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Die Universität sollte sich zur Innenstadt hin öffnen. Nun plant die Hochschule wichtige Neubauten nicht auf der Südseite im Universitätsviertel, sondern auf der nördlichen Seite.

Es wächst zusammen, was zusammen gehört - Willy Brandts berühmter Satz zum Fall der Berliner Mauer sollte im übertragenen Sinne auch für die Entwicklung des Universitätsviertels am Berliner Platz gelten. Endlich rückt die Hochschule näher an die Innenstadt, lautet das Leitmotiv seit der trennende Bahndamm verschwunden ist und das Gelände des ehemaligen Schlachthofs für den Städtebau erschlossen wird. Doch die Aufbruchstimmung wird empfindlich getrübt: Die Universität dreht der Stadt auch in Zukunft die Rückseite zu.

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Der landeseigene „Bau- und Liegenschaftsbetrieb“ (BLB) als Bauherr und die „Entwicklungsgesellschaft Universitätsviertel“ sind sich nicht über den Grundstückspreis handelseinig geworden sein. Uni-Vertreter sollen „ziemlich frustriert“ von Verhandlungen zurückgekehrt seien, angesichts eines Quadratmeterpreises, der bei 300 Euro gehandelt wird. Wichtige Neubauten planen Uni und Liegenschaftsbetrieb bereits nicht mehr im Uni-Viertel, sondern auf der nördlichen Seite am Reckhammerweg, weg von der Innenstadt, auf eigenem Grund und Boden.

Konkret geht es um das so genannte Rotationsgebäude. Der 12 000 Quadratmeter große Bau soll vor allem als Ausweichfläche dienen, da die Universität ihren Altbestand saniert. Ein Architektenwettbewerb läuft bereits. Betroffen ist aber auch das geplante Hörsaalzentrum. Bis Ende des Jahres sollen die Planungen für beide Gebäude stehen.

Bibliotheks-Turm

Der Traum vom neuen städtebaulichen Auftritt der Hochschule droht damit zu platzen wie die sprichwörtliche Seifenblase. Denn auch der Neubau einer Bibliothek steht auf brüchigen Beinen. Die Planungen für den ursprünglich auf 100 Millionen Euro bezifferten „Bücherturm“ wurden zwar auf 60 Millionen eingedampft, dennoch sieht es düster aus für das Leuchturmprojekt.

Denn der Hochschule fehlt das Geld. 78 Millionen Euro hat sie aus dem Modernisierungsprogramm des Landes bekommen, weniger als erhofft. Allein die Kosten für das Rotationsgebäude belaufen sich laut BLB auf 33 Millionen Euro. Da liegt es nahe, dass man sich die Kosten für den Grunderwerb sparen will. Geld für das Hörsaalzentrum sei in dem Modernisierungsprogramm nicht enthalten, auch nicht für den Bibliotheksturm. Die Uni will dieses Prestigevorhaben nicht beerdigen und baut auf Sponsoren.

Städtebaulich ist die planerische Kehrtwende der Hochschule für die Entwicklung des Universitätsviertels ein Rückschritt. Kann die Entwicklungsgesellschaft dem BLB nicht entgegenkommen? Ein Angebot, noch einmal über den Preis zu reden, soll der BLB dieser Tage abgelehnt habe. Allerdings ist der finanzielle Spielraum der Entwicklungsgesellschaft begrenzt. Investitionen für Kauf und Erschließung der Flächen wollen eingespielt werden. Allein der Park hat die Stadt vier Millionen Euro gekostet.

So bleibt es als Investoren beim Allbau, der städtischen Wohnungsgesellschaft, die ab Frühjahr 2011 im Uni-Viertel 70 hochwertige Mietwohnungen bauen will. Und beim Baukonzern Hochtief, der ebenfalls ab Frühjahr kommenden Jahres 50 Eigentumswohnungen errichten wird. Oder waren Studenten als Nachbarn gar nicht erwünscht?

Dirk Miklikowski, Allbau-Chef und EGU-Geschäftsführer verneint: „ Es war nicht die Absicht, die Hochschule über den Grundstückspreis aus dem Uni-Viertel zu drängen.“ Studentisches Leben sei erwünscht. Das spielt sich 2014 auf der „falschen Seite“ ab. Dann will die Uni ihre Neubauten beziehen.