Essen. .

Michael Welling, Vorstandschef von Rot-Weiss Essen, will den Verein in eine bessere Zukunft führen: schuldenfrei, solide und mit sportlichem Erfolg. Trotz des aktuellen sportlichen Erfolgs bleibt Welling auf dem Boden.

Herr Welling, sind Sie besonders leidensfähig?

Auf eine gewisse Art schon. Wir reden über die 5. Liga, und wir reden über einen Verein in der Insolvenz. Von daher passt das ganz gut ins Bild.

Warum tun Sie sich das an?

Es klingt vielleicht salopp, aber ich habe wirklich Bock auf diese Aufgabe. Bei RWE reizt mich eine ganze Menge aus professioneller Sicht. RWE ist immer noch eine unglaublich starke Marke ist. Dass die Marke aktuell nicht so gut dasteht, wie sie dastehen könnte, ist klar. Aber es ist tatsächlich ein Riesenpotenzial da.

Mit solchen Sprüchen ist schon Rolf Hempelmann, einer ihrer Vorgänger, hausieren gegangen.

Es nützt in der Tat nichts, einfach nur zu sagen, RWE ist eine Marke, ist eine Marke ist eine Marke und darauf ruhen wir uns aus. Auch die Tradition bringt uns heute erst einmal nichts.

Welche Fehler wurden bei RWE gemacht?

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Von DerWesten

Es steht mir nicht zu, die Vergangenheit wirklich zu beurteilen. Ich kann lediglich sagen, was ich anders machen werde. Zunächst einmal ist es wichtig, dass wir bei RWE solide wirtschaften und nur das ausgeben, was wir haben. Wir müssen Vertrauen zurückgewinnen und halten, was wir versprechen. Das sind einfache wirtschaftliche Prinzipien. Die sind meines Erachtens aber so etwas wie Hygienefaktoren. Ohne die geht es nicht. Da müssen wir ansetzen.

Sportlich läuft es derzeit rund.

Das ist Tagesgeschäft, das wissen Sie besser als ich. Es sind jetzt erst einmal sehr, sehr erfreuliche Momentaufnahmen im Sportlichen. Wir freuen uns, dass wir da an der Tabellenspitze stehen. Aber ich will definitiv nicht sagen, wir sind am Ende der Saison Tabellenführer. Solidität hat für mich auch damit zu tun, dass wir keine überzogenen Versprechungen abgeben.

Auf der Jahreshauptversammlung hieß es, der Patient RWE liegt auf der Intensivstation. Hat RWE die Station verlassen?

Wirtschaftlich noch nicht, nein. Wir sind mitten im Insolvenzverfahren. Wir arbeiten derzeit an einem Insolvenzplan, mit dem wir RWE sanieren und entschulden wollen. Wir sind zuversichtlich, dass uns das auch gelingt. Wir haben allerdings noch eine Menge Arbeit vor uns und müssen uns natürlich mit den Gläubigern abstimmen.

Wenn es mal doch nicht klappen sollte, dürfte mancher Politiker, der für das neue Stadion gestimmt hat, graue Haare bekommen.

Wie gesagt, wir sind zuversichtlich. Aber wir sind noch nicht durch. Wenn ein Gläubiger dem Insolvenzplan nicht zustimmen sollte, kann das dazu führen, dass das ganze Verfahren sehr viel länger dauert als geplant. Wir können noch nicht sagen, alles ist gut, wir sind schon wieder komplett in ruhigem Fahrwasser. Das wäre unseriös.

Wirtschaftlich hängt der Verein am Tropf der Stadt. Das Verhältnis zu Oberbürgermeister Reinhard Paß war belastet. Sie haben mit ihm gesprochen?

Es war ein Kennenlern-Gespräch, das sehr harmonisch verlaufen ist. Ich glaube, es liegt auch daran, dass ich nicht mit der Vergangenheit in Verbindung stehe. Für mich ist wichtig, dass wir das Jetzt gestalten, um dann in der Zukunft besser dazustehen. So sind wir in das Gespräch gegangen. Ich glaube, Herr Paß hat das genau so gesehen. Entsprechend haben wir uns ausgetauscht, kennengelernt und überlegt, was vielleicht in der Zukunft passieren könnte. Dieses Internat-Modell, ist ja auf seine Initiative zurückzuführen. Das habe ich natürlich dankend aufgegriffen.

Ein Neuanfang also?

Die Verankerung des Vereins in der Stadt spielt eine besondere Rolle. Und damit marschieren wir jetzt in die Zukunft.

Hat Reinhard Paß also alles richtig gemacht?

Es wäre vermessen, hierzu ein Urteil abzugeben. Fakt ist, dass sich die Situation für RWE aktuell besser darstellt als in der Vergangenheit.

Die Stadt will sich weniger stark bei RWE engagieren.

