Essen.
Mit einem Gottesdienst bedanken sich die Kirchen bei den Notfallseelsorgern der Stadt für ihren Einsatz beim Loveparade-Unglück. Bis heute betreut die ökumenische Einrichtung Opfer, Zeugen und auch Helfer.
Mit einem Gottesdienst in der Marktkirche bedanken sich die evangelische und die katholische kirche am 24. Oktober bei den 21 Notfallseelsorgern der Stadt für ihren Einsatz beim Duisburger Loveparade-Unglück. Bis heute betreut die ökumenische Einrichtung Opfer, Zeugen und auch Helfer. Die Duisburger Tunnel-Katastrophe war die größte Herausforderung in der zehnjährigen Geschichte der ökumenischen Notfallseelsorge. An jenem Tag wurden immer mehr Seelsorger alarmiert, nachdem sich das Ausmaß der Tragödie herausschälte. Über 30 waren es am Abend, zehn davon aus Essen. Acht weitere Helfer setzten sich später an die Hotline für Polizisten und Retter, um ihnen beim Verarbeiten der furchtbaren Bilder zu helfen. Rund 400 Betreuungsgespräche führten sie in wenigen Tagen.
Die Beispiellosigkeit des Loveparade-Unglücks zeigt sich auch darin, dass die Notfallseelsorger bis heute Betroffene betreuen, berichtet Pastorin Kordula Bründl: „Die rufen uns an und sagen: Ihr habt uns damals sehr geholfen. Aber wir sind immer noch nicht drüber weg. Wir brauchen einen Therapeuten. Kennt ihr einen guten?“
Gebet vor dem Einsatz
Das wiederum ist typisch für einen Notfalleinsatz der Seelsorger: Nach der ersten Betreuung übergeben sie den Betroffenen in ein Netzwerk, das weiter hilft. An den Pfarrer, an die Familie, an Freunde, an die Kollegen von der Telefonseelsorge.
Jeder Einsatz ist anders, und darauf vorbereiten können sich die Helfer kaum, sagen Kordula Bründl und ihr katholischer Kollege Diakon Herwarth Schweres. Sie kommen, wenn die Polizei Todesnachrichten bringt; bei schweren Unglücken; nach ungeklärten Todesfällen. „Das kann in einer halben Stunde vorbei sein, wenn Angehörige den Betroffenen in die Arme nehmen. Das kann aber auch drei bis vier Stunden dauern, sagt Kordula Bründl.
Seelsorger genießen Respekt
Auf der Fahrt zum Einsatz sammelt sie sich, betet und „weiß, dass ich mich auf meine Ausbildung verlassen kann“. Viel mehr Vorbereitung geht meist nicht, sagt Udo Matthias Richter, der die Seelsorger als ehreamtlicher Helfer im DRK-Einsatzfahrzeug chauffiert. „Aus den Stichworten im Piepser kann man oft keine Schlüsse ziehen und muss sich überraschen lassen.“
Vor zehn Jahren wurden sie von Polizei und Rettungsdiensten schon mal skeptisch („Amateure“) betrachtet, weil sie neben Pfarrern und Diakonen auch Ehrenamtliche in ihren Reihen haben, die aber sorgfältig auf ihre Aufgabe vorbereitet werden. Heute genießen die Essener Seelsorger uneingeschränkten Respekt.
Gern erinnert sich Kordula Bründl an einen Polizeiführer, der während des Einsatzes bei der Loveparade ausrief: „Ich wusste gar nicht, dass ihr so top organisiert seid!“