Essen. .
Seit 1. Oktober gilt der neue Parkgebührenkatalog in Essen. Alle Verstöße werden seit Montag geahndet. Parker kritisieren die Erhöhung, die vor allem die Innenstadt betrifft. Dort kosten 90 Minuten Parken 2,70 Euro.
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Vor zwei Wochen ist der Startschuss gefallen: Seit 1. Oktober heißt es in allen Parkzonen: mehr und länger zahlen. Fürs Ordnungsamt war die Umstellung kein Problem. Seit vergangenen Freitag sind alle 247 Parkscheinautomaten im Stadtgebiet auf die höheren Gebührensätze umgerüstet. Doch erst seit Anfang der Woche werden alle Neuregelungen auch durchgezogen. „Es gab eine Schonfrist. Statt zu ahnden, haben wir in der letzten Woche Parkende über die neuen, verlängerten Gebührenzeiten nur informiert“, sagt Rüdiger Wittkat, Leiter der Verkehrsüberwachung im Ordnungsamt. Zig Flugblätter hat das 70-köpfige Politessenteam dafür verteilt.
Kurzparken ist gut –
Langparken noch zu kurz
Besonders hart trifft die Neuregelung die Parkzone 1 rund um den Innenstadtkern. Neben Gebührenerhöhung und längeren Bezahlzeiten wurden die Plätze der Zone von 560 auf 1330 ausgeweitet. Die anderen, günstigeren Zonen verändern sich nur unwesentlich. Insgesamt bittet die Stadt pro Woche zwölf Stunden länger zur Kasse. Zwar wurde die Anzahl der Parkplätze um 60 Stück reduziert – doch dieses Argument wird keine Gemüter beruhigen.
Noch hat Wittkat keine Beschwerdewelle erreicht. Trotzdem ist er sich sicher, dass mancher Autofahrer zum Telefonhörer greifen wird: „Bestimmt werden einige argumentieren, sie hätten von der Umstellung nichts gewusst. Es gibt einfach immer Menschen, die Parkgebühren als ,Sauerei’ betrachten.“
„70 Cent für eine halbe Stunde halte ich für Gaunerei“
Das kann die NRZ-Umfrage nahe am Hauptbahnhof nur bestätigen. Einige fordern kostenfreies Parken, die meisten Befragten aber sprechen sich klar für deutlich geringere Gebührensätze aus. Die neue 15-Minuten-Kurzparkregel und die erweiterte Höchstparkdauer kommen noch gut an. Ansonsten aber wünscht sich beispielsweise die 39-jährige Gülgün Schneidmadel lieber das Velberter Modell: „Dort zahlt man für die ersten 30 Minuten keine Gebühren. Das sollte man hier auch einführen. Die Preiseerhöhung habe ich direkt gemerkt, das ist zu teuer. Wo soll ich denn parken, wenn ich am Hauptbahnhof etwas erledigen muss?“
Noch preisbewusster hätte es gerne der Gelsenkirchener Zrudi Sunir. Seine Heimatstadt gilt ihm als positives Beispiel: „Da zahle ich überall nur 50 Cent für eine Stunde. In der Essener Innenstadt finde ich die 2,70 Euro für 90 Minuten besonders heftig.“
Auch die Heisingerin Jutta Wende (60) meldet Bedenken an: „70 Cent für eine halbe Stunde halte ich für Gaunerei. Die Summe hat man doch nicht passend. Da zahlt man jedes Mal mehr, weil der Automat nicht wechselt. Das gilt genauso für die 30 Cent für 15 Minuten.“ Wer keine Kleingeldsammlung anlegen will, müsste immer eine aufgeladene Geldkarte parat haben. Mit der kann an allen Innenstadtautomaten gezahlt werden. Die hat der Bredeneyer Hermann Korb (71) nicht dabei: „Eigentlich parke ich nicht hier. Nur heute muss ich ausnahmsweise jemandem vom Bahnhof abholen. Das kostet mich jetzt 1,20 Euro.“
Éin Knöllchen riskieren
Nicht alle Autofahrer fühlen sich von der neuen Parkgebührregelung betroffen. Für den jungen Mann aus Werden, der gerade vorfährt ändert sich nichts: „Ich hole mir in der Innenstadt keine Parktickets. Die Preise finde ich unverschämt. Ich behaupte mal, ich fahre besser damit, wenn ich nachher einfach mein Knöllchen zahle.“
Auch Lisa Krempel (36) hatte schon einige Knöllchen. Sie geht seit Jahren am Willy-Brandt-Platz zum Arzt und überzieht öfters die gezahlte Parkzeit: „Auch wenn ich einen Arzttermin habe, klappt der Zeitplan selten. Rausrennen und nachzahlen kann ich da nicht. Ärgerlich finde ich darum die Höchstparkgrenze. Ins Parkhaus kann ich nämlich nicht ausweichen, weil ich mit dem Kinderwagen nicht in den Aufzug des Hauptbahnhof-Parkhauses passe.“ Darum wünscht sich Krempel Parkplätze ohne Zeitbegrenzung und andere Barrieren.
Dem kann sich Alex Bondarenko (21) nur anschließen. Die Mindestparkzeit schränke ihn ein: „Aber vor allem finde ich den Preis zu hoch. In Ordnung wäre es, pro Minute einen Cent zu zahlen. Also 15 Cent für 15 Minuten und nicht wie hier das Doppelte.“ Schließlich zahle er als Rüttenscheider schon für jede Fahrt zum Lebensmittelladen.