Essen. .

Eine Essenerin ist ungerechtfertigt in den Ruf einer Rabenmutter gekommen. Die Bundespolizei hatte ihr vorgeworfen, ihre Kinder am Flughafen Düsseldorf ausgesetzt zu haben. Die Essener Polizei hält die Vorwürfe für „nicht haltbar“.

Eine 35-jährige Essenerin ist ungerechtfertigt in den Ruf einer Rabenmutter gekommen. Die Bundespolizei hatte ihr vorgeworfen, am Montag ihre Kinder am Flughafen Düsseldorf ausgesetzt zu haben. Diese Vorwürfe sind „nicht haltbar“, sagt die Essener Polizei, die das Verfahren übernommen hat. Sie spricht die Mutter von jeder strafrechtlichen Schuld frei.

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Von DerWesten

Bundespolizisten hatten am Montag Mittag Alarm geschlagen, als die der neun Jahre alte Junge und das sieben Jahre alte Mädchen mit einem Paar aus Kamerun an die Abflugkontrolle gekommen waren und die Namen der mutmaßlichen Eltern und Kinder nicht übereinstimmten.

Beamten schien der Fall klar

Als dann die Kinder den Beamten noch berichteten: „Die Mutter will uns wegschicken“ und die Begleiter zugaben, die Kinder seien ihnen von einer fremden Landsfrau am Flughafen übergeben worden mit der Bitte, sie über das libysche Tripolis in die kamerunische Provinzhauptstadt Duala mitzunehmen, schien den Beamten der Fall klar. Sie leiteten gegen die Mutter ein Verfahren wegen Aussetzung ein; eine Straftat, diemit bis zu zehn Jahren Haft geahndet werden kann (die WAZ berichtete).

Damit wurde ein Verfahren in Gang gesetzt, das die „Inobhutnahme“ der Kinder zur Folge hat. Das Essener Jugendamt betreut sie seitdem in Rüttenscheid, die Mutter hat nach eigenen Angaben bisher nur einmal mit ihnen telefonieren dürfen.

Inzwischen haben die Ermittlungen des Kriminalkommissariates 12, das den Fall von der Bundespolizei übernommen hat, ein völlig anderes Bild der Lage ergeben. Die allein erziehende 35-Jährige, die in Essen eine Ausbildung absolviert, hat die Kinder nach diesen Erkenntnissen weder ausgesetzt noch abgeschoben.

Freunde erheben Vorwürfe

Mit der Doppelbelastung von Ausbildung und Erziehung überfordert, hat sie Sohn und Tochter im April zu ihrer Schwester nach Kamerun gebracht. Dort gehen die Kinder zur Schule. In den Schulferien hatten die Kinder ihre Mutter in Essen besucht. Weil die 35-Jährige am Ende der Schulferien in Duala für sich selbst kein Flugticket bezahlen konnte, hatte sie die Kinder Landsleuten am Flughafen anvertraut.

Für die Essener Polizei ist der Fall jetzt klar. „Strafrechtlich können wir der Mutter keinen Vorwurf machen“, sagt Polizeisprecher Lars Lindemann. „Wir verfolgen die Sache nicht weiter.“ Ihr Verhalten am Flughafen nennt er „unglücklich, aber nicht vorwerfbar“.

Inzwischen erheben Freunde der 35-Jährigen bittere Vorwürfe gegen die Stadt Essen. Die 35-Jährige habe „keinerlei Unterstützung“ in ihrer Überforderung erhalten, außerdem habe sie seit April kein Kindergeld mehr bekommen. „Dabei muss sie zwei Wohnungen bezahlen, eine in Essen und eine in Kamerun.“ Immerhin:ist ein glücklicher Ausgang der Geschichte in Sicht: Nächste Woche kommen Mutter und Kinder wieder zusammen.