Hoffnung, die gibt es bei den Rot-Weißen. Dass sie in der kommenden Saison in der 5.Liga antreten können. Und Entschlossenheit, dieses Ziel zu erreichen.

Fakten, wie es weitergeht, wie der Etat, wie die Mannschaft aussehen soll, können die Verantwortlichen allerdings noch nicht liefern. So lautet das Fazit nach der RWE-Pressekonferenz gestern an der Hafenstraße.

Es war die erste öffentliche Stellungnahme des Vereins nach dem Antrag zur Insolvenzeröffnung am vergangenen Freitag. Und Konkretes über die Zukunft war auch nicht zu erwarten, weil selbst die Verantwortlichen zwar den Weg kennen, den sie einschlagen müssen, nicht aber, wo und wie er enden wird. Derzeit bestimmt ohnehin der vorläufige Insolvenzverwalter Frank Kebekus bei Rot-Weiß. Er hatte sich zunächst einen Überblick über die Lage bei RWE verschafft. „Die ersten Signale waren durchweg positiv“, fand Kebekus.

„Die 5.Liga ist das vorrangige Ziel“, sagte Holger Voskuhl, dessen Pressesprecher. „Und dafür sehen wir gute Chancen.“ Man werde fristgerecht die Unterlagen einreichen. Die Anträge müssen spätestens zwei Wochen nach der offiziellen Nachricht vom DFB über die Verweigerung der Viertliga-Lizenz vorliegen.

Das zweite Ziel: „Das Insolvenzverfahren muss bis zum 30.Juni eröffnet sein, damit es noch zur alten Saison zugerechnet wird“, erläuterte Voskuhl. Andernfalls wäre RWE auch in der NRW-Liga zum Zwangsabstieg verdammt. Am Ende des Monats muss Kebekus dem Amtsgericht Essen ein Gutachten samt Empfehlung vorlegen. Danach soll, so hoffen alle, der Sozialplan greifen, der dann im Juli entwickelt werden könnte. Eine relativ kurze Zeitspanne sei es, aber ebenfalls umsetzbar, glaubt Voskuhl.

„Die Krise ist weiterhin existenzbedrohend“, betonte RWE-Vorstandsmitglied Thomas Hermes. „Ein Start in der 5.Liga ist die Voraussetzung, dass es mit RWE weitergehen kann. Und dazu müssen wir alle Kräfte bündeln.“ Hermes bekräftigte, dass er und seine Vorstandskollegen Uwe Pietsch und Klaus Grewer bis zur Mitgliederversammlung am 20.Juni an der Rettung mitarbeiten werden. Dann wird das Trio zurücktreten und der Aufsichtsrat muss spätestens bis dahin eine neue Führung vorstellen, für die es laut RWE-Aufsichtsratschef Dietmar Bückemeyer aber noch keine Kandidaten gebe.

Man wird das Gefühl nicht los, dass sich auch Bückemeyer liebend gerne zurückziehen würde. Zu tief sind offenbar die Gräben zwischen ihm und dem Vereins-Vorstand nach der Strunz-Entlassung im September 2009. Das Vertrauen ist dahin, das Verhältnis belastet, das ist zu spüren.

Und doch versucht der Aufsichtsratschef bei diesem Auftritt Gemeinsamkeit zu schaffen. „Es geht um die Zukunft von RWE. Wir wollen den Verein retten. Die gegenseitigen Schuldzuweisungen müssen nun endlich aufhören. Es gibt keine Schuldigen oder Unschuldigen. Es wurden überall Fehler gemacht. Das war ein gemeinsames Werk.“ Bückemeyer appellierte an alle, an einem Strang zu ziehen. „Und das hätte ich mir auch in der gesamten Saison so gewünscht.“ Woraufhin Thomas Hermes spontan erwiderte: „Ich auch!“

Wichtig ist es nun, gemeinsam das Konzept zu erarbeiten, den Sponsoren-Einnahmen entsprechend das Gesamtbudget festzulegen.. Bückemeyer bestätigte gestern, was der Essener Verwaltungsrat bereits angedeutet hatte: „Die städtischen Unternehmen stehen weiterhin als Sponsoren zur Verfügung.“ Am nächsten Montag werden Vorstand und Aufsichtsrat tagen und den Etat verabschieden. „Dann wissen wir, welche Summe wir brauchen.“

Das Konzept der Rot-Weißen soll bis zur JHV am 20.Juni stehen. Dann dürfte auch klar sein, wie viel Geld dem Fünftligisten zur Verfügung steht. „Bis dahin werden wir auch keine Verträge mit Spielern oder Mitarbeitern für die kommende Spielzeit abschließen“, sagt Vorstand Thomas Hermes. Allerdings deutete Aufsichtsrat Dietmar Bückemeyer an, dass Waldemar Wrobel ein Kandidat für das Traineramt sei. Wrobel, der die abgelaufene NRW-Liga-Saison mit der U 23 auf Rang fünf beendet hat, steht jedenfalls zur Verfügung. „Für diese Lösung würde ich mich einsetzen“, sagte Bückemeyer. „Der Vorstand auch“, ergänzte Hermes.

Die Frage, ob man zudem einen Sportlichen Leiter brauche, blieb unbeantwortet. Schließlich hatte auch Herman Andreev, der diesen Job in der 4.Liga machen sollte, seine Bereitschaft signalisiert, für Essen in Liga fünf zu arbeiten. „Wir könnten es uns aber auch vorstellen, dass ein Experten-Team uns kostenlos berät“, sagt Bückemeyer. Gespräche habe es in dieser Sache bereits gegeben.