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Bei der Immobilienmesse Expo Real in München hat die Stadt Essen ihre „Innovation City“-Bewerbung abgegeben. Die Stadt rechnet sich gute Chancen aus. Am 4. November fällt die Entscheidung über den Gewinner des Wettbewerbs.

Das böse Wort Verlierer mag im Zusammenhang mit dem Wettbewerb Innovation City niemand in den Mund nehmen. Dennoch ist klar: Es kann am Ende nur einen Sieger geben, und Oberbürgermeister Reinhard Paß hofft natürlich, dass dieser eine Essen heißt.

Die Stadtoberhäupter der fünf Finalisten-Städte, darunter Essen, haben am gestrigen Dienstag bei der Immobilienmesse Expo Real in München dem auslobenden Initiativkreis Ruhrgebiet ihre endgültigen Bewerbungen übergeben. Und die Frage, wer am 4. November die Nase vorn haben, in welcher Stadt das derzeit vielleicht weltweit ambitionierteste, milliardenschwere Energieeffizienz-Projekt stattfinden wird, gehörte an den Ständen der Ruhrgebietsstädte zu der am meisten diskutierten.

Essen kann sich vor allem deswegen Hoffnung machen, weil eine von der Politik unabhängige Fachjury die Entscheidung treffen wird – darin ist sich die Essener Delegation mit Paß an der Spitze einig.

„Nicht schon wieder Essen“

Würden Landes- gar Ruhrgebietspolitiker daran mitwirken, hätte die Kulturhauptstadt wohl keine Chance. „Nicht schon wieder Essen“, hieße dann die Losung.

Innovation City will sich aber gerade nicht an Proporz- und Verteilungsüberlegungen orientieren, es soll darum gehen, wo im Ruhrgebiet eine zusammenhängende Fläche existiert, auf der sich das Thema Energieeffizienz am besten durchbuchstabieren lässt: mit Umbauten im Bestand, mit durchdachten Neubauten, mit Institutionen, die für das Thema Energie stehen.

Essen geht mit Altendorf und Frohnhausen, dem West- und dem Nordviertel ins Rennen. „Wir haben hier die richtige Mischung“, sagt der Vize-Chef der Essener Wirtschaftsförderung, Jochen Fricke.

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Von DerWesten

Da sind erstens dicht besiedelte Wohnquartiere und Gewerbegebiete, an denen beispielhaft nachgewiesen werden soll, dass auch bei kleinteiligen Eigentumsverhältnissen eine großflächige energetische Verbesserung im Gebäudebestand möglich ist.

Zweitens gibt es Entwicklungsachsen wie das Thyssen-Krupp-Quartier und das Uni-Viertel, an denen Neubauten auf höchstem energietechnischem Niveau entstanden sind oder entstehen sollen. Drittens schließlich die neuen Grünflächen wie der Krupp-Park, der so etwas wie die „Grüne Mitte“ der Innovation City sein könnte. „Wir spiegeln hier die Struktur des Ruhrgebiets wider“, sagte Paß.

Für Essen spricht nach Ansicht einiger Beobachter auch der - unterstellte - Wunsch des Initiativkreises nach einer gewissen Internationalität, eine Atmosphäre, die sich an einem Konzernstandort einfach besser realisieren lässt als etwa beim Mitbewerber Bottrop. Essens kann zudem ins Feld führen, dass man sich klimapolitisch stark engagiert und auch bereits Preise als „energieeffiziente Stadt“ einheimste. „Mir ist dabei wichtig, dass die Menschen mitwirken“, sagte Paß in München. „Bei der Bewusstseinsbildung haben wir schon viel geschafft.“

Als hartnäckigster Konkurrent für Essen könnte sich das Städte-Duo Gelsenkirchen/Herten erweisen. Gelsenkirchens OB Frank Baranowski und sein Hertener Kollege Uli Paetzel lieferten nicht nur eine lockere Präsentation, die Bewerbung „über Stadtgrenzen hinweg“ erfreut im gemeinsamkeitsseligen Ruhrgebiet viele Herzen.

Auch in München musste sich Initiativkreis-Geschäftsführer Peter Lampe fragen lassen, ob nicht „alle“ profitieren sollen. Die Antwort: Das Projekt soll auf die Region ausstrahlen, aber die Fördermittel-Gießkanne bleibt leer. „Es wird einen Sieger geben.“