Bochum.

Wenn Albträume schreckliche Realität werden, sind die Notfallseelsorger zur Stelle. Jetzt sucht das Team Verstärkung.

Notfallseelsorger gesucht

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    „Wir haben Ihnen eine schlimme Nachricht zu überbringen...“ Steht ein Polizeibeamter mit diesem Satz vor der Haustür, droht ein Albtraum Realität zu werden. Stets mit vor Ort: die Notfallseelsorger. Deren Team ist nun selbst auf Hilfe angewiesen. Dringend werden zusätzliche ehrenamtliche Mitarbeiter gesucht.

    Verkehrs- und Arbeitsunfälle, Wohnungsbrände, Gewalttaten, Suizide, Herzinfarkte und andere Katastrophen: Sind Tote zu beklagen, kommt der Polizei oder auch Feuerwehr die schreckliche Aufgabe zu, die Angehörigen zu informieren. „Dafür sind wir aber nicht geschult und stoßen daher schnell an unsere Grenzen“, gesteht Brandrat Simon Heußen von der Feuerwehr. „Die Beamten sind tatsächlich darauf bedacht, möglichst schnell wieder zu verschwinden. Das ist verständlich“, bestätigt Pfarrer Hajo Witte von der Notfallseelsorge.

    Fortan sind deren derzeit 15 Helfer (darunter zwölf Pfarrer) gefragt: Bei über 1200 Einsätzen seit der Gründung 1994 standen sie vor der Aufgabe, Menschen in Extremsituationen und Notlagen seelischen Beistand zu geben, zu stabilisieren, Trost zu spenden, zu versuchen, unendlich viele Fragen zu beantworten. Kurzum: Erste Hilfe für die geschundene Seele zu leisten.

    Die geschulten Praktiker sind rund um die Uhr per Rufbereitschaft erreichbar. Erkennen die Helfer und Retter vor Ort Bedarf, werden die Kollegen von der Seelsorge alarmiert. Monatlich ist jeder freiwillige Helfer ein- bis zweimal an der Reihe. „Zu Spitzenzeiten verfügten wir über 23 Helfer. Da alle Mitarbeiter einem Beruf nachgehen, wird es immer schwieriger, die Bereitschaften zu koordinieren. Es wäre schön, wenn wir bald Verstärkung erhalten“, hofft Probst Michael Ludwig.

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    Mitte Oktober startet eine mehrmonatige Ausbildung. Gesucht werden Frauen und Männer ab ca. 30 Jahren, „belastbar und mit Lebenserfahrung“, ergänzt Hajo Witte. Die Schulung ist anspruchsvoll, facettenreich und der Bedeutung und Schwere der Tätigkeit angemessen. Psychotraumatologie steht ebenso auf dem Lehrplan wie Trauerbegleitung oder rechtliche und wissenschaftliche Aspekte. „Wer sich dieser Aufgabe stellt, wird eine höchst befriedigende Arbeit vorfinden, die auch die eigene Persönlichkeit stärkt“, sagt Pfarrer Witte.

    Stärke ist allemal nötig. Denn häufig sind es nicht nur geschockte Angehörige oder traumatisierte Augenzeugen, die der Unterstützung der Notfallseelsorger bedürfen. Immer wieder sind es die professionellen Retter selbst, die nach Einsätzen das Gespräch mit den Seelsorgern suchen. „Nach Suiziden oder Gewaltverbrechen sind auch wir dafür dankbar“, sagt Notarzt Dr. Thorsten Schleifer.