Herr Paß hat sich klar positioniert, dass er keinen FC Rathaus will. Wie das dann konkret aussehen wird, muss man abwarten. Es ist doch zwingend und in unserem eigenen Interesse, dass wir in der Zukunft mehr private Sponsorengelder haben. Das wäre ja fatal, wenn ich sagen würde, ja, wir lehnen uns jetzt mal zurück, sehen das, was von der Stadt kommt als gegeben an und gucken, dass wir damit irgendwie klar kommen. Dies kann nicht funktionieren. Von daher ist es unsere Aufgabe, weitere Sponsoren zu akquirieren.

Wer in den Konzernzentralen anklopft, erntet häufig ein müdes Lächeln. Wie ist da Ihre Erfahrung?

Ich kann das müde Lächeln teilweise verstehen. Wir hatten vor kurzem das Spiel gegen Dortmund, das durch die Vermittlung von Evonik zustande gekommen ist. Diverse Leute sind auf mich zugekommen und haben gefragt, warum sind die bei Dortmund auf der Brust und nicht bei uns? Da sage ich ganz nüchtern, völlig verständlich. Wenn ich bei Evonik für das Sponsoring verantwortlich wäre, hätte ich genauso entschieden. Das heißt ja nicht, dass Konzerne wie Evonik nicht irgendwann sagen, bei RWE können wir unsere Ziele erreichen. Es ist an uns, wir müssen solide arbeiten, wir müssen Vertrauen aufbauen, wir müssen irgendwo auch in Vorleistung treten als RWE. Es ist an uns, für Unternehmen Möglichkeiten zu definieren, sich bei RWE zu engagieren, die ihren Zielsetzungen entsprechen. Da müssen wir unsere Hausaufgaben machen.

Was könnte einen Fünftligisten denn interessant machen?

Wir sind ein Leuchtturm im Essener Norden. Das ist etwas, was die Leute hier in Essen bewegt, etwas, das sie tatsächlich beschäftigt. Und auf der Basis können wir sicherlich das ein oder andere machen. Das zweite Thema ist das Teilzeit-, später Vollzeitinternat, möglicherweise die Realisierung einer Eliteschule des Fußballs. Damit kann man gegenüber den Unternehmen ganz anders argumentieren. Ein Engagement für die Jugend im Essener Norden bewegt möglicherweise Konzerne dazu zu sagen, als Unternehmen, als Bürger engagieren wir uns für ein solches Projekt.

Baustelle RWE-Stadion

Rundgang über das Gelände von Rot Weiss Essen am Donnerstag, 21.10.2010. Foto Walter Buchholz/WAZ FotoPool
Rundgang über das Gelände von Rot Weiss Essen am Donnerstag, 21.10.2010. Foto Walter Buchholz/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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Wie wichtig ist das neue Stadion?

Es ist essenziell. Ich muss sagen, ich mag das Georg-Melches-Stadion, das hat einen ganz ganz morbiden, einen ganz ganz eigenen Charme, das ist so. Aber das neue Stadion wird uns helfen, Sponsoren in einer ganz anderen Art anzusprechen, als wir das aktuell tun können.

Wir haben einen gesunden Stamm an Sponsoren, die sich freuen über eine Currywurst und ein Bier im VIP-Zelt. Es ist aber so, dass wir den Leuten etwas bieten, das weit unter dem ist, was man ihnen eigentlich bieten muss. Da geht es jetzt gar nicht darum, dass man Lachsschnittchen präsentiert, das passt nicht zu RWE. Aber wir müssen ihnen beispielsweise zumindest vernünftige Toiletten anbieten. Wir brauchen ein Stadion, in das Sponsoren Kunden einladen oder ihre Frau mitnehmen.

Einen Fünfjahresplan stellen Sie nicht auf.

Da bin ich sehr vorsichtig. Wenn wir hier über Rot-Weiss Essen nachdenken, dann kommt einem vielleicht Frank Mill in den Kopf, der damals als Dortmunder bei Bayern München das leere Tor nicht getroffen hat. Das ist Fußball. Da sind so viele Unwägbarkeiten. Deswegen sage ich, wir haben die Aufgabe, jetzt erst einmal die Insolvenz zu bewältigen, den Verein wieder auf solide Beine zu stellen.

Dann ist es unsere Aufgabe, dieses Vertrauen, das vielleicht verloren gegangen ist, zurückzugewinnen, indem wir zeigen, dass wir die vor uns liegenden Aufgaben bewältigen können. Und das, ohne einen Berg Schulden vor uns herzuschieben oder neue Schulden aufzutürmen, sondern indem wir mit dem Geld, das uns durch Sponsoren anvertraut ist, vernünftig haushalten. Wenn wir dann aufsteigen, wäre ich der letzte, der sagt, das wollen wir nicht.