Essener Süden. .

„Es ist mir eine große Freude, als Sprecher der größten Fraktion einen gemeinsamen Antrag aller Parteien stellen zu können.“ Patrick Widmaier (CDU) präsentierte zur allgemeinen Überraschung einen mit allen politischen Couleurs abgestimmten Plan darüber, wie weitere 74 200 Euro aus dem Topf des Bezirks IX verwendet werden sollen.

Bei der zweiten Haushaltsmittelvergabe in diesem Jahr wurden kurzfristig noch 13 000 Euro für den Bau neuer Toilettenanlagen auf dem Friedhof am Werdener Heskämpchen bereit gestellt. Der dortige Container samt Personal- und Sanitärräumen soll wegfallen (unsere Zeitung berichtete). Als Ersatz wird einer der beiden Aufbahrungsräume an der Trauerhalle aus Mitteln der BV IX in einen Sanitärbereich umgebaut. Allein der zweite Aufbahrungsraum bleibt bestehen, was angesichts der Zahl von Bestattungen als ausreichend erschien. 2009 wurden auf dem Friedhof am Heskämpchen insgesamt 69 Beisetzungen registriert.

Lift fürs Bürgerzentrum

Weitere Haushaltsmittel wurden für die Spiel- und Sportplätze im Bezirk sowie für das Bürgerzentrum Werden verplant. So erhält der Spielplatz Spillheide 1500 Euro für die Anschaffung einer Wippe. Der Bolzplatz Am Volkswald wird mit 10 000 Euro bedacht. Für das Bürgerzentrum Werden soll ein Lift angeschafft werden, der einen barrierefreien Zugang ermöglicht. Die Maßnahme schlägt mit 5000 Euro aus der Bezirkskasse zu Buche.

Für die von der BV IX beschlossene Verkehrsberuhigung der Straße Pörtingsiepen wurden 11 000 Euro in Ansatz gebracht. Die KG Wanderfalke soll für die Sanierung der Sanitäranlagen des Vereinsheims einen Zuschuss von 4500 Euro erhalten. Nach Kettwig gehen 3000 Euro an das Kulturhauptstadtprojekt Faden.Tuch.Hülle.

Inklusive der Ausgaben für den Bereich Bredeney verbleiben somit 9435 Euro als Restmittel. Bezirksbürgermeister Dr. Michael Bonmann über den gelungenen gemeinsamen Antrag der Fraktionen: „Während meiner langjährigen Tätigkeit in dieser Bezirksvertretung habe ich so etwas noch nicht erlebt, ich bin darüber sehr glücklich.“

Heftig diskutiert wurde der Vortrag von Klaus-Peter Grütz zum Thema Friedhof am Heskämpchen. Der Verwaltungsleiter von Grün und Gruga, dem zugleich die Leitung der städtischen Friedhofsverwaltung unterliegt, hatte klar gemacht: In einer Stadt mit 560 000 Einwohnern, die pro Jahr rund 2000 Sterbefälle weniger verzeichnet als noch mit 700 000 Bewohnern, müsse die Friedhofsverwaltung Konsequenzen ziehen. Zudem sei der Anteil an Urnenbestattungen stadtweit von 15 Prozent im Jahr 1982 auf heute 68 Prozent angestiegen, wobei jede Urnenbestattung 1300 Euro Mindereinnahmen für die Stadt im Vergleich zu einer Erdbestattung bedeute.

„Leichentourismus“

Eingesetzt habe zudem ein „Leichentourismus“ in Richtung von Kommunen, die Einäscherung oder Erdbestattung kostengünstiger anbieten könnten als Essen.

Am Werdener Heskämpchen werde man künftig auch auf städtische Helfer verzichten müssen. Das Dach des aus den 1970er Jahren stammenden Containers, in dem sich Personal- und Sanitärräume befinden, ist marode, Schimmelbildung wurde festgestellt. Grütz: „Investitionen für eine Sanierung des Gebäudes lohnen sich nicht mehr.“ Die Sanitärräume, die dank der Mittelbereitstellung durch die BV IX künftig im Gebäude der Trauerhalle angesiedelt werden, sollen künftig auch eine Behinderten gerechte Toilette beherbergen.

Der Zugang zum Aufbahrungsraum wird künftig über einen kodierten elektronischen Schlüssel geregelt, den der Bestatter den Hinterbliebenen zur Verfügung stellt. Sparen wolle man auch, indem Grundpflegearbeiten in Zukunft an private Unternehmer vergeben werden.

Schrumpfen wird auch die Zahl der Tage, an denen am Heskämpchen beerdigt werden kann. „An Standorten ohne Personal wird es an drei Tage pro Woche Beerdigungen geben“, sagt Grütz. Wer eine Bestattung am Samstag wünscht, wird tiefer dafür in die Tasche greifen müssen.

Daniel Behmenburg, Fraktionsvorsitzender der SPD, schlug eine Absprache mit den betroffenen Pfarrern und Bestattern vor, was auf große Resonanz stieß. Geäußert wurde quer durch die Reihen der Fraktionen die Befürchtung, ohne Präsenzpersonal könne es verstärkt zu Vandalismus kommen.

Da konnte Grütz nur mit den Schultern zucken: Den gebe es überall.