre jeweiligen Alleinstellungsmerkmale: „Gelsenkirchen und Dortmund stehen für Fußball, Crange und Oberhausen für Kirmes - und Essen halt für den Weihnachtsmarkt.“ Dieser Weihnachtsmarkt wird nach Einschätzung von EMG-Geschäftsführer Karl-Heinz König fünf Millionen Menschen anziehen. Das wäre mehr als je zuvor. Dank der Kulturhauptstadt